Litschi für Kaninchen?

9 Antworten

Für gewöhnlich essen Kaninchen kein Obst, da ihre Verdauung dafür nicht ausgelegt ist. Gelegentlich kann man Äpfel hinzugeben.

Aber auch wir mögen Dinge, die nicht 100%ig für unsere Verdauung ist. Geringe Mengen bringen also keine Gefahr. Man sollte es dann aber so verfüttern, als wären es Süßigkeiten, also für denn Genuss und nicht zum sättigen.


Steffert 
Beitragsersteller
 02.07.2018, 09:40

Das klingt plausibel und nett formuliert.
Danke sehr.

Aber woran es jetzt liegt plagt mich immer noch. Litschies sind ziemlich negativ behaftet in Futterlisten. ich frage mich warum.

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AiyanaKaze  02.07.2018, 09:50

generell werden exotische Früchte als negativ behaftet. In der Natur würden sie darauf nicht zurück greifen, weil es zu schweren Verdauungsprobleme führen kann. Warum Litschis besonders im Gespräch sind, kann ich leider nicht sagen.

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Im Verdauungssystem der Kaninchen spielen Bakterien eine ganz entscheidende Rolle. Zum Beispiel ist deren Blinddarm nicht einfach nur - wie bei uns - so ein kleines Überbleibsel, sondern ein entscheidender, aktiver Bereich der Verdauung.

Dieses Verdauungssystem und die darin enthaltenen Bakterien sind dafür ausgelegt, aus relativ karger, pflanzlicher Kost (Gräser, Blätter, Wildkräuter, etc.) das Maximum rauszuholen. Dass wir z.B. mit Möhren abnehmen, Kaninchen aber davon durchaus etwas pummelig werden können, liegt genau daran - die Kaninchenverdauung holt dort einfach den gesamten Zucker raus, während unsere menschliche Verdauung das einfach nicht kann :).

Und gerade zuviel Zucker kann das Milieu in der Verdauung so durcheinander bringen, dass die "guten" Bakterien, die für die Verdauung wichtig und nötig sind, kaputt gehen, während "schlechte" Bakterien (und z.B. auch Hefen) sich massiv vermehren - und dann für Chaos sorgen. Das kann so weit gehen, dass sich Gase bilden, die Kaninchen aber nicht einfach auspupsen können, weil ihnen dafür die Darmperistaltik fehlt. Da drückt dann der aufgepustete Darm auf Blutgefäße und andere Organe, was sogar zum Tode führen kann...

Deshalb ist Obst halt insgesamt nicht sonderlich geeignet für Kaninchen - zu viel Zucker. Ist für Kaninchen so wie für uns purer Zucker bzw. ganz extrem ungesunder Süßkram ;). Und bei exotischem Obst wie Litschis kommt dann noch hinzu, dass dort recht viel Säure enthalten ist, was die Bakteriennummer auch wieder negativ beeinflussen kann. Deshalb gibt man Obst sowieso nur in Kleinstmengen. Und dann halt möglichst die Sachen, die ein Wildkaninchen ab und an auch mal finden kann - also Sorten, die in den natürlichen, ursprünglichen Verbreitungsgebieten der Kaninchen wachsen, und das sind eher keine Litschis :).

Also ich finde mit der Aussage "in Kleinstmengen nach vorherigem Test" beantwortet die Sache doch schon.

Warum muss/will man seinem Kaninchen solche Früchte überhaupt geben? Was ist der Sinn dahinter?

Bleibt bei heimischem Obst mit geringerem Zucker- und Säuregehalt aber vor Allem Gras, Kräuter und Gemüse. Tropische Früchte haben in der Kaninchenernährung nichts zu suchen.


Steffert 
Beitragsersteller
 02.07.2018, 09:47

Aber warum?
Menschen haben auch verschiedene geschmäcker und probieren gerne. Warum zieht man da also den Strich? Nur weil es von weit her kommt?

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lapilliform  02.07.2018, 11:16
@Steffert

Steht doch oben: zu viel Zucker und zu viel Säure. Das tut dem Verdauungssystem der Kaninchen nicht gut.

Als Haustierhalter übernimmst du die Verantwortung für dein Tier. Du musst dafür sorgen, dass es ein gesundes, glückliches Leben hat. Dazu gehört auch eine verantwortungsvolle Fütterung, selbst wenn es noch "so süß" ist, wenn das Kaninchen eine Lychee oder Ananas anknabbert oder sich nach der Kirsche streckt.

Leider wird in Sachen Kaninchenernährung hauptsächlich im Bereich der Fleischindustrie geforscht, insofern interessiert Obst da eher weniger, da es weder "ökonomisch" (billig) noch notwendig ist.

