Lässt sich Psychotherapie über das Sozialamt finanzieren?
Die Situation ist wie folgt:
Sämtliche Psychologen mit Kassenzulassung sind in meiner Region voll, bieten nicht einmal die Möglichkeit einer Warteliste. Ich habe auch jahrelang versucht, bundesweit Psychologen nach einer Online-Therapie zu fragen und wurde ebenfalls nur abgelehnt. Psychologen ohne Kassenzulassung oder Heilpraktiker für Psychotherapie kann man auch nicht mehr über die Krankenkasse finanzieren, wenn kein anderer Psychologe verfügbar ist, das Gesetz wurde vor Jahren abgeschafft.
Ich habe nun eine einzige Heilpraktikerin für Psychotherapie gefunden, die in meiner Region lebt, die notwendige Traumatherapie anbietet und auch einen Platz für mich frei hat. Nun versuche ich, diese Therapie über den Fond für sexuellen Missbrauch zu finanzieren, nur leider erfüllt diese Heilpraktikerin nicht die Voraussetzungen, damit das möglich ist.
Meine Idee ist jetzt, das Sozialamt einzubeziehen und als Kostenträger ins Boot zu holen, nur wie ließe sich das argumentieren? Google sagt, wer nicht krankenversichert ist und sich in einer finanziellen Notlage befindet, kann die Kosten für Therapie über das Sozialamt abrechnen, das entspricht nur leider nicht exakt meiner sehr speziellen Situation. Hat hier vielleicht jemand Erfahrung mit der Thematik und kann mir sagen, wie ich argumentieren müsste oder wie ich die Therapie sonst finanzieren kann? Ich bin aktuell in einer schlimmen Krise und weiß wirklich nicht mehr weiter.
5 Antworten
Das wird in der Regel nicht funktionieren.
Insbes. nicht bei einer Heilpraktikerin.
Bei einem approbierten Psychotherapeuten, der nachweisen kann, dass eine besondere Qualifikation für traumafokussierte Psychotherapie vorliegt (Zertifikat "Spezieller Psychotraumatherapie (DeGPT)"), sieht das anders aus, wenn eine entsprechende dringliche Indikation besteht.
Diese Indikation wird einerseits über den PTV11 einer psychotherapeutischen Sprechstunde gestellt. Es kann sein, dass die Krankenkasse (und die wäre in dem Fall zuständig) auf eine differenziertere Indikationsstellung besteht.
Diese erfolgt entweder in einem Bericht nach einer stationären Behandlung in einer Trauma-Fachklinik (was tatsächlich auch unabhängig davon dringend anzuraten ist), alternativ durch eine "Begutachtung reaktiver psychischer Traumafolgen (DeGPT) im sozialen Entschädigungsrecht und in der gesetzlichen Unfallversicherung", wo auch geklärt wird, ob es sich um eine reine Traumatherapie, dann außerhalb der Krankenkasse, oder um eine traumafokussierte Psychotherapie (in der Regel Krankenkassenleistung) handelt.
Mit so einer Indikation ist die Chance, sofern keine spezifische Psychotherapie vermittelt werden kann, auf eine Kostenerstattung bei einem entsprechend nachgewiesen qualifizierten Psychotherapeuten durchaus möglich.
Das Problem ist halt, dass es in meiner Region überhaupt keine Traumatherapeuten gibt und ich auch schon seit Jahren deutschlandweit nach einer Onlinetherapie suche, ebenfalls erfolglos. Deshalb ist diese Heilpraktikerin für Psychotherapie ja mein letzter Strohhalm. Und um in eine Klinik zu können, müsste ich irgendwie drei Katzen und vier Aquarien in Betreuung kriegen, für mehrere Wochen. Da findet sich aber auch niemand und auch da suche ich seit Jahren. Trotzdem danke für die wirklich fachkundige Antwort, die ich leider gerade erst gesehen habe, deshalb meine späte Reaktion.
"Psychologen ohne Kassenzulassung ... kann man auch nicht mehr über die Krankenkasse finanzieren, wenn kein anderer Psychologe verfügbar ist, das Gesetz wurde vor Jahren abgeschafft."
Das stimmt nicht! Wenn in zumutbarer Zeit keine kassenzugelassene Praxis einen Platz anbieten kann, liegt Systemversagen vor und die Kasse muss die Kosten für eine Therapie bei einem anderen Therapeuten mit gleicher Qualifikation erstatten (Heilpraktiker nicht, machen aber manche Kassen). Ist aufwendig, aber machbar.
Du brauchst auch keinen spezifischen Traumatherapeuten, weil approbierte Psychotherapeuten in ihrer Ausbildung lernen, Patienten mit jeder psychischen Störung zu behandeln.
Ich denk nicht, dass das klappt. Das klappt schon bei den Kassenpatienten nicht mit der Kostwnübernahme
Wenn es dir so schlecht geht, könntest du die Therapie doch auch selbst bezahlen... Ist dir deine Gesundheit so wenig wert?
Gerade deine HP für Pschotherapie wäre doch eine Möglichkeit. Sie lässt sicher mit sich reden, wenn du sehr wenig Geld hast.
Ich weiß, das klappt nicht bei Jedem, aber diese Möglichkeit wird leider allzu oft völlig übersehen.
Mir ging es darum, dir diese Möglichkeit aufzuzeigen, denn viele sind so darauf fixiert, dass die Kosten von der KK übernommen werden, dass sie das Selbstzahlen gar nicht mehr für möglich halten.
Wenn du momentan dich in einer Krise befindest, dann ist das ein Notfall!! Darum kannst du in die nächste Notfallaufnahme gehen und dir dort Hilfe holen.
Dieser Weg steht mir leider nicht offen, ich habe mehrere Haustiere und bin sozial komplett isoliert, habe also niemanden, der die Tiere betreut. Außerdem ist eine Notaufnahme immer mit Wachsaal, eingeschlossen sein und mit Medikamenten vollgestopft werden verbunden. Das ist keine Hilfe, sondern weitere Gewalt.
Es ist wohl kaum die Frage, ob meine Gesundheit mir das wert ist, wenn ich mir nichtmal ausreichend zu essen leisten kann. Leb mal ne Weile von Sozialhilfe, vor allem wenn du noch Nahrungsmittelunverträglichkeiten hast und dann erzähl mir nochmal, dass ich die Therapie selbst zahlen könnte...