Könnte mir jemand die Begriffe Cantus-Firmus-Messe, Paraphrasen-Messe, Parodie-Messe und Kanon-Messe genauer erklären??

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Behandlung des cantus firmus

Die Namen bestimmter Messe-Typen können sich aus der Lage der zugrunde gelegten Melodie, des cantus firmus, ergeben.Liegt der cantus firmus in der Oberstimme, dem Diskant, spricht man von der sogenannten „Diskant-Messe“.



Wenn sich nach altem Vorbild der cantus firmus durchgängig im Tenor befindet, gehört die Messe dem Typus der „Tenor-Messe“an. Diese Hauptstimme erscheint in langen Noten als festigender Grund und wird zum Ausgangspunkt aller Sätze.


Die „Diskant-Tenor-Messe“ bezieht sich nicht auf geistliche, sondern ausschließlich auf weltliche Gesänge. Die Melodie liegt als cantus firmus rhythmisch ausgedehnt im Tenor und wird gleichzeitig im Diskant melodisch umschrieben.


Geht die Melodik der einstimmigen Vorlage in alle Stimmen des mehrstimmigen Satzes ein, ordnet man die entstandene Messe der Gruppe der „Paraphrasen-Messe“ zu. Die Herausbildung dieses Typus steht in Zusammenhang mit der satztechnischen Entwicklung vom Cantus-firmus-Satz zum durchimitierenden Satz.


Eine besondere Form der Imitation ist der Kanon.
Während der Renaissance-Zeit war mit dem Wort „Kanon“ eine Anweisung verbunden, nach der aus einer oder mehreren gegebenen Stimmen weitere abzuleiten sind. Die damals übliche Musikpraxis machte ein solches Vorgehen möglich. Messen dieser Art erhalten den Namen. „Kanon-Messe“.

Die unterschiedlichen Vorlagen

Die ursprünglichen mehrstimmigen Messvertonungen ordneten den einzelnen Teilen des Ordinariums bestimmte Gregorianische Choräle bzw. cantus firmi zu. Oft lagen diesen unterschiedlichen Vorlagen zusätzlich noch
verschiedenen Tonarten zugrunde. An eine wirkliche zyklische Einheit war also kaum zu denken.

Deshalb begann man noch vor der Mitte des 15. Jh., alle Ordinariumssätze mit einem gleichbleibenden cantus firmus zu versehen. Da es sinnwidrig gewesen wäre, die fünf unterschiedlichen Funktionsteile des Ordinariums
auf beispielsweise nur einem einzigen Kyrie-Choral aufzubauen, mussten sich die Komponisten anders zu helfen wissen. Es blieb nur die Möglichkeit, eine neue einstimmige Tonfolge zu komponieren, die dann als Grundlage der gesamten Messekomposition diente. So kam es zur
Unterscheidung zwischender „Cantus-firmus-Messe“ und der „Fremd-Tenormesse“.

Als Untergruppe zur Fremd-Tenormesse entwickelte sich die „Chanson-Messe“, welche sich auf bereits vorhandene, nicht liturgische Melodien, die Chansons, stützt.

Normalerweise fanden die Messekompositionen ihren Ursprung in einstimmigen Vorlagen. Es gab aber auch Messen, die sich an mehrstimmigen Vorbildern orientierten. Derartige Messen heißen „Parodie-Messen“. In ihnen wird eine bereits vorhandene mehrstimmige Vokalkomposition
umgestaltet. Das musikalische Material der schon fertigen Messe geht in mehrere oder alle Stimmen der neu entstehenden „Parodie-Messe“ ein.


aus: https://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/musik/artikel/messe-typen-der-renaissance