Kniefall von Warschau berechtigt?

8 Antworten

Einer der wichtigsten Gründe für die Ablehnung der Ostpolitik war die Frage der Ostgebiete, also Ost- und Westpreußen, Pommern und Schlesien. die Anerkennung der Oder-Neiße-Linie als Westgrenze bedeutet in den Augen der Vertriebenenverbände einen Verrat an der angestammten Heimat. In wieweit die Vertreibung von Millionen Deutschen Völkerrechtlich zu vertreten ist, steht auf einem anderen Blatt. Das ist auch nicht das Thema. Beim Kniefall am Mahnmal des Warschauer Ghettos geht es ja nicht um die Ostpolitik als solches. Hier geht es um Geschichte und um Unrecht, das im Namen des Deutschen Volkes geschehen ist. Ein Kniefall hat immer eine besondere Bedeutung. es ist eine Geste der Demut und der Unterwürfigkeit. Die Gedanken, die Brandt am Denkmal des WarschauerGhettos durch den Kopf gegangen sind, können wir nur erahnen. Hier ging es um die Bitte um Vergebung. Ob der Kniefall berechtigt war oder nicht, ist keine Frage. Das war eine spontane Reaktion und mit Sicherheit von Brandt so nicht geplant, denn niemand, selbst seine Begleiter nicht, haben mit dieser Geste der Demut gerechnent.. Was kritisch angemerkt wurde, war die Tatsache, dass Brandt sich sehr bald nach der Machtergreifung nicht nur ins Exil nach Norwegen begeben hat, sondern auch sich auch eine neue Identität zu gelegt hat. (geb. als Herbert Ernst Karl Frahm 1913 in Lübeck), die er bis zu seinem Tod nicht mehr ablegte. Von vielen Sozialdemokraten gerade an der Basis wurde immer wieder gesagt, er wäre ja nie in Gefahr gewesen. Nichts desto Trotz halte ich Willy Brandt für einer der größten Bundeskanzler, die wir hatten.

Nach diesem Kniefall konnten nach und die noch in Polen verbliebenen Volksdeutschen in die BRD übersiedeln. Die waren damasls um diese Zeit Bürger 2. Klasse, und Deutschsprechen in der Öffentlichkeit verboten. Brand wusste schon was er damals tat. Einer musste den Anfang machen. Dieser Kniefall bedeutete aber nicht, die Anerkennung der Oder-Neisse Grenze. Diese wurde aber von der DDR, also von Ulbricht und später Hohnecker als Friedens Grenze anerkannt. Man darf Brandt wegen damals keinen Vorwurf machen.

Den kritischen Stimmen ging es dabei weniger darum, dass er einen neuen Umgang mit dem Ostblock pflegte. (Das ist ein anderes BLatt im gleichen Spiel) Sondern dass ein deutscher Kanzler überhaupt in so einer Situation auf die Knie geht. (Hätte er das an Gedenk-Orten deutscher Schuld in West oder Südeuropa) getan, hätte es die gleichen Stimmen gegeben.

Es ist und bleibt unüblich - das haben auch deutsche Staats- und Regierungschefs (auch die anderer Staaten) in solchen Situationen später nie gemacht.

Freilich bleibt der Kontext: Der gleichzeitig beim Besuch unterzeichnete VErtrag akzeptierte die Oder-Neiße-Grenze.... Das war starker Toback..... Auch Vertreter der polnischen Regierung und der Vertreter der russischen Besatzer hätten an ähnlichen Gedenkstätten auf die Knie gehen müssen!

Deine Frage in der HEadline ist ein perfektes Thema zum Diskutieren - es gibt viele Pro und Cons!

Meinst Du Gründe für die Ablehnung der neuen Ostpolitik?

Da wäre vor allem ein extremer Antikommunismus im Verbund mit dem Kalten Krieg zu nennen.

Die Vetriebenen waren da höchstens Mittel zum Zweck - Spielball der Politik. Denn eine Wiederherstellung des Status Quo von 1937 war völlig illusorisch. Das war auch den konservativen und rechten Politikern klar.


Lennymc95 
Beitragsersteller
 28.05.2014, 14:19

Ja die Ablehnung der neuen Ostpolitik. Ich denke der Kniefall ist einfach die bedeutendste Geste mit der man die Ostpolitik verbinden kann.

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Eine übertriebene Geste der Deutschen Kollektivschuld hat z.B. mein vertriebener Opa immer gesagt.

Ich kann mir auch vorstellen, dass die West-Deutschen damals ziemlich antikommunistisch waren und jegliche Verhandlungen/Kontaktaufnahmen mit dem Ostblock ablehnten.