Kennt ihr Argumente von Aristoteles?

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3 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Die Glückslehre steht vor allem bei Aristoteles, Nikomachische Ethik 1 und 10.

Glück(seligkeit) ist das höchste und letzte Ziel (Endziel) menschlichen Handelns. Alle streben nach Glück.

Gut leben und sich wohlbefinden gilt ihnen als gleich mit glücklich/glückselig sein (allgemeiner Konsens).

Glückseligkeit (εὐδαιμονία) zeichnet sich gegenüber anderen Ziel wie Lust, Reichtum (Gelderwerb), Gesundheit oder Ruhm/Ehre durch mehrere Eigenschaften besonders aus (Aristoteles, Nikomachische Ethik 1, 5):

1) Vollkommenheit: Glück wird immer um seiner selbst willen gewünscht, niemals um etwas anderen willen

2) Selbstgenügsamkeit (Autarkie): Glück allein ist schon ausreichend, ein Leben begehrenswert zu machen. Es bedarf keines Hinzufügens mehr. Das Gut, das vollendet ist, genügt sich notwendig selbst.

Glückseligkeit wird von den Menschen wie etwas Besseres gepriesen. Es leuchtet ein, sie zu den verehrungswürdigen und vollkommenen Dingen zu zählen, wohl auch weil sie ein Prinzip ist, um dessentwillen alle Menschen alles übrige tun (das Prinzip aber und der Grund des Guten gilt uns für etwas Ehrwürdiges und Göttliches; Aristoteles, Nikomachische Ethik 1, 12).

Aristoteles ist der Auffassung, ein so großes Gut wie das Glück könne nur durch ein Tätigsein erreicht werden, indem Fähigkeiten und angelegte Möglichkeiten entfaltet werden. Die Entfaltung ist etwas, das Freude bereitet und zu einem guten, erfüllten Leben beiträgt. Im Glücksbegriff bei Aristoteles steckt die Bedeutung des gelingenden Lebens.

Als das einem Menschen eigentümliche Werk (das, wozu er speziell bestimmt ist) versteht Aristoteles die mit Vernunft verbundene Tätigkeit der Seele und ein entsprechendes Handeln. Das menschliche Gut ist nach ihm der Vortrefflichkeit gemäße Tätigkeit der Seele bzw. (wenn es mehrere Vortrefflichkeiten gibt) der besten und vollkommensten Vortrefflichkeit entsprechende Tätigkeit. Das hier mit Vortrefflichkeit wiedergegebene Wort heißt griechisch ἀρετή, was in der deutschen Sprache oft mit Tugend übersetzt wird, dabei aber in Gefahr gerät, in der Bedeutung zu sehr eingeschränkt verstanden zu werden.

Gründe für die Wahl der Vernunft sind:

  • Vornehmkeit: Die Vernunft ist als das Leitende das Vornehmste in uns und die Gegenstände der Vernunft die vornehmsten im Bereich der Erkenntnis.

  • Langfristigkeit: leichter eine anhaltende Tätigkeit möglich

  • Beständigkeit/Dauerhaftigkeit/Stabilität und Reinheit (keine Mischung mit etwas Unangenehmen) des Genusses

  • Autarkie

  • zur Muße, die vom Menschen begehrt wird, passende Tätigkeit

Aristoteles unterscheidet drei Lebensformen, in denen Glück gesucht wird:

1) Leben der sinnlichen Lust und des Vergnügens

2) Praktisches Leben (vor allem Handeln in einer Gemeinschaft)

3) Leben der theoretischen Betrachtung (Forschung und Philosophie)

Die Lebensformen können miteinander verbunden werden, aber die dritte (theoretisches Leben, also selber denken) hat den höchsten Rang.

In Büchern wird die Lehre des Aristoteles dargestellt und erläutert, z. B.:

Otfried Höffe, Aristoteles. 3., überarbeitete Auflage. Originalausgabe. München : Beck, 2006 (Beck'sche Reihe : Denker ; 535), S. 215 - 224 (14.1 Prinzip Glück)


Carmela999 
Beitragsersteller
 18.03.2011, 15:41

ich hab mal was geschrieben :) VIELEN DANK FÜR DEINE HILFE!!!

kann man das so lassen? :)

 

Aristoteles – Die Eudaimonia als höchstes Lebensziel, welches nahezu nur durch den Lebensweg der Theoria erlangt werden kann

 

 

 

Aristoteles (384-322), ein bedeutender Philosoph aus der Antike. Er begründet die Nikomanische Ethik und ist außerdem Begründer der eudaimonischen Ethik. In einem Textauszug aus ’’Nikomanische Ethik’’ erläutert er, dass die Eudaimonia, d.h. die Glückseligkeit, das letzte und höchste Lebensziel des Menschen sei. Wie nach Aristoteles dieses Lebensziel erreicht werden kann und auf welchem Wege dieses Ziel zu erreichen ist, möchte ich  im folgenden Text genauer erläutern, indem ich seine Ansicht und die dazugehörigen Argumente kurz zusammenfasse.

