Kunstoff Teile selber gießen aus alten Spulen?
Hallo,
Könnte man manche leeren Kunstoffspulen beim 3D Druck selber zu Kunstoffteilen wie z.b. Winkel recyceln wenn man sie in entsprechende, hitzefeste Silikonformen gießt?
Mit Spulen aus ABS und PS geht das ja auf jeden Fall nicht, weil dabei Styrol frei wird, das man in größeren Mengen nicht in seiner Küche haben will. Oder entsteht Styrol nur beim erhitzen bis zur Zersetzung? Beim Druck von ABS ist es ja schon im Druckraum.
Aber was ist z.B. mit Spulen aus PC (potentiel BPA haltig) oder Spulen aus anderen Kunstoffen wie z.b. PE oder aus was man Spulen sonst noch so machen könnte?
Welche Kunstoffe wären den unbedenklich, weil kaum eine Spule ist ja aus PLA, das ich persönlich für unbedenklich erachten würde.
Würde mich über eine Antwort freuen.
5 Antworten
Kunststoff kann man nich giessen, der muss Druck gespritzt werden.
Allenfalls mit einer Silikonpresse, man müsste dann aber die Kartusche aufheizen und Tülle und Kartusche müssten aus Metall sein.
Grundsätzlich kann man Kunststoffe in dieser Art und Weise wie du es hier vorhast nicht gießen, dazu sind die zu zäh, werden im Spritzgußverfahren verarbeitet. Vertraue einem der das Zeug herstellt ;-) Gießen klappt nicht. Du könntest natürlich, die technischen Voraussetzungen vorausgesetzt, Filament selbst Herstellen, indem du den Kunststoff einschmilzt und durch eine entsprechende Düse drückst, aber das sind Bastelprojekte in sehr großem Ausmaß. Du würdest hier einen halbwegs professionellen, isolierten Extruder benötigen, mit entsprechenden Heizelementen, mehreren Heizzonen und einer oder zwei Förderschnecken. Danach müsste das Produkt auf eine exakte dicke gebracht werden und kontinuierlich abgezogen und gekühlt werden bevor es aufgewickelt wird. Geht alles, kann man basteln, aber ist viel Arbeit und kostet viel Geld.
Ich habe aber mal ein interessantes Projekt gesehen bei dem sich Jemand kleine Schubladen gedruckt hat um die Filamentspulen als Sortierkästen für Kleinmaterial zu nutzen, das fand ich recht interessant, schau mal hier:
https://www.thingiverse.com/search?q=Filament+spool+drawer&type=things&sort=relevant
"unbedenkliche Kunststoffe" in dem Sinne gibt es eigentlich nur aus zertifizierter Herstellung, da man aber selten weiß wo die Kunststoffe genau herkommen, bzw. die Spulen, würde ich nie davon ausgehen das diese unbedenklich sind. Es gibt genug "Billigkunststoffe" bzw. "nicht typgerechtes Material" das für solche Sachen eingesetzt wird, in dem alles mögliche drin sein kann...
Probiere es doch einfach aus. Sorge für gute Lüftung (am besten ein Abzug oder eine Absaugung nach draußen).
Kunststoffe haben keinen definierten Schmelzpunkt, sondern ein breites Schmelzintervall, da die Kettenlänge von Thermoplasten nicht einheitlich ist. Je wärmer du es machst, desto flüssiger wird der Kunststoff. Günstig wäre es auch, wenn die Form beheizt wäre, was den Kunststoff in feine Ritzen eindringen lässt.
In Kunststoffen sind immer Monomere enthalten, die nicht reagiert haben und dann ausgasen. Daher "stinkt" es, wenn man ihn erwärmt. Wird er zu stark erwärmt, dann zersetzt er sich. Taste dich also langsam mit der Temperatur von unten heran.
Ich glaube zwar auch nicht das das funktionieren kann, dazu ist der MI viel zu Niedrig (MI= Melt Index, Schmelzindex). Was du allerdings zuhause machen kannst ist dir einen Miniextruder selber bauen und Supports und co. wieder zu Filament verarbeiten.
Hallo ManuBeng,
das wird nicht funktionieren. Du hast Zuhause keine Möglichkeit den Kunststoff in einer entsprechend kurzen Zeit aufzuschmelzen. Alles was du im Ofen machst dauert solange das der Kunststoff dauerhaft geschädigt wird und du bekommst es auch auf die Art in keine Form.