Dementsprechend muss man sich in diesem Fall eben darauf stützen, was Kaninchen in freier Wildbahn fressen würden. Und da zählen tropische Früchte nicht dazu. Denn wie willst du als Halter feststellen, ob dein Kaninchen die angesprochenen Obstsorten verträgt? Vielleicht hat es keinen Durchfall aber Bauchkrämpfe? Wirst du eine Monate oder Jahre später auftretende Darmerkrankung auf die Obstfütterung zurückführen können? Sch** egal, denn dann ist es eh schon zu spät. Also fütter bitte entweder wissenschaftlich ermittelte Alternativen oder Sachen, die das Kaninchen in freier Natur auch finden kann. Ja, ab und zu ein Stückchen Apfel ist ok, genauso wie ab und zu tierisches Protein ok ist, denn beides fressen Wildkaninchen erwiesenermaßen in geringen Mengen. Aber dein persönliches Vergnügen rechtfertigt solche Experimente an deinem Tier nicht. Und einen anderen Grund gibt es für die Fütterung mit tropischen Früchten halt auch nicht.

Und ganz allgemein kann ich mich dann doch auf eine wissenschaftliche Publkation stützen: Gidenne (2000). Recent Advances In Rabbit Nutrition: Emphasis On Fiber Requirements. A Review. World Rabbit Science 8/1 p. 23-32.

Hier wurde herausgefunden, dass hohe Verhältnisse von leicht verdaulichen Ballaststoffen (Hemizellulose, Pektin) und/oder Stärke zu schwer verdaulichen Ballaststoffen (zb Lignozellulose) zu einer stark erhöhten Mortalitätsrate führt.

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lapilliform  02.07.2018, 11:20
@Steffert

Und da du mehrmals nach der genauen Abgrenzung von exotischem Obst fragst: das besitzt tendenziell mehr Zucker, mehr Säure, andere Enzyme und ist teilweise stärker Schimmelbelastet als heimisches Obst.

Du kannst ihm gerne eine Karotte aus Südamerika geben, wenn dein ökologisches Bewusstsein es zulässt...

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Deamonia  02.07.2018, 11:58
@Steffert

Menschen leben aber auch überall in der Welt, schonmal ein Kaninchen im Dschungel gesehen?

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Steffert 
Beitragsersteller
 02.07.2018, 12:24
@Deamonia

Wikipedia:
""Die ursprüngliche Verbreitung des Wildkaninchens nach dem Ende der Weichsel-Kaltzeit beschränkte sich auf den größten Teil der Iberischen Halbinsel, Südfrankreich und Nordafrika.[1] So leitet sich der Name Spanien vom Phönizischen ab und bedeutet eigentlich „Land der Schliefer“, weil die Phönizier die dort heimischen Kaninchen nicht kannten und sie mit dem Wort für die ihnen aus Afrika bekannten Schliefer bezeichneten. Seit der Antike wurde es in Italien und Westeuropa eingebürgert, im Mittelalter wurde es nach Frankreich und auf die Britischen Inseln gebracht, in der frühen Neuzeit nach Deutschland, 1934 auf die Insel Sweti Iwan in Bulgarien sowie auf viele weitere Inseln in allen Ozeanen.

Heute lebt die Art in ganz Europa außer im mittleren und nördlichen Skandinavien und Island. Im 18. und 19. Jahrhundert wurden Kaninchen in Australien (1788 und 1859)[1] und Neuseeland ausgesetzt. Darüber hinaus wurden sie in Südafrika und Nordamerika eingebürgert sowie Mitte des 20. Jahrhunderts auch in Südamerika, nach mehreren erfolglosen Versuchen seit Mitte des 19. Jahrhunderts.[1] Außerdem lebt es auf zahlreichen Inseln des Pazifik, vor der afrikanischen Küste und in der Karibik.[1]""

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Bild zum Beitrag

Laut Kaninchenwiese sind kleine Mengen ok. Allerdings würde mich interessieren ob mit oder ohne Schale. Kleine Mengen wegen dem hohen Fruchtzuckergehalt (!)

 - (Gesundheit und Medizin, Tiere, Kaninchen)

Stöber mal auf dieser Seite unter Ernährung: https://www.kaninchenwiese.de

Da kann man die Aussagen so glauben wie sie dort stehen.

Ich habe meinen Kaninchen nie Obst gegeben, da einfach nicht wichtig für die Ernährung.


Steffert 
Beitragsersteller
 02.07.2018, 09:46

Wow. Deine hat mir sogar noch eine Erklärung dafür gegeben. Nur jedoch keine warum die Exotischen früchte speziell gemieden werden sollen.
Obst sollte nicht gefüttert werden wegen Hefepilzen. Das wusste ich nicht. Danke!

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