 

Aristoteles geht davon aus, dass jeder Mensch natürlich nach Glückseligkeit strebt, welche wir stets wegen ihrer eigenen und niemals wegen eines anderen suchen. Ein Ziel wegen eines anderen Willen anzustreben, würde ins Unbegrenzte, also ziellos und sinnlos sein. Es gäbe viele verschiedene Handlungen mit verschiedenen Zielen. Um ein genaues Ziel zu erkennen, müsse mindestens ein Umriss davon gemacht werden, was dieses (End)ziel ist. Für Aristoteles ist die Glückseligkeit nicht mit Lust, Tugend oder Ansehen gleichgesetzt. Glückseligkeit solle als Maßstab zur Wahl guter, d.h. Glückseligkeit realisierender, und schlechter, d.h. Glückseligkeit verfehlender, Handlungen wirken. Das Gute, also das wonach alles strebt umfasse Handlungen, Entschlüsse und auch die Wissenschaften. Die Hauptfrage aber ist die Frage nach dem obersten aller praktischen Güter, nicht das Gut bzw. das Ziel, allein einer einzelnen Handlung. Jeder Mensch verstehe nämlich unter Glückseligkeit das, was seiner bedarf. Z.B. wünscht der Kranke sich Gesundheit und der Arme wünscht sich Reichtum. Glückseligkeit aber ist nach Aristoteles das vollkommene und selbst genügsame Gut bzw. und somit Endziel des Handelns.

 

 

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Carmela999 
Beitragsersteller
 18.03.2011, 15:42
@Carmela999

 

Zur Erlangung der wahren Eudaimonia, also Glückseligkeit, unterscheidet Aristoteles drei unterschiedliche Lebensformen. Die erste Unterscheidung, die  politische Lebensform hat das Ziel der Tüchtigkeit. Die zweite Lebensform ist die, welche sich an der Lust, der Freude und dem Genuss (hédone) orientiert. Die dritte Lebensform, die betrachtende (theoretische) Lebensform, welche nach Aristoteles die einzige Lebensform ist, die zur Eudaimonia, also zur Glückseligkeit führt, möchte ich ihrer Wichtigkeit wegen genauer erläutern.

 

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Carmela999 
Beitragsersteller
 18.03.2011, 15:42
@Carmela999

 

Das Leben nach der Theoria ist an  Endlichkeit und Grenzen gebunden, im Vergleich zur Vorstellung eines Übermenschlichen oder eines Göttlichen, aber es ist dennoch in seinem Streben eine Annäherung an die Vorstellung eines absolut Perfektem und somit das glücklichste Leben. Aristoteles ist der Auffassung, ein so großes Gut wie das Glück könne nur durch ein Tätigsein erreicht werden, indem Fähigkeiten und angelegte Möglichkeiten entfaltet werden. Die Entfaltung ist etwas, das Freude bereitet und zu einem guten, erfüllten Leben beiträgt, also direkt mit dem Zustand der Eudaimonia verbunden ist. Im Glücksbegriff bei Aristoteles steckt die Bedeutung des gelingenden Lebens.

Als das einem Menschen eigentümliche Werk (das, wozu er speziell bestimmt ist) versteht Aristoteles die mit Vernunft verbundene Tätigkeit der ’’Seele’’(psyché) und ein entsprechendes Handeln. Das menschliche Gut ist nach ihm der Vortrefflichkeit gemäße Tätigkeit der Seele bzw. (wenn es mehrere Vortrefflichkeiten gibt) der besten und vollkommensten Vortrefflichkeit entsprechende Tätigkeit. Das mit Vortrefflichkeit wiedergegebene Wort, welches Aristoteles benutzt ist aus dem Griechischen und wird  in der deutschen Sprache oft mit Tugend übersetzt. Dabei aber besteht die Gefahr, in der Bedeutung zu sehr eingeschränkt verstanden zu werden.

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Carmela999 
Beitragsersteller
 18.03.2011, 15:43
@Carmela999

 

Gründe für die Wahl der Vernunft sind, dass die Theoria wegen ihres Selbstwillen geliebt und angestrebt wird(Autarkie) und ist somit nicht ziel- oder sinnlos. Die Eudaimonia ist eng mit der Muße (scholé) verbunden, die als Bedingung einer Ausübung der betrachtenden Lebensform angesehen wird.

Seine Argumente für diese Lebensform erschließen sich daraus, dass seiner Meinung nach die höchste Tugend das Streben nach Erkenntnis ist. und genau das, das Denken, ist nach Aristoteles die einzige Tätigkeit die der Mensch am längsten, sogar tagelang, ausüben kann. Da die vollkommene Eudaimonia nur dann erreicht wäre, wenn sie das ganze Leben lang anhalten würde, ist dies eines der Hauptargumente Aristoteles.

 

Zusammenfassend können die drei Lebensformen auch miteinander verbunden werden, jedoch hat die betrachtende (theoretische) Lebensform den höchsten Rang um die wahre Eudaimonia zu erlangen. 

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Albrecht  18.03.2011, 20:28
@Carmela999

Dies kommt mir bis auf wenige Einschränkungen in Ordnung vor:

1) Zu Beginn wird Aristoteles als Begründer einer Ethik bezeichnet. „Nikomachische Ethik“ und „Eudemische Ethik“ (aufpassen, Schreib-/Tippfehler zu vermeiden) sind Titel von Werken, die Aristoteles geschrieben hat. Er ist in Bezug auf diese Verfasser, nicht Begründer. Aristoteles kann als Vertreter einer eudaimonistischen Ethik eingeordnet werden. Er war allerdings nicht der erste, der in seiner Ethik einen Eudaimonismus vertreten hat. Selbstverständlich kann gesagt werden, Aristoteles habe für seine Aufassung eine Begründung gegeben.

2) Die betrachtende (theoretische) Lebensform ist nach Aristoteles die einzige Lebensform, die zur vollkommenen Eudaimonia führen kann.

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Als Ergänzung zu Albrecht sollte vielleicht gesagt werden, dass der Begriff "Glück" und "Glückseligkeit" heute eine schlechte Übersetzung sind, da der Begriff "Glück" extrem abgenutzt ist und, wenn man nur mal einen Blick in die riesige Vielfalt der Literatur zum Thema "Glück" wirft, der Gebrauch des Begriffs eher verwirrend ist. "Eudaimonia" - einen guten Dämon haben, eine gute Seele haben, ein gutes Gewissen haben, einen guten Geist haben - das sind Übersetzungen, bei denen vieles aus dem Menschenverständnis des Aristoteles mitschwingt und man hört auch den "Daimon" heraus, von dem z.B. bereits Sokrates spricht, der 'seinen Daimon' befragt, wenn es darum geht, Handlungsalternativen zu bewerten. Genauso missverständlich ist der Begriff "höchstes". In dem Wort steckt heute zuviel Wettbewerb drin, nachdem im Fernsehen "die besten Schlager", die "größten Deutschen" usw. durchgehechelt werden. Bei Aristoteles geht es mehr darum - das hat Albrecht bereits gut gezeigt - eine solide Basis für Wertsetzungen zu finden, ein 'Grund'-ziel, das in allen Einzelzielen enthalten ist. Doch wäre dies in der Frage "Was will ich wirklich für mich?" nach Aristoteles zu 'dünn' verpackt. Dazu muss man sich das Menschenbild des Aristoteles anschauen, der den Menschen einmal als 'Mikrokosmos' bezeichnet hat, das heißt als Abbild der großen, guten Weltordnung, des Kosmos (=gute Ordnung), für den kein Mensch allein steht sondern Mitglied der Polis, der Stadtgemeinschaft ist und Eudaimonia bedeutet darum auch, in seinem Leben zu einem guten Gemeinschaftsklima beigetragen zu haben, den Kindern eine politische Ordnung zu übergeben, für die man sich nicht schämen muss. Ich hoffe, dass diese Überlegungen bei Dir weitere anregen. Es rentiert sich auch, nachzulesen, was Aristoteles unter "Seele" verstanden hat. Viele dieser Begriffe sind durch das Christentum verzerrt und treffen nicht das, was Aristoteles wahrscheinlich darunter verstanden hat.

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