Kritik an Eltern ausüben = respektlos?

15 Antworten

Nein ich empfinde es nicht als respektlos. Ich habe mir als Kind schon auch raus genommen meine Eltern zu kritisieren. Das haben sie sicher nie gerne gehört und Kinder sind auch oft sehr ehrlich und kratzen da schon mal arg in Wunden aber auch Eltern müssen sich reflektieren und sind nicht unfehlbar.

Heute als Mutter lasse ich mich von meinem kleinen Sohn (5 Jahre) auch kritisieren. Zugegeben es ist noch Kritik die nicht so schlimm ist. Er hält mir nur den Spiegel vor wenn ich unfair bin oder mich an meine Regeln für ihn oder an Absprachen selbst nicht halte. Ich kann mich dann auch entschuldigen und nehme ihn ernst.

Da mein Mann und ich auch Vorbilder sind, müssen wir ihm auch vorleben kritikfähig zu sein, andere erst zu nehmen und nicht sich Rechte raus nehmen nur weil man am längeren Hebel sitzt, größer oder stärker ist. Natürlich abgesehen von Rechten, die man hat weil man älter ist – Alkohol trinken, lange wach bleiben, in die Disko gehen, Horrorfilme gucken usw. und dem Punkt das man Verantwortung trägt und sein Kind schützen muss.

Man steht nicht über seinen Kindern. Man weiß nur (häufig) mehr. Wenn man zu Unrecht kritisiert wird kann man ja sicher auch mit Argumenten dem Kind erklären warum es falsch liegt. Und wenn ein Kind frech und unfair wird ist es keine Kritik mehr sondern hysterisches Verhalten. Das wird weder bei Erwachsenen noch Kindern je dazu führen, dass man erst genommen wird. Aber auch das finde ich nicht respektlos. Man muss Kindern auch mal zugestehen, dass sie mal schlechte Tage und Laune haben - wie Eltern übrigens auch ;-)

es kommt immer auf den fehler an.

und auf die situation.

und natürlich auf die eltern.

familieninterne dinge kann man nicht neutral diskutieren. das leben besteht nun mal nicht aus worten.

kritik? ausdiskutieren? nein.

aber verbesserungsvorschläge

es ist einfach so, dass in einer familie immer jemand das letzte wort hat. so oder so. und es gehört zu einer guten erziehung dazu, dass kindern ermöglicht wird, mit der zeit verantwortung zu übernehmen. und dazu gehört eben, dass man aufgaben abgibt. mit dem annehmen von aufgaben, entsteht auch eine verantwortung.

wenn ich einen jungen menschen dazu erziehen will, eines tages sein leben erfolgreich in die eigene hand zu nehmen, muss ich mich auch damit abfinden, dass dieser mensch übung braucht, um sich "da draussen" zurecht zu finden. mit dem "loslassen" verändern sich die positionen.

ein gutes beispiel dafür waren meine grosseltern, aber besonders meine grossmutter, da sie sehr alt geworden ist.. sie hat mit der zeit die aufgaben auf meinen vater übertragen, konnte loslassen. und mein vater ist seiner mutter immer mit respekt begegnet. und auch ich habe von ihr aufgaben übertragen bekommen. ich habe sie immer respektiert, auch wenn ich meine ansicht gegenüber ihrer ansicht durchgesetzt habe.

das geheimnis ist der gegenseitige respekt. wenn ich meine kinder nicht respektiere, werden sie mich auch nicht respektieren.

aber das ist im prinzip auch bei jedem tier so, mit dem ich zu tun habe.

respekt ist keine frage der autorität, respekt muss man sich verdienen.

Achtet man auf die Wortwahl und hat gute Argumente, ist eine Kritik nicht verletzend oder respektlos, sondern damit wird versucht, etwas anzusprechen und zu lösen.

Wenn Kinder meinen, dass ihre Eltern überzogen oder falsch reagiert oder gehandelt haben, können sie durchaus mit ihren Eltern reden, aber möglichst ruhig und sachlich, damit sie auch ernstgenommen werden können.

Eltern sollten dazu bereit sein (können), wenn sie in ihren Kindern keine Befehlsempfänger sehen.

Es ist nicht respektlos, die Eltern zu kritisieren. Es gehört zum Abnabeln dazu, zum Erwachsenwerden. Es ist wichtig, eine eigene Meinung zu entwickeln. Aber für beide Seiten ist es eine anstrengende Zeit, weil man sich unverstanden fühlt. Das geht den Eltern so und den Kindern auch.

