Klappt das mit den Bestellungen ans Universum wircklich?

6 Antworten

Hallo Mrs. Midnight,

nein, das klappt selbstverständlich nicht. 

Der Mensch ist ein kleiner, unbedeutender und vergänglicher Bewohner eines winzigen Planeten, der um eine total durchscnittliche Sonne kreist, ein Stern von rund 100 Milliarden anderen Sternen in einer von rund 100 Milliarden Galaxien in einem Universum von rund 90 Milliarden Jahren Durchmesser. Allein die Vorstellung, dass da draußen "etwas" ist, was Deinen Wunsch hört und sich auch noch danach richtet ist dermaßen selbstüberschätzend, dass man sich schon fragt, wie man auf die Idee kommen kann, wie da was dran sein soll....

... andererseits: Diese Frage ist wieder leicht zu beantworten: Denn das Ganze wäre schon toll, oder? Man braucht nur etwas üben, den Wunsch richtig (positiv) zu formulieren, sich darauf zu fokusieren und fest daran zu glauben. Und schon: Voila!

Im Gegensatz zu einem Lottozettel muss man noch nicht einmal dafür bezahlen, dass einem das Universum verschiedenste Wünsche erfüllt. Und das Universum ist ohnehin geheinmisvoll und ehrfurchterregend. Man traut es ihm sozusagen zu, es zu können....

Für die Frage, ob es funktioniert, ist jedoch völlig unerheblich, ob man in  einschlägigen Büchern oder im Web Erfolgsgeschichten liest, wie toll es doch funktioniert hat. Du wirst mit Sicherheit hier einige Antworten kriegen "bei mir geht das". Dass das aber nicht bedeutet, dass es tatsächlich funktioniert, ist schwer zu verstehen, denn es sind doch oft gerade die Erfolgsgeschichten, die überzeugend wirken und dazu führen, dass man es dann doch einmal probiert.

Um zu verstehen, warum solche Geschichten "bei mir hat es geklappt" kein Beleg für ein Funktionieren der "Bestellungen" sind, muss man ein bissi was über Wahrscheinlichkeiten wissen. Dann wird nämlich klar: Es ist nicht erstaunlich, es ist sogar zwingend logisch, dass solche Erfolgsgeschichten kursieren, selbst wenn es überhaupt nicht funktioniert! 2 Gründe:

1) Jeder von uns trägt Wünsche mit uns herum. Also auch alle, die das mit dem "Wunsch ans Universum" jemals probiert haben. Und es war schon immer so (und wird immer so sein), dass manche unserer Wünsche tatsächlich in Erfüllung gehen. Nicht selten arbeiten wir ja auch mühevoll darauf hin. Jeder, der krank ist, wünscht sich Gesundheit. Vielen Patienten kann aber tatsächlich geholfen werden. Jeder, der auf eine schwere Prüfung lernt, wünscht sich Erfolg. Bei Vielen hilft das Lernen aber auch. Kein Zufall. Es ist also unvermeidbar, dass sich unter den "Wünschern" auch einige finden, deren Wünsche tatsächlich in Erfüllung gingen. Nur wird das in deren Erzählungen dann auf das "Universum" zurückgeführt, nicht mehr auf Therapie, Lernen oder.... Nur weil auf das "Wünschen" bei Manchen nach einiger Zeit der Wunsch (u,U. in deutlich abgespeckter Form) auch eintraf, bedeutet nicht, dass aus der zeitlichen Reihenfolge ein kausaler Zusammenhang folgt. Eine solche Annahme blendet einfach alle anderen, sehr viel plausibleren Gründe für das "in Erfüllung gehen" aus.

2) Wer monatelang oder gar jahrelang verzweifelt ans Universum gewünscht hat, während ihm Bekannte dauernd sagten, das sei doch Humbug, dem ist es letzten Endes peinlich, wenn er es sich selbst eingestehen muss, auf esoterische, haltlose Behauptungen hereingefallen zu sein. So jemand wird das nicht herumerzählen. Wir machen die Dinge, die uns peinlich sind nicht gerne bekannt. Aus diesem Grund hört man viel mehr Erfolgsgeschichten als Nichterfolgsgeschichten: Während diejenigen, bei denen es nicht geklappt hat, betreten schweigen oder aber ihre Wünsche im Nachhinein relativieren und den Ereignissen anpassen, erzählen nur die erfolgreichen Wünscher ihre Erfahrung weiter.

Aus beiden Überlegungen folgt also: Stellst Du so eine Frage in den Raum, dann kriegst Du unvermeidlich positive Erfolgsgeschichten gemeldet - sehr wahrscheinlich sogar mehr als Nichterfolgsmeldungen. Und das auch dann, wenn an den esoterischen Vorstellungen nichts dran ist.

Sind denn solche Vorstellungen nicht wenigstens harmlos? Kann man es nicht einfach mal probieren - und wenn es nicht klappt: egal, man hat ja nichts verloren...?

Nein.

Die weltanschauliche Basis dieser Wünscherei ist rein esoterisch. Heute wissen wir über naturwissenschaftliche Erkenntnisse, dass das "senkrechte Weltbild", das in der Esoterik behauptete "alles sei mit allem verbunden" in der hier zugrunde liegenden Weise falsch ist. Und wir wissen heute, dass es keinen rationalen Grund gibt, anzunehmen, warum sich Milliarden von Lichtjahren entfernte Galaxien für die privaten Wünsche von Hinz und Kunz interessieren sollten. Dieses Wissen müssen wir schlicht als ignorierbar einstufen, wenn wir an den Wunsch ans Universum glauben wollen.

Wir müssen also behaupten, dass wir uns aussuchen können, in welcher Realität wir leben. Dass wir ignorieren können, wie unbedeutend der Mensch eigentlich im Vergleich zu den Weiten des Alls tatsächlich ist. Dass wir also nach Belieben unseren Platz im All ignorieren und uns nach wie vor selbst als das wichtigste Objekt und das Zentrum des Universums definieren dürfen. Das ist halt für viele Zeitgenossen einfach attraktiver als die Vorstellung, winzig und unbedeutend zu sein. Schon immer nimmt sich der Mensch gerne etwas wichtig. In den meisten religösen Vorstellungen sind wir zumindest das Ebenbild Gottes oder doch irgendwie auserwählt. Nicht Wenige betrachten da die naturwissenschaftliche Erkenntnis schlicht als Kränkung.

Esoterik fängt diese Kränkung gerne auf. Über das zitierte "senkrechte Weltbild" wird eine mystische Verbundenheit mit dem Kosmos postuliert, die uns irgendwie, wie im Mittelalter gedacht, wieder zum Zentrum der Welt macht: Der Kosmos soll sich sich um unsere Wünsche kümmern.

Gleichzeitig bedient diese Vorstellung die Sehnsüchte des modernen Menschen nach einer innigen Verbundenheit mit der Natur, von der er sich
im technischen, modernen Alltag oft entfremdet fühlt.

Und nicht zuletzt bieten solche Behauptungen oft einen Strohhalm für Frustrierte, wird hier doch propagiert, dass man es in der Hand hätte, mit einfachen Mitteln nahezu alles zu erreichen.

Zusätzlich zu diesem psychologisch attraktiven Mix wird das Ganze dann noch werbewirksam aufbereitet. Je nach Zielgruppe werden die mystischen Elemente des senkrechten Weltbildes dann mit religiösen Elementen verbunden, egal ob nun die Engel aus der christlichen Mythologie herhalten müssen oder fernöstliche "Weisheit". Andere Autoren bedienen sich eher verschwurbelten naturwissenschaftlichen Begriffen. Bei diesen folgt die mytisch postulierte Einheit mit dem Kosmos dann angeblich aus den Gesetzen der Quantenphysik oder der "Nullpunktenergie" oder was auch immer. In jedem Falle schwingt dann in diesen Büchern nahezu alles und es gibt eine Menge Resonanz... Ein Physiker, der Solches lesen muss, der leidet körperlich - und weiß gar nciht, wo er anfangen soll, die Behauptungen und falschen Analogien richtig zu stellen.

Harmlos ist anders, denn hier wird der Kunde in eine Realitätsflucht gedrängt: Anstatt sich ernsthaft mit der Realität und den realen Möglichkeiten, auf ein Ziel hinzuarbeiten, auseinanderzusetzen, erstarrt man in der Litanei des Konsums eines esoterischen Produktes und vereinsamt in der selbstgewählten Willkürlichkeit der als Wahrheit postulieren Scheinrealität: In der esoterischen Scheinrealität fehlt jede durch belegte Daten geschaffene intersubjektive Faktizität - eine Faktizität, von der wir uns im Alltag viel zu wenig klar machen, wie wichtig sie für ein Funktionieren unserer Gesellschaft eigentlich ist: Unsere Gesellschaft funktioniert, weil wir uns dieselbe Realität teilen und wir das auch wissen.

Die moralischen Probleme solcher "Wünsche ans Universum" sind aber noch tiefgreifender:

Zunächst könnte man den Eindruck haben, dass die Vorstellung, man brauche sich nur auf seine Wünsche und Ziele zu konzentrieren und diese in positiver Weise zu denken, gar nicht mal so schlecht sein kann. Manch einem mag es auch die nötige Motivation geben, in seinen Bemühungen um ein Ziel durchzuhalten, wenn die Vorstellung, dass das ganze Universum mithilft, optimistischer macht. Manch einem mag es auch tatsächlich erst einmal dabei helfen, sich seiner Wünsche und Ziele bewusst zu werden und diese auch überhaupt einmal positiv zu formulieren.

Kurz: Es mag tatsächlich - wie bei jedem Placebo - Einzelpersonen geben, die aus dieser Vorstellung einen Nutzen ziehen können.

Aber allgemein zu empfehlen sind diese Vorstellungen nicht, denn sie
stellen ein moralisch höchst bedenkliches Konzept in den Raum:
Wer
keinen Erfolg hat, der ist offenbar selber schuld, denn er hat sich beim Wunsch ans Universum ja nicht genug Mühe gegeben.

Wie bei nicht gerade wenigen esoterischen Vorstellungen ist die Kehrseite der Medaille, dass dem, der ein Problem hat, dem, der einen Schicksalsschlag erleidet, eine Schuld an diesem zugewiesen wird:

Der Wunsch ans Universum gibt dem Kranken eine Schuld an seiner Krankheit, denn er hat sich weder Gesundheit noch Genesung ausreichend
innig gewünscht. Es gibt dem Arbeitslosen, dem Sozialhilfeempfänger, dem
Alleingelassenen, ... eine Schuld, denn sie haben sich nicht ausreichend intensiv aus ihrer Situation herausgewünscht. Sie haben sich nicht die Mühe gemacht, ihr Karma positiv zu beeinflussen und haben ihr Schicksal deshalb vom Universum so zugewiesen bekommen.

Und es ist diese absolut amoralische Kehrseite solcher Vorstellungen - in Verbindung mit der naturwissenschaftlichen Absurdität - die eigentlich jeden kritisch denkenden Menschen davon abhalten sollte,  solche Vorstellungen an die nächste Generation weiterzugeben.

Ich empfehle etwas Humor und das Buch "Wunsch-B...it im Universum: Eine Kritik der Wunsch-Bestellungen im Universum von Rhonda Byrne, Pierre Franckh, Bärbel Mohr, Esther Hicks und Kurt Tepperwein" von Jacky Dreksler und Hugo E Balder...

Grüße

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Diplom in Physik, Schwerpunkt Geo-/Astrophysik, FAU

Für den Autor und den Verlag auf jeden Fall.

Ja, das Buch kaufen lohnt sich. Aber nur für den Autor und dessen Verlag, da klingelts in der Kasse.

Nee, mal bitte darüber nachdenken. Das ist Aberglaube, die Dinge fliegen einem nicht zu wenn man sie bestellt, außer vielleicht im Online-Shop, aber da muss für bezahlt werden.

Es kann sein, wenn du fest dran glaubst, dass du sich unbewusst irgendwie anders verhälst und so zu deiner "Bestellung" kommst. Eventuell noch ein wenig Glück, dann könnte es vielleicht funktionieren.

Ich weiß ja nicht welchen Ort die Bestellungen im Universum erreichen müssen, um in Erfüllung zu gehen. Aber die Ausbreitung der Wünsche oder Gebete unterliegt sicher den Naturgesetzen und können sich nicht schneller als die Lichtgeschwindigkeit im Universum ausbreiten.

Bis sich dein Wunsch im Universum nennenswert ausgebreitet hat, bist du schon lange gestorben, vielleicht sogar die ganze Menschheit, wenn wir es nicht schaffen von solchen irrationalen Vorstellungen weg zu kommen.

Nein ... das klappt nicht!


MrsMidnight 
Beitragsersteller
 07.08.2016, 20:19

Woher weißt du das ? 

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Digarl  07.08.2016, 20:26
@MrsMidnight

Darauf antworte ich nicht ... ich sag nur logisches Denken und Wissenschaft! 

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achimhausg  07.08.2016, 23:36
@Digarl

Daß Etwas nicht ist, können Sie logisch nicht begründen.

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Digarl  08.08.2016, 13:39
@achimhausg

Schon, dass etwas ist können Sie aber auch nicht logisch begründen! Ich sage jetzt, dass ICH Gott bin. Wie willst du das widerlegen? Du kannst es nicht...

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