Kind beleidigt mich?

10 Antworten

Eventuell findest du hier eine Anregung:

https://www.youtube.com/watch?v=G-wAWzdBEEI&t=695s

Da geht es um kleine Kinder, die die Eltern (hart) beleidigen. In dem Video wird empfohlen, nicht zu sagen, dass das Kind es lassen soll, nicht mal zu sagen, dass man traurig oder verletzt ist, sondern nur zu spiegeln. Zu erkunden, welche Gefühle das Kind dabei ausdrücken möchte.

Das ist natürlich schwierig, wenn man das Gefühl hat, Ziel der Aussagen wäre rein, von dem Kind verletzt zu werden. Aber eventuell könnte man über so einen Ansatz (diskutiert mit anderen Pädagogen etc. dort) eine angemessene Reaktion finden.

Also: Zeigen, dass man nicht verletzt ist, dass die Provokation ins Leere läuft und versuchen zu erkunden, was denjenigen tatsächlich stört. Ob er "nur" austesten möchte, wie weit er dich verletzen kann und wenn ja, warum er das nötig hat oder ob ihn tatsächlich etwas an dir stört, z.B. dass du ihm etwas verboten hast, ihn unabsichtlich vor anderen vorgeführt hast, er durch deine Anwesenheit etwas nicht kann oder bekommt (Anerkennung etc.), das er sonst bekommt.

Die Technik ist nicht ganz unumstritten und der "Erfinder" sagte, dass mal ein Kursteilnehmer sich hinterher bedankte, da er nun wüsste, wie er Menschen manipulieren könnte...


Hacker48  22.12.2022, 23:55

Und was tut man, wenn es darum geht, die Grenzen auszutesten?

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Tasha  23.12.2022, 00:06
@Hacker48

Dem Kind zeigen, dass es da ins Leere läuft. Dazu müsste man extrem gelassen und emotional distanziert sein, sich also nicht darauf einlassen, sich bewusst machen, dass man die Beleidigung nicht annehmen muss, dass das Kind keine "Macht" hat im Gegensatz zu Gleichaltrigen in deinem Privatleben, die dir wichtig sind.

Salopp gesagt (denken): "Du denkst, ich bin fett? Okay, deine Sache! Mir geht es gut mit meinem Körper, ich lasse mir von dir nichts einreden. Du darfst denken, dass ich hässlich bin, aber ich muss mich deswegen nicht schlecht fühlen! Du zeigst hier deine Unzufriedenheit und Unreife, indem du so etwas äußerst und versuchst, mich damit zu treffen. Ich zeige meine Reife und Gelassenheit, indem ich das annehme und mich davon nicht provozieren oder verletzen lasse!"

Also: "Okay, danke für die Info." Kommen weitere Kommentare, "ich habe das jetzt gehört, wir beide können daran gerade nichts ändern, ich nicht an meinem Körper, du nicht an deiner Bewertung, also müssen wir jetzt erst mal damit leben!"

Man könnte tiefer einsteigen - siehe Video in meiner Antwort oben - und erkunden, warum das Kind es nötig hat, das zu sagen, was genau dahinter steckt.

Man sollte aber allg. nicht zu sehr darauf eingehen, besonders nicht zeigen, dass man verletzt ist oder hoffen, dass das Kind die Aussage zurücknimmt.

Jeder darf sagen, dass ich fett und hässlich bin, aber ich muss mich davon nicht jedes Mal verletzen lassen. Das braucht Übung und emotionale Distanz. Man kann selbst erkunden: Warum ist es MIR wichtig, dass er das nicht sagt, welche Ängste habe ICH? Also bspw., dass andere das Urteil übernehmen und ich nicht gemocht werde. Da ist die Frage: Muss ich dort gemocht werden? Was ist meine Funktion? Kann ich ohne Anerkennung der Schüler ausüben? Kann ich etwas tun, um den anderen Schülern zu zeigen, dass ich kompetent und an ihnen interessiert bin und es keinen Grund gibt, mich zu beleidigen? Oft weisen Schüler sich auch gegenseitig in die Grenzen, wenn sie merken, dass jemand etwas unbegründet macht. Da wird dann irgendwann gefragt "warum beleidigt du xyz immer?" Anders ist es in Gruppen, in denen derjenige Anerkennung bekommt, der am meisten Macht ausübt. Das sind Gruppen, in denen schon etwas schief läuft, vielleicht Machtmissbrauch durch Lehrer, Druck von oben, Lächerlichmachen einzelner Schüler. Sonst hätten das die Schüler halt nicht nötig, sonst wären sie ausgeglichen und würden positive Anerkennung bekommen.

Solche Dynamiken kann man sich bewusst machen.

Mache dir bewusst, dass du KEINE Anerkennung von dem Schüler brauchst, dass deine Körperwahrnehmung und dein Selbstvertrauen NICHT von seinem Urteil abhängt, dass es ihm irgendwie schlecht geht, weil er so etwas nötig hat. Ob du bei deinem Praktikum erkunden kannst, warum es ihm schlecht geht, ist nicht sicher.

Rede mit den anderen Lehrern, frage, ob die solche Erfahrungen mit dem Schüler gemacht haben, ob sie Gründe kennen, was dahinter stecken könnte, wie sie damit umgehen (würden).

Übe emotionale Distanz.

Nimm an, was er sagt, aber lasse es nicht an dich heran. Das kann man üben und möglicherweise braucht das mehr Zeit, als dir im Praktikum zur Verfügung steht. Rede mit anderen über deine Gefühle, also Menschen außerhalb des Praktikums.

Mache dir bewusst, dass es dem Kind NICHT gut geht, denn wenn das der Fall wäre, wäre es ausgeglichen und hätte Beleidigungen nicht nötig!

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Hacker48  23.12.2022, 00:13
@Tasha

Entschuldige bitte, aber das mag guter Rat für Eltern sein. Aber es ist kein guter Rat für Menschen, die mit Kindern arbeiten. Das Kind nimmt das nämlich nicht so wahr, wie du es dir vorstellst, sondern es merkt:

"Ich kann meine Lehrer beleidigen und es hat keine Konseqquenzen."

Und das Beste ist, die anderen Kinder merken ebenfalls:

"Wir können unsere Lehrer beleidigen und es hat keine Konsequenzen."

Und nein, du kannst dich nicht darauf verlassen, dass der Rest der Gruppe dich in Schutz nimmt. Selbst, wenn das passiert, glaubst du wirklich, das Kind lässt sich davon beeindrucken? Glaub mir, das wird es nicht. Im Gegenteil, wahrscheinlich geht das Kind dann noch auf seine Kritiker los und macht die fertig...

Fehlverhalten muss Konsequenzen haben. Alles andere ist nicht nur naiv, ist es dumm. Bei allem Respekt.

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Tasha  23.12.2022, 00:26
@Hacker48

ODER: Die anderen Kinder merken: Da benimmt sich einer wie ein Esel, das ist total kindisch! Denn ein normaler Umgangston ist das ja nicht.

Wenn es schon so weit ist, ist das Bedürfnis ja Aufmerksamkeit durch alle Mittel. Strafarbeit, Erniedrigung durch Einträge, Elterngespräche etc. wären ja Bestätigung, dass man Erfolg hatte. Ignorieren - im Sinne von nicht Eingehen auf die Beleidigungen - scheint mir da viel effektiver. Es kommt natürlich auf viele Faktoren an: Klassenstufe, Klima in der Klasse (wie ist der Umgang untereinander), Umgang der Lehrer mit der Klasse, eigene Möglichkeiten. Als Praktikant sind die meist begrenzt. Das weiß meist auch das Kind (je nach Klassenstufe).

Was will man denn mit Provokationen erreichen? Scham und einen Machtkampf. Wenn beides ausbleibt, ist man enttäuscht, wird es eine Weile weiter versuchen und dann ggf. merken, dass es keinen Sinn hat. Passiert das nicht, sollte man als Praktikant mit Kollegen reden, wie die das sehen, was das Verhalten verursacht. Es ist NICHT die eigene Körperfülle oder so, sondern ein Problem des Kindes! Also: Woher kommt der Drang zum Beleidigen, was müsste sich ändern, damit das unterbleibt? Sind die Einflussfaktoren in der Schule oder außerhalb?

Immer bedenken: Bei bestimmten Menschen, solchen mit bestimmten Störungen, würde man gar nicht auf das Verhalten eingehen, weil einem bewusst wäre, dass es ganz spezifische Gründe hat, bei denen Sanktionen nichts helfen. Da würde man das erst mal akzeptieren und dann nach und nach daran arbeiten, es durch geeignete Mittel (nicht Strafen) zu reduzieren. Änderung der äußeren Faktoren, langsame Verhaltensänderungen durch Lob und passende Aufgaben, Abbau von Frust, Vermittlung von passenden Kommunikationsstrategien. Die hat ja auch nicht jedes Kind!

Mit anderen Worten: Wenn jemand mit einer geistigen Behinderung oder ein ganz kleines Kind mich F0tze nennt, weiß derjenige vermutlich nicht, was er da sagt, sondern hat das Wort mal gehört und gemerkt, dass es effektiv funktioniert. Also bin ich nicht beleidigt. Je nach Bindung zum Kind und geistigem Niveau des Kindes kann ich ihm vermitteln, dass das eine unangemessene Wortwahl ist oder muss darauf erst mal hinarbeiten. Es sagt z.B. F0tze und die anderen lachen. Also bringt das etwas! Kann man dem Kind auf andere Art Anerkennung vermitteln? Kann man der Gruppe zeigen, dass es andere Qualitäten hat, die interessant sind, dass es auf andere Arten witzig sein kann?

Ein normales Kind, das sich geliebt und in der Gruppe anerkannt wird hat so etwas ja nicht nötig! Also wäre herauszufinden, warum dieses Kind es nötig hat und wie man diesen Umstand ändern kann.

Natürlich kann man auch kämpfen. Aber damit demonstriert man doch, dass der Stärkere gewinnt, dass es sich wirklich um einen Machtkampf handelt. Dass das Verhalten effektiv war, nur der Lehrer am längeren Hebel saß. Damit ist das Verhalten ja nicht weg, nur unterdrückt, aus Angst vor Konsequenzen. Wäre es nicht besser, den Grund abzustellen?

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Hacker48  23.12.2022, 01:10
@Tasha

Du scheinst nicht zu verstehen, dass der Einfluss auf den Grund noch sehr, sehr, sehr viel begrenzter ist als der Zugriff auf einen Sanktionskatalog.

Was, wenn man den Grund nicht abstellen kann? Lässt man das Verhalten dann einfach laufen? Denkst du nicht, dass es dann immer weiter eskaliert, bis man nicht mehr anders kann als darauf zu reagieren?

Es sagt z.B. F0tze und die anderen lachen.

Richtig, das ist ein einfacher und schneller Weg. Die Reaktionen der anderen Kinder kannst du nicht sanktionieren, geschweige denn kontrollieren. Aber du kannst ihnen zeigen, dass Fehlverhalten Konsequenzen hat - und es sich lohnt, sich an die Regeln zu halten. Sonst merken die Kinder irgendwann, oh, da jemand einen einfachen und schnellen Weg gefunden, Aufmerksamkeit zu bekommen, es hat keine negativen Konsequenzen, sondern nur positive Folgen. Lasst uns daran ein Beispiel nehmen...

Ein normales Kind, das sich geliebt und in der Gruppe anerkannt wird hat so etwas ja nicht nötig!

Man kann auch als Klassenclown anerkannt sein. 😉

Wenn man nicht mal für sich selbst einsteht und Grenzen setzt, wie soll man dann andere Grenzen durchsetzen? Mal davon abgesehen, was für ein Vorbild man für andere Kinder ist, die vielleicht gemobbt werden. Sorry, aber deine Haltung entbehrt jeder Praxis. Freiheit, Liebe und Respekt sind wichtig, aber ohne Grenzen geht es nicht. Und die persönlichen Grenzen sind die basalsten Grenzen, die es gibt. Wenn man nicht mal diese zieht und verteidigt, wie soll das Kind dann Struktur finden?

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Ich würde dir definitiv raten mit einem Erziehungsberechtigten zu reden weil dieses verhalten schlichtweg nicht geht. Es schadet aber sicher auch nicht mal ein Wörtchen mit dem kleinen zu reden und warum er so etwas sagt. Lass aber auf keinen Fall zu dass diese beleidigungen dich verunsichern es ist ein Kind, er weiß nicht was er sagt und hat keinen sinn dafür wer hässlich und wer schön ist, wenn es jetzt ein jugendlicher ist ist das was anderes dann hat er es bestimmt nur gesagt um dich eben zu verunsichern. Viel Glück mit dem Kind noch und einen schönen Tag!

Auf jeden Fall mit dem Lehrer sprechen.

Hey 👋🏻,

also du hast es eigentlich perfekt beschrieben: Du steht über dem Kind und das solltet du ihm auch vermitteln.

Variante A:

Entweder direkt darauf ansprechen und sagen, dass es nicht ok ist und man mit Worten eine Person stark verletzen kann. Daraufhin beobachten, ob er weitermacht. Dann würde ich rübergehen zu B.

Variante B:

Eltern darauf hinweisen. Und Maßnahmen ergreifen, da er andere Kinder damit "anstecken" kann, wenn er keine Strafe erhält. Klingt absurd aber andere Kinder halten seine Vorgehensweise für akzeptabel, wenn die Person die über Ihnen steht in keinster Weise handelt und eine zu hohe Toleranzgrenze hat.

Noch zu erwähnen ist: Kinder in den Alter sind manchmal nicht zurechnungsfähig und können Gefühle schwer einschätzen. Deshalb solltest du, das was ein Kind sagt nicht immer ernst nehmen. Kinder wissen manchmal selbst nicht, was sie von sich geben 😇

Beschwere dich an deinen Boss oder verletze den Jungen mit eiskalte Fakten die ihn selber nerven.

Früher oder später wird der Junge sowieso die Konsequenzen spüren, wenn man sich richtig beschweren tut.

Am liebsten würde ich den Jungen, nach dem ich mit eiskalten Behauptungen seine drecks Taten angeprangert habe, ihn hinter den Kopf mittelhart drauf klatschen aber das macht man nicht (;

Kann auch sein dass das Kind eine schlechte Erfahrung durchlebt hat etc.