Katzenzusammenführung, welche Erfahrung habt ihr gemacht?

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Der (Erst-)Kontakt zwischen Katzen verläuft oftmals ziemlich "rustikal". Eure Kater müssen sich - im wahrsten Sinne des Wortes - erst mal "zusammenraufen", das von Dir geschilderte Verhalten scheint mir da bislang durchaus im üblichen Rahmen zu liegen.

Vom Alter und Geschlecht her passen die beiden doch recht gut zusammen, und bislang habt Ihr, z.B. mit der zeitweiligen Trennung und dem "eigenen Zimmer" für den Kleinen, m.E. alles sehr vernünftig organisiert. Optimal wäre noch - falls nicht ohnehin bereits geschehen - in diesem Zimmer auch Kratzbaum, Spielzeug etc. anzubieten (und den Kleinen dort natürlich möglichst wenig alleine zu lassen), damit er sich nicht langweilt.

Zusammenführung bedeutet immer Stress für alle Beteiligten, und es erfordert sehr viel Zeit und Geduld, die Katzen aneinander - dabei den Neuankömmling an seinen neuen Lebensraum, und die bereits vorhandene Katze an den plötzlichen "Eindringling" in ihrem Revier - zu gewöhnen.

Hinzu kommt, dass Max - nach nur 2 Wochen - den Umzug vermutlich noch gar nicht richtig verarbeitet hat, selbst erst seit August bei der Familie lebt, und nun schon mit der zweiten großen Veränderung innerhalb kurzer Zeit konfrontiert wird. Nach ein paar Stunden oder Tagen lässt sich da noch gar keine Aussage über Erfolg oder Misserfolg treffen.

Wenn dabei zwischen den beiden auch mal die Fetzen fliegen, ist das also vollkommen normal - falls allerdings Blut fließt, solltet Ihr natürlich unbedingt einschreiten!

Eine erfolgreiche Zusammenführung kann durchaus ein halbes Jahr oder länger dauern, lasst Euch davon aber nicht entmutigen!

Eine Herausforderung besteht bei Zusammenführungen darin, beide Fellnasen möglichst gleich zu behandeln, und dabei keine zu bevorzugen.

Meistens ist die bereits vorhandene Katze durch den "Eindringling" in ihrem Revier verunsichert, und u.U. auch verängstigt. Wichtig ist daher, dass Ihr Euch - auch wenn es vielleicht schwerfällt - jetzt nicht zu ausführlich mit dem Neuzugang beschäftigt, damit sich Max nicht zurückgesetzt fühlt (das könnte zu Eifersucht führen).

Darüber hinaus solltet Ihr möglichst viel Zeit für eine intensive Beschäftigung (gemeinsames Spiel, Schmusestunden, Leckerchen futtern, etc.) mit beiden Fellnasen einplanen.

Dabei kommt es einerseits darauf an, mit ihnen gemeinsam zu spielen und sie ausreichend geistig und körperlich zu fordern. Andererseits tut es beiden aber auch gut, sich mit ihnen mal getrennt voneinander zu beschäftigen, um dabei voll und ganz auf sie eingehen zu können. Dazu sind (neben Schmusestunden) z.B. Spiele hilfreich, die Erfolgserlebnisse bescheren (z.B. Futterlabyrinth, Katzenangel, Fummelbox, Clickertraining o.ä.). 

Hilfreich wäre es zudem, wenn Eure Kater sich bei Bedarf in der Wohnung auch weiterhin in ihre eigenen Bereiche (z.B. getrennte Zimmer, Katzenhöhlen, etc.) zurückziehen könnten, um sich ggf. ein wenig aus dem Weg zu gehen. Eventuell lässt sich - falls nicht bereits geschehen - ihr Revier z.B. noch durch einen abgesicherten Balkon erweitern?

Zudem solltet Ihr die Fellnasen anfangs möglichst unter Aufsicht lassen, bis eine Trennung nicht mehr notwendig erscheint. Fauchen und Knurren ist dabei ganz normal, eingreifen solltet Ihr - wie bereits gesagt - nur dann, falls das Herumbalgen in echte Kämpfe ausartet, bei denen dann ggf. auch Blut fließt.

Eine zusätzliche Hilfe könnten eventuell noch Raumsprays oder Verdampfer für die Steