Koevolution?

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Ko-Evolution ist die wechselseitige Anpassung zweier verschiedener Arten aneinander, wobei die Anpassung der einen Art mit der Anpassung der anderen rückgekoppelt ist und umgekehrt. Solche wechselseitigen Beziehungen können sowohl vorteilhaft für beide sein als auch nachteilig für eine der beiden Parteien.

Vorteilhaft ist z. B. die Ko-Evolution von Blütenpflanzen und bestäubenden Insekten, v. a. der Hautflügler (Hymenoptera). Die Blütenpflanzen profitieren davon, weil ihr Pollen von den Insekten auf andere Blüten übertragen wird. Die Insekten tragen so zur gezielten Bestäubung der Blüten bei und sichern somit die Fortpflanzung der Blüten. Mit süßem Nektar revanchieren sich die Pflanzen ihrerseits bei den Insekten, denn Nektar und Pollen sind eine wertvolle Nahrungsquelle für die Insekten.

Nachteilig ist Ko-Evolution zumindest für einen der beiden Beziehungs-Partner in Wirt-Parasit-Wechselbeziehungen oder in Räuber-Beute-Beziehungen. Parasiten ernähren sich von ihren Wirten, die dadurch zu Schaden kommen. Und wenn ein Räuber ein Beutetier erlegt, muss dieses den ultimativen Preis zahlen, nämlich sein eigenes Leben.
Auf beiden Seiten bewirkt die natürliche Selektion, dass beide Partner zu einer ständigen Anpassung gezwungen werden. Es kommt also zu einem ständigen Wettrüsten zwischen beiden Parteien (arms races). Parasiten z. B. entwickeln Mechanismen, mit denen sie unbemerkt in ihren Wirt eindringen können, während auf Seiten der Wirte z. B. Mechanismen entwickelt werden, die Parasiten erkennen und über das Immunsystem bekämpfen (Resistenz). Beutegreifer entwickeln Merkmale, die es ihnen erlauben, Beutetiere effizienter zu erkennen und zu schlagen, z. B. scharfe Augen, Krallen und Zähne, während bei den Beutetieren Mechanismen zur Verteidigung entwickelt werden, z. B. zur frühen Feinderkennung oder durch Giftigkeit usw. Bleibt einer der beiden auf der Strecke, versäumt es also, in diesem Wettrennen mitzuhalten, stirbt er aus.
In Wahrheit ist es jedoch nicht so, dass auf eine Anpassung des einen eine Gegenanpassung des anderen erfolgt, wie bei einem TIschtennisspiel, bei dem beide Gegner sich abwechselnd den Ball zuspielen. Es ist viel eher so, dass die natürliche Selektion auf beide Parteien gleichzeitig wirkt, beide müssen sich also zeitgleich anpassen, wobei die Evolution bei beiden aber zwei unterschiedliche Verläufe nimmt. Solange die eine Partei mit der Entwicklung der anderen Schritt halten kann, stellt sich kein stabiler Gleichgewichtszustand ein, sondern eine dynamische Entwicklung beginnt, die Rote-Königin-Dynamik (oder auch red queen hypothesis) genannt wird und der status quo bleibt erhalten. Benannt ist dieser Effekt nach der Roten Königin in Lewis Carrolls Kinderbuchklassiker Alice hinter den Spiegeln, in dem die Herzkönigin zu Alice sagt, in ihrem Reich müsse man so schnell rennen wie man könne, um auf der Stelle treten zu bleiben, weil sich die Erde so schnell drehe.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig