Können Menschen sich besser in die Situation der Ukrainer/innen hineindenken, wenn sie selbst Gewalt-Erfahrung gemacht haben?
Wenn jemand beispielsweise eine Persönlichkeitsstörung besitzt, heißt es:
Aus psychologisch-therapeutischer Sicht ist dann eine notwendige (zumindest sehr hilfreiche) Bedingung der Therapiefähigkeit eines Patienten wohl das Vorhandensein eines Leidensdrucks. Soll heißen: Ohne Leidensdruck keine Änderung der Persönlichkeit.
So einige Menschen in Deutschland (vor allem in der AfD) haben kein Verständnis für die Unterstützung der Ukraine.
Aus demokratischer Sicht lehne ich Gewalt gegen friedliche Menschen (auch aus der AfD) ab, eine Notwehr besteht in diesem Fall nicht. Dennoch könnte eine Parallele meiner Frage zu den beiden "ranghohen" Personen aus der AfD gesehen werden, beide haben wahrscheinlich die Erfahrung gemacht, was Gewalt mit ihnen macht. Daher meine Frage, ob von Gewalt betroffene Personen den Angriffskrieg der russischen Regierung dann kritischer sehen.
3 Antworten
Nein, definitiv nicht.
Gewalterfahrungen sind individuell und sorgen dafür, dass man den Fokus auf sein Inneres legt, nicht nach außen auf fremde Menschen.
Mit "Leidensdruck" ist nicht gemeint, das man bestimmte Erfahrungen gemacht haben muss, sondern das die Person unter der Situation selbst leidet.
Deswegen sind Psychopaten so schwer zu behandeln, sie selbst leiden nicht unter ihrer Art, "nur" alle anderen, was ihnen aufgrund ihrer Erkrankung aber egal ist.
Ich würde auch nicht sagen, das man Gewalterfahrungen gehabt haben muss, um sich da hinein zu versetzen, sondern Empathie, und die bekommt man nicht plötzlich, weil man angegriffen wurde.
Sonst würden nicht Menschen die als Kind geschlagen wurden später häufig selbst zu schlägern werden.
Ich glaube nicht dass diese persoenlichen Erfahrungen mit Krieg zu vergleichen sind. Klar leiden einige im Krieg, aber laengst nicht alle bzw. andauernd, und Krieg bedeutet zu einem grossen Teil organisatorische Probleme.
Ich lebe in israel und habe den 2006 Libanonkrieg erlebt, und das war zwar teilweise gefaehrlich, aber wenn man mitten drin steckt, gewoehnt man sich auch - okay, mal wieder in den Schutzraum, danach geht das normale Leben weiter, bis zum naechsten Mal. Von aussen sieht es wesentlich schlimmer aus, weil man im TV ja nur die Action sieht, aber nicht das drumherum.
Ja, das ist eine ganz schlimme Situation im Moment im Sueden des Landes.
Heute früh habe ich in den Nachrichten erfahren, dass die Hamas wieder massiv angreift. Ich hoffe, dass die "organisatorischen Probleme" dann schnell vorbei sind.