Lernen mit Karteikarten - nutzlos?

7 Antworten

Allein das Schreiben einer handschriftlichen Karteikarte ist bereits wichtiges Lernen, denn man muss sich mit den Informationen beschäftigen und dann selbst entscheiden, was man auf die Karte mit aufnimmt und was nicht. Dadurch hat man bereits mehr mit den Informationen gemacht, als jemand, der sich ne App mit vorgegebenen Informationen runterlädt.

Bei Vokabeln sollte man darauf achten, dass man immer auch einen Kontext oder einen eindeutigen Satz hat, damit man weiß, wann und wie man das Wort verwenden kann. Einfach bloß das Wort und eine deutsche Übersetzung ist dann tatsächlich eine eher schlechte Vokabelkarte.

Für das anschließende Wiederholen bietet sich das Leitner-System an, bei dem gewusste Informationen erst in immer späteren Zeitabständen erneut geprüft werden.

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Lernkartei

Hallo,

nein, Vokabellernen mit einem Karteikasten ist nicht nutzlos. Wie effektiv es ist, hängt aber auch immer davon ab, wie die Karteikarten "gestaltet" sind und kann auch nur ein Baustein beim (Er)lernen einer Sprache sein.

So reicht es eben nicht, Vokabeln einfach nur auf der einen Seite z. B. auf Deutsch und auf der anderen Seite z. B. auf Englisch aufzuschreiben und sie dann stur auswendig zu lernen.

Stattdessen sollte folgendes zusätzlich notiert und gelernt werden:

• ggf. die Bedeutung in der jeweiligen Muttersprache

Beispielsätze

Redewendungen

grammatikalische Besonderheiten (z.B. gefolgt vom Gerund und/oder to-Infinitiv, dazugehörige Präposition(en), unregelmäßiger Plural usw.)

Wortfamilien, also Nomen, Verb, Adjektiv, z. B.

- attraction - attract - attractive

Bears are shy. Conflicts arise when they are ....attracted............ to human food. (attraction)

Weitere Beispiele:

- safety - save - safe

- aggression - aggressive - aggressor

- suggestion - suggest -suggestible

usw.

(de.scribd.com/doc/21322908/Cambridge-Dictionary-Word-Families-Building-Possibilities)

Opposites - z. B.

Adjektive: groß - klein, kalt - warm, jung - alt, arm - reich usw.

Verben: suchen - finden, aufwachen - einschlafen, (hin)setzen - aufstehen

Synonyme - z. B.

(an)wachsen, steigen, klettern, nach oben schnellen, zunehmen, größer werden, ...

reduzieren, schrumpfen, abfallen, (ab)stürzen, abnehmen, weniger werden, ...

Phrasale Verben - Verben, die je nachdem mit welcher Präposition sie verwendet werden, unterschiedliche Bedeutungen haben - z. B.

look = schauen, sehen - aber

  • look at = anschauen
  • look for = suchen
  • look after = sich kümmern um, aufpassen auf
  • look forward to = sich freuen auf
  • ...

Da Wörter "(kon)textbezogen" unterschiedliche Bedeutungen haben, die man unmöglich alle von Anfang an aufschreiben kann, sollten Vokabelkarten mit der Zeit – wenn man auf neue Bedeutungen trifft - ergänzt werden.

Bei der Verinnerlichung von Vokabeln hilft es, alle Sinne anzusprechen (sehen, hören, riechen, schmecken, fühlen / anfassen). Also dürfen auf Vokabelkarten z. B. auch Bilder gemalt werden, lassen sich in digitale Vokabeltrainer auch Audio- und Videodateien z. B. für die Aussprache einbinden.

Daneben lassen sich bei Letzteren auch gut kurze Übungen (gap text etc.), Rätsel (crossword, word search, etc.), Spiele (Stadt, Land, Fluss, Teekesselchen, Taboo, Memory, Bingo, Scrabble uvm.) einbinden.

Die meisten Schulen in Bayern empfehlen phase6, als Vokabeltrainer, zu dem es auch Vokabelpakete zu den meisten Englisch-Lehrbüchern gibt. Den muss man aber kaufen. (siehe: phase-6 . de / opencms / Homepage /)

Pons bietet eine kostenlose Vokabeltrainer-App an, siehe: de . pons . com / specials / apps

oder gib bei Google - Vergleich Vokabeltrainer ein und folge den Links, z. B. diesen hier:

- http://fremdsprachenweb.net/tipps/vokabeltrainer.htm

- https://www.sprachheld.de/besten-vokabeltrainer-apps/

- https://www.pcwelt.de/a/download-die-10-besten-vokabeltrainer,2558959

Auch Stiftung Warentest hat Vokabeltrainer getestet. https://www.test.de/Apps-Vokabeltrainer-Englisch-Lernhaeppchen-4236368-0/

Egal ob man sich für das gute, alte Vokabelheft, einen analogen Karteikasten oder einen digitalen Karteikasten/Vokabeltrainer entscheidet, wichtig ist, dass man regelmäßig übt. Jeden Tag 10 - 15 Minuten bringen mehr als wochenlang nichts tun und dann Endlossitzungen von einer Stunde und mehr.

Weitere Bausteine beim Vokabellernen:

fremdsprachiges Tagebuch schreiben

fremdsprachiges Fernsehen schauen

Videos in der Fremdsprache schauen

fremdsprachiges Radio hören

fremdsprachige Podcasts hören

fremdsprachige Bücher lesen

Tipp zum Lesen fremdsprachiger Bücher:

Nicht jedes neue, unbekannte Wort nachschlagen, aufschreiben und lernen, sondern nur Schlüsselwörter oder wenn sich ansonsten der Sinn einer Passage nicht erschließt. Sonst wird es schnell zu viel und man blättert mehr im Wörterbuch, als dass man liest. So verliert man schnell den Spaß am Lesen. Viele Wörter erklären sich ja auch bereits durch den Kontext.

fremdsprachige Zeitungen, Zeitschriften und Comics lesen, z.B.

Voxeurop

Die Zeitung lesen, sich über Europa informieren und dabei Fremdsprachen lernen. Das ermöglicht Presseurop, eine mehrsprachige Internetseite, die Zeitungsartikel mit Schwerpunkt Europa aus europäischen und internationalen Medien in zehn EU-Sprachen anbietet.

voxeurop.eu/de

(Neben deutsch und englisch kann man hier noch 8 weitere Sprachen einstellen, auch französisch und spanisch.)

DVDs auch mal in der Fremdsprache schauen (v. a. wenn man den Lieblingsfilm auf Deutsch eh schon in- und auswendig kennt.)

• sich einen fremdsprachigen Sprach- oder Konversationskurs (z.B. VHS), eine Theatergruppe, einen Stammtisch, einen Lesezirkel usw. suchen

- Skype ist heutzutage eine tolle Möglichkeit, fremdsprachige Muttersprachler als Gesprächspartner zu finden.

- eine Deutsch- fremdsprachige Gesellschaft

- ein Sprachtandem-Partner: tandempartners.org, tandempartner.net

- Email-, Brief- und Chatfreundschaften in aller Welt findet man u.a. bei:

- interpals

- penpals de

Sollte der Heimatort eine entsprechende Partnerstadt haben, sollte es auch darüber eine Möglichkeit für Brieffreundschaften geben

- Auch privat, mit Freunden, Familie usw. die Fremdsprache sprechen und Alltagssituationen nachstellen: Tagesablauf, Kochen, Einkaufen, Arzt, Kino, Theater, Krankenhaus, Bäcker, Museum, Bahnhof, Flughafen, Hotel, Restaurant usw. 

:-) AstridDerPu

Wenn man kurz vor einer Prüfung ist (weniger als eine Woche ca.), dann kann das helfen, weil man sich dann noch gut an die Vokabelpaare erinnern kann. Langfristig bringt das nichts, weil man die Vokabeln nicht im semantischen Zusammenhang lernt.


earnest  13.06.2020, 07:08

Das stimmt so nicht. Du kannst auf der Karteikarte einen jeweils passenden Satz mitlernen. Einfach nur bei komplizierten Vokabeln dazuschreiben.

1
Edding89  13.06.2020, 13:51
@earnest

Auch das hilft nur bedingt. Natürlich kann ich einen Satz mit "retaliation" lernen und einen Satz mit "vengeance". In beiden Fällen irgendwas mit "Vergeltung". Doch in einigen Zusammenhängen (und damit meine ich dann den gesamten Text) ist retaliation besser, in anderen vengeance. Erst, wenn man einem Begriff in vielen unterschiedlichen Texten begegnet, lernt man mit der Zeit, was das Wort tatsächlich bedeutet und wann das eine, wann das andere besser ist.

0
earnest  13.06.2020, 13:54
@Edding89

Das ist doch selbstverständlich. Aber beim "Karteikartenlernen" geht es nicht um Spezialfälle, sondern fast immer um den Grundwortschatz, und, wenn's denn weitergeht, um den Aufbauwortschatz.

0
MangoAvocado 
Beitragsersteller
 13.06.2020, 07:08

Bei Sprachen kann ich das verstehen, da man Wörter nicht nur übersetzt lernen kann, um flüssig sprechen zu können. Wie sieht es aber mit z.B. Geschichts-Fakten oder chemischen Verbindungen aus? Also alles andere, was Sprachen nicht betrifft.

0
earnest  13.06.2020, 13:56
@MangoAvocado

Das "geht" selbstverständlich auch mit Karteikarten. Aber: DIE einzig richtige Lernmethode gibt es auch hier nicht. Es gibt die richtige INDIVIDUELLE Lernmethode. Dabei hilft Ausprobieren.

0

Das Problem sind nicht die Karteikarten, sondern das Pauken isolierter Wörter ohne Zusammenhang. Das kann man mit dem einen oder anderen einzelnen Wort mal machen, aber auch dann ist die Karteikarte nicht das idealste. Man muss die gepaukten Wörter anwenden, und zwar in einem sinnvollen Zusammenhang.

Beim Einprägen einzelner Wörter helfen Mnemotechniken besser. Manch einer nennt sie auch Eselsbrücken. mnemo (griechisch) = merken. Beispiel:

entonces (spanisch) = dann

Die Merktechnik ist »Ente 11 s«. Warum 11? Weil die 11 auf Spanisch once heißt. Im Prinzip reicht schon die Ente, damit einem entonces einfällt.

Noch ein Beispiel:

cubare (lateinisch) = liegen

Die Kuh liegt auf der Bahre.

Gruß Matti