Du musst dir die Viskosität der meisten Kunststoffe auf Verarbeitungstemperatur wie sehr zähen Honig vorstellen der läuft nicht freiwillig irgendwo hin. Genauso wie deine schmelze vom 3D Drucker ja auch stehen bleibt.
Also brauchst du zum Formen viel Druck das heißt im Bereich von 100-2000bar je nach Verfahren und Teil.
Wenn du sowas machen wollen würdest bräuchtest du mindestens eine Mühle und eine Kolbenspritzgußmaschine. Dazu bräuchtest du dann noch passende Formen und schon könntest du dir kleine Kunststoffteile selber herstellen. Kosten vermutlich knapp 5 stellig.
Ich würde dir raten Bastele aus den Spulen direkt etwas oder ab in die gelbe Tonne.
liegst du garnicht so falsch. Die Mühle wäre dann ein Extruder und die Formen müssten aus hochbeständigem Metall sein, beheizbar. Wir haben in der Ausbildung damals Schüsseln gepresst, die Maschine hätte locker 2 Wohnzimmer gefüllt und hat einen Lärm gemacht den man in seiner Nachbarschaft nicht vertreten kann.
Einen Extruder mit so einem großen Einzug bekommst du nicht bzw. ist preislich jenseits von gut und Böse. Einfache Mühle ist da viel besser:
https://www.resale.de/rapid-schneidm%C3%BChle-2036-ku-schneidem%C3%BChlen/Nr-146891869
Und Spritzgußwerkzeuge aus Alu tuen es auch wenn man nicht alles auf Teufel kommt raus ausreizen will.
Grundsätzlich ist Kunststoff, wie auch MiniMinijobopa schon gesagt hat kein Material das du "gießen" kannst. Das mit der Metallkartusche und Tülle kannst du komplett vergessen, in der Regel schmilzt der Kunststoff bei ca. 190 Grad Celsius. Jedwedes Material das an der Verarbeitung beteiligt sein soll müsste also Temperaturstabil sein, sprich mindestens 220-250 Grad aushalten und mit einer 200 Grad heißen Appartur willst du in der Küche nicht rumspielen.
Grundsätzlich würde ich auch davon absehen jedweden Kunststoff zu verarbeiten von dem ich nicht genau weiß was drin ist. Du hast selbst schon Styrol und BPA angesprochen, hier könnten aber auch viele andere Inhaltsstoffe noch dazu kommen, man kann nie wissen was in Fernost in die Spulen gemischt wird.
Grundsätzlich wäre es durchaus möglich sowas zu bauen, es gibt ja einige recyclinggeräte für ABS / PLA Reste und Drucke, warum auch nicht, aber die Kosten für sowas sind schon recht hoch. Ich denke nicht das es da eine vernünftige Lösung geben würde die finanziell überhaupt irgendeinen Sinn machen würde, geschweige denn Umwelttechnisch vertretbar wäre. Du müsstest zumindest eine Spritzgussform aus Metall haben die auf die 200 Grad aufgeheizt wird, einen Extruder zum homogenisieren (einen echten, nicht so ein Teil wie am 3D Drucker), kann man sich durchaus alles selber bauen, aber die kosten sind immens, ich glaube dafür kannst du locker 5 oder 10 Jahre lang jeden Tag Drucken ohne auf +/- 0 rauszukommen...
In meinem Makerspace um die Ecke wird auch an so einer Anlage getüftelt. Das Thema ist mir also bekannt. Und auch warum die da schon seit dem ich dabei bin (1Jahr) Planen und überlegen.... Weils halt echt nicht sooo einfach ist.
Ich hab mir ehrlich gesagt damals auch selbst Gedanken darum gemacht, aber am Ende weiß ich was in solchen Spulen alles drin sein kann, aus EU-Sicht. Was die in Fernost alles da reinklatschen will ich garnicht so genau wissen. Für einen Makerspace allerdings eine Recyclingmaschine zu bauen ist ne coole Idee, kommt halt auf die Größe an... Für Kleinstmengen sollte das kein Problem sein.
Da ich ja eh schon silikon und kunststoffreste habe, werde ich das tatsächlich einfach mal austesten. Auch wenn hier viele mit Sachverstand davon abgeraten haben. Von den Spulen werde ich dann aber erstmal die Finger lassen sondern Fehldrucke und Support verarbeiten.