Der Ton macht die Musik. Da ist manches möglich, um ein faireres Gespräch hinzubekommen.

Ich habe meine Mutter in der Pubertätszeit fix und fertig gemacht mit Worten. Weil sie wirklich so viel Mist gemacht hat und aus ihren Fehlern nicht lernte. Ich habe mich oft für sie geschämt.

Unsere Beziehung wurde tatsächlich erst besser, als ich mit 20 ausgezogen bin. Es sollte ein triumphierender Tag für mich werden, aber es war ein ganz trauriger.

Die Beziehung wurde besser, wir haben uns beieinander entschuldigt. Als meine Mama vor 12 Jahren gestorben ist, war ich an ihrem Bett und konnte dann wirklich von ganzem Herzen sagen: "Du warst eine gute Mutter."

Schuldige, ich schweife ab. Lange Rede, kurzer Sinn: Kritik an den Eltern ist o.k., aber lern aus meinen Fehlern, dann ersparst Du Dir und Deinen Eltern viel Schmerz.


lovecooky 
Beitragsersteller
 05.08.2014, 21:38

Das tut mir wirklich leid und ich danke dir für deine Antwort.

Gerade in der Pubertät ist man natürlich in einer Phase, in der man Eltern oft nichts Gutes wünscht. Zumindest kommt es mir so vor.

Und natürlich werde ich keinen respektlosen Ton annehmen. Nur leider wird es oft von anderen so aufgefasst. :)

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Steht dem Kind nicht zu, die ...

Nein. Grundsätzlich steht dem Kind erst mal gar nichts zu. Abgesehen von Ausnahmen.

Eingedenk der Tatsache, daß sich Eltern viele Jahre aufopferungsvoll um ihr Kind kümmern - und dabei einen Großteil ihres bisherigen Lebens für das Kind aufgeben - eingedenk der Tatsache, daß man dem Kind jahrelang der Ar... gewischt, es gefüttert, gewickelt, seine vollgeschi... Windeln gewaschen (ich kenne nämlich noch Baumwollwindeln), es angezogen, ihm die Schnürsenkel zugebunden, ihm die Stullen gemacht, ihm seinen Dreck (und der ist nicht wenig) hinterhergeräumt, es zur Kita und zur Schule gebracht, es gepflegt, wenn es krank war, es getröstet, wenn es hingefallen ist, seine Wäsche gewaschen, viele zigtausend Euro in das Kind investiert hat - und, und und - eingedenk dieser Tatsache halte ich es in der Tat für respektlos, wenn ein Kind, das bislang nichts geleistet hat, sich dann anmaßt, seine Eltern zu kritisieren.

Ich halte es übrigens auch für respektlos, wenn ein Kind glaubt, es dürfe mit seinen Eltern so reden und umgehen, wie mit seinen Kumpels. Insbesondere meine Tochter ist seinerzeit auch regelmäßig mit mir allein schon wegen ihrer unangemessen großen Klappe zusammengerasselt. Sie hat geglaubt, weil ich nicht so einer Xanthippe wie ihre Mutter bin, könne sie's mit mir machen. Den Zahn mußte ich ihr hin und wieder ziehen.

Und wenn sie sich erdreistet hätte, mich zu kritisieren - jedenfalls in Punkten, die sie nichts angehen, dann hätte ich das in der Tat als persönlichen Angriff bewertet und entsprechend reagiert.

Es gibt in der Familie eine natürliche Rangordnung. Und die erfahrensten und leistungsstärksten Familienmitglieder sind auch immer die ranghöchsten. Aufgrund ihrer Erfahrung und ihrer Leistungsstärke, bestimmen sie, wo es langgeht. Davon profitiert die ganze Familie. Und wenn ein Heranwachsender versucht, gegen diese natürliche und sinnvolle Rangordnung anzugehen, dann werden ihm seine Grenzen aufgezeigt. Das ist bei den Elefanten, bei den Wölfen, bei den Affen - es ist bei allen Säugetieren so... Es ist nur in den Menschenfamilien nicht so, in denen die Eltern mit der Erziehung überfordert sind.

Und jetzt zur Ausnahme: Ich finde, ein Kind hat das Recht, seine Eltern zu kritisieren, wenn es selbst von ihnen unfair oder schlecht behandelt wird. Das ist aber nicht damit zu verwechseln, daß ein Kind gelegentlich findet, daß es unfair oder schlecht behandelt wird.

Interesante Frage übrigens. Und nein, bitte versteh meine Antwort nicht als Kritik an Dir! :-)


lovecooky 
Beitragsersteller
 05.08.2014, 22:10

Gut, ich hätte diese Frage schon fast als Kritik verstanden. Dabei treffen deine Punkte auf mich bezogen eigentlich nicht zu (die Oberen).

Natürlich kennen wir sie alle, die verzogenen Rotzlöffel, die was von sich meinen, aber zu solchen zähle ich mich bei Weitem nicht dazu. Und ich glaube, es kommt immer darauf an, wie das Kind mit seinen Eltern spricht. Ich als Mutter würde es nicht einsehen, wenn mein Kind sich so aufführt, dann gäbe es aber Krach.

Danke für deine Antwort.

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Leseratte98  07.08.2014, 00:18

Warum denkst du, dass Kinder nichts leisten würden? Ich finde, "erwachsen werden" ist schon eine ziemliche Aufgabe und nicht zu unterschätzen. Wenn man mal überlegt, was man als Kind alles tägliche an Neuem verarbeiten muss oder als Jugendlicher mit einem "Gehirn im Umbau" - das ist nicht so leicht wie es aussieht, jeder, der sich an seine Kindheit intensiv erinnert, sollte das wissen. Dafür hat ein Kind/Jugendlicher meiner Meinung nach auch das Recht, auch respektvoll behandelt zu werden.

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pony  07.08.2014, 00:51
@Leseratte98
und dabei einen Großteil ihres bisherigen Lebens für das Kind aufgeben - eingedenk der Tatsache, daß man dem Kind jahrelang der Ar... gewischt, es gefüttert, gewickelt, seine vollgeschi... Windeln gewaschen (ich kenne nämlich noch Baumwollwindeln), es angezogen, ihm die Schnürsenkel zugebunden, ihm die Stullen gemacht, ihm seinen Dreck (und der ist nicht wenig) hinterhergeräumt, es zur Kita und zur Schule gebracht, es gepflegt, wenn es krank war, es getröstet, wenn es hingefallen ist, seine Wäsche gewaschen, viele zigtausend Euro in das Kind investiert hat - und, und und - eingedenk dieser Tatsache halte ich es in der Tat für respektlos, wenn ein Kind, das bislang nichts geleistet hat, sich dann anmaßt, seine Eltern zu kritisieren.

ich habe für meinen sohn überhaupt nichts aufgegeben, sondern soviel bekommen, dass es nirgendwohin passt...

und schliesslich hat man die kinder ja nicht gefragt, ob sie auf die welt kommen wollten...

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FloydPepper  07.08.2014, 01:45
@Leseratte98

@Leseratte Du verwechselst hier was. Ob Kinder respektvoll zu behandeln sind, war weder die Frage noch Diskussionsgegenstand. Obschon es ein wenig skurril anmutet, die Kinder untertänigst zu bitten, ob sie denn vielleicht mal die Güte hätten gelegentlich endlich mal ihr Zimmer aufräumen zu wollen. Ersetze "respektvoll" - im Sinne von ehrerbietig - durch "korrekt", und ich bin voll bei Dir.

Es mag ja sein, daß man heutzutage schon das "Erwachsenwerden" als "ziemliche Aufgabe" empfindet. Ich empfand das damals ganz gewiß nicht schwer. Ich frage mich, was Du anstellen willst, wenn Du neben Deinen eigenen Problemchen obendrein noch für Andere dazusein hast. Willst du dann komplett zusammenbrechen?

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FloydPepper  07.08.2014, 01:51
@pony

So, so. Du willst uns also erzählen, daß Dein Alltag nicht vollständig durch Dein Kind umgekrempelt wurde. Du willst uns glauben machen, daß Dein Leben vorher genauso verlief wie hinterher? Das ist interessant.

Es mag ja sein, daß die Umstellung bei nur einem Kind nicht ganz so extrem ist, wie bei unseren zweien, die auch noch kurz hintereinander kamen. Aber daß sich nichts geändert hätte, glaubst Du doch wohl selber nicht. Wenn ein Kind da ist, dann richtet sich erst mal alles nach dem Kind. Es sei denn, man vernachlässigt es.

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Leseratte98  07.08.2014, 10:23
@FloydPepper

Respektvoll heißt für mich, dass du einfach dem Anderen Achtung entgegenbringst und ihn nicht geringerschätzt. Und ich denke, wenn man sein Kind achtet (hat nichts mit Zimmeraufräumen zu tun, eher mit dem Verständnis, dass ein Kind auch ein Mensch ist), kann man sich mit ihm auch auf Augenhöhe unterhalten (ich rede dabei jetzt vor allem von älteren Kindern wie der Fragestellerin). Das Kind soll doch auch mal zu einem kritikfähigen und selbstbewussten Menschen werden, aber wenn es nicht einmal mit den Eltern etwas ausdiskutieren und auch mal kritisieren darf - wie soll es das dann entwickeln?

Ich denke, in größere Probleme wächst man hinein. Janusz Korczak sagte: "Alle Tränen sind salzig". Probleme von Kindern sind nicht geringer als die von Erwachsenen. Ich kann mir kaum vorstellen, dass in deiner Kindheit absolut alles glatt verlief, selbst wenn dir damalige Probleme jetzt vielleicht klein erscheinen, damals waren sie groß.

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FloydPepper  07.08.2014, 12:56
@Leseratte98

Auf Augenhöhe kann man sich eigentlich erst unterhalten, wenn man auch auf Augenhöhe ist. Solange Eltern den Buckel krumm machen und rackern, damit die Kinder ein Dach über dem Kopf haben, damit sie zu Essen und Kleidung haben, solange sie die Problemlöser sind, die die Verantwortung tragen und die Entscheidungen fällen müssen, ihre Kinder aus schwierigen Situationen raushauen und aufpassen müssen, daß sie nicht unter die Räder kommen, solange sind Eltern und Kind objektiv noch nicht auf Augenhöhe. Bis das soweit ist - das ist ein langer Prozeß. Selbst heute, wo meine Kinder aus dem Haus sind und wir uns natürlich schon lange auf Augenhöhe unterhalten, bin ich es, der ihnen mit Rat, Tat und Geld unter die Arme greift wo ich kann - und nicht umgekehrt - weil sie es objektiv einfach noch gar nicht leisten können.

Eltern haben die Pflicht und die Verantwortung, ihre Kinder zu erziehen. Tun sie das nicht, ist das objektiv eine Vernachlässigung und Verwahrlosung. Zur Erziehung gehört, den Kindern Grenzen zu setzen. Kinder brauchen diese Grenzen zur Orientierung. Finden sie keine Grenzen, werden sie solange danach suchen, bis sie welche finden. Damit machen sie ihrer Umgebung und sich selbst das Leben zur Hölle. Wie es in diesen Familien aussieht, wissen wir zur Genüge. Eine Laissez-Faire-Erziehung, ist ganz objektiv eine Vernachlässigung der Kinder. Man kann einem 12-14 jährigen Kind aber keine Grenzen setzen, wenn man ihm auf Augenhöhe begegnet und seine eigene, natürliche Autorität selbst untergräbt (nicht zu verwechseln mit autoritär). Es muß nun mal jemanden geben, der die Entscheidungen fällt und das letzte Wort hat. Und das ist nicht das Kind.

Das Recht, jemanden zu kritisieren hat man, wenn der Andere einem gegenüber rechenschaftpflichtig ist oder seine objektiven Verpflichtungen einem selbst gegenüber nicht erfüllt. Eltern sind ihren Kindern gegenüber genausowenig rechenschaftpflichtig wie ein Bauleiter gegenüber den Handerwerken oder ein Unternehmer gegenüber seinen Angestellten. Ein Angestellter kann seinen Chef kritisieren, wenn er seinen Lohn nicht pünktlich erhält. Er hat ihn aber - solange er seinen vertragsmäßigen Lohn erhält - nicht dafür zu kritisieren, wie er sein Unternehmen führt. Denn das ist immer noch Sache des Chefs. Daß man trotzdem miteinander höflich umgeht, sollte außer Frage stehen.

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FloydPepper  07.08.2014, 14:06
@Leseratte98

etwas ausdiskutieren und auch mal kritisieren darf

Nachtrag. Darum geht's doch gar nicht. Es ging nicht ums "Diskutieren". Das ist völlig legitim. Es ging auch nicht darum, "etwas zu kritisieren".

Es ging darum "die Eltern" zu kritisieren. Das ist ein Unterschied. Die Lebensweise der Eltern ist Sache der Eltern - insbesondere, solange sie ihre Pflichten und ihre Vorbildfunktion erfüllen und ihre Kinder nicht schädigen. Es steht Kindern nicht zu, darüber zu befinden.

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TimeOuuut  18.12.2014, 17:28

Ich verstehe ihre Meinung, jedoch bin ich der Ansicht, dass man kein Kind haben sollte, wenn man es vor den Auge des Kindes sagen würde, dass das Kind sehr viel Arbeit,Zeit und Geld gekostet! hat.

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