Lusitano/Spanier beim Dressurturnier schlechter bewertet?

5 Antworten

Ich kenne mehrere "untypische" Pferde, die teilweise bis M erfolgreich laufen. 

Darunter Haflinger, Arabofriesen, ein PRE usw. Sogar Schecken kenn ich ;) 

Mittlerweile sind die meisten Richter darauf eingestellt und gerade in den Einstiegsklassen ist der Schwung etc noch ziemlich egal. 

Ich sehe sie nur dann schlechter bewertet, wenn sie "pseudo-barock" geritten sind ... leider beobachte ich eine bedenkliche Entwicklung, dass der Begriff "Barockreiten" als Erklärung für falsches Reiten verwendet wird. Nie in der Geschichte der Reiterei war eine Hängebauchpiaffe erwünscht, nie wollte man eine absolute Aufrichtung - schwarze Schafe gab es immer und gibt es heute noch, aber orientieren wir uns doch an denen, denen der Erfolg über die Geschichte Recht gibt. Diejenigen, die ich heute betonen höre, dass sie barock reiten, sind genau die, denen es nicht schnell genug gehen kann, die lieber an einer fragwürdigen Piaffe arbeiten, bevor sie sich nochmal Jahre mit der Dehnung der Oberlinie, der Entwicklung von Schub- und Tragkraft vorher befassen. Und dann wird gejammert, dass barocke Pferdetypen schlecht bewertet werden. Ein gut vorgestelltes Pferd wird gut bewertet, ein schlecht vorgestelltes schlecht und einem guten Richter ist dabei egal, welche wohlklingenden Lektionen zuhause geritten werden, der will sehen, dass das Pferd seiner Anatomie entsprechend sauber geritten wird.

Und grade ich, die bei einem Barockreiter lange Jahre Unterricht hatte, finde, der Richter hat dann auch Recht. Auch wir haben in der Jugend gelernt, an der Oberlinie, am Vortreten der Hinterhand, ... zu arbeiten, egal, ob wir auf einem Lusitano, auf einem Lipizzaner, auf einem englischen Vollblut, auf einem Warmblut, einem Deutschen Reitpony oder sonstwas saßen. Eigentlich gibt es keinen wirklichen Reitweisenunterschied, wenn man sich die Entwicklung der Lehre über die Jahrhunderte ansieht. Der Lehrer seinerzeit, der sein Pferd in Lektionen der Hohen Schule vorstellte, predigte uns das gleiche, wie ich heute auf Kursen einen Martin Plewa oder eine Ingrid Klimke oder eine Uta Gräf predigen höre. Lediglich das Ziel ist vielleicht ein anderes: Der eine möchte präsentieren, der andere im Sport erfolgreich sein, der dritte Jagden gehen, der vierte einfach nur vor sich hin reiten und dabei gesund bleiben.

Ich kenne einen Lusitano der bis S läuft... aber ist eben einer der nicht sonderlich viel Knieaktion hat und wie du beschrieben hast, einer der leichteren Zucht. Ich denke bis E-A ist das alles noch möglich... wenn man korrekt reitet. Da hier noch keine richtigen Trabverstärkungen etc. verlangt werden. Ab L wird es denke ich etwas schwieriger... hier wollen die Richter eben die Versammlung und die darauffolgende Rahmenerweiterung in den Verstärkungen deutlich sehen... Ich denke es ist immer Ansichtssache. Ich bin damals eine typische Friesenstute geritten... ein wahnsinnig korrektes Pferd, aber eben ohne viel Gang. In den E und A Dressuren haben wir nur goldene Schleifchen gesammelt... bei L hörte es dann auf... Auf den jetzigen Turnieren sehe ich in meinen Prüfungen (L) auch desöfteren eine mit einem Spanier... einmal habe ich ihr zugesehen, auf dem Abreiteplatz sieht das immer der harmonisch aus, aber aus den Prüfungen kommt sie nicht über 6,2 (was ich so mitbekommen habe)...

Ich denke, dass man in Dressurreiterprfg gut abschneiden kann, allerdings wird das etwas 'fremde' Gangwerk und der nicht einfach zu zähmende Hals (den die meisten ja haben) nicht so gerne gesehen, wie ein schwungvolles, leichtfüßiges Sportpferd. Grenzt meiner Meinung nach an Diskriminierung, aber in den Richtern steckt man ja leider nicht drin...

Auf Turnieren habe ich da keine Erfahrung. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass ein spanisches Pferd, welches von allein " in Haltung " läift, dies mit festem Rücken tun kann, und manche dann meinen , das Pferd ginge so schön durchs Genick, weil es ja den Hals so wölbt. Aber der Rücken ist fest, was mancher Reiter auch nicht merkt, weil diese Pferde sich trotzdem gut sitzen lassen. Aber ich schätze mal, die Richter sehen das und können es beurteilen. Wer aber kein Auge dafür hat, wundert sich dann, warum das Pferd nicht gewinnt - es scheint  doch alles sooo gut zu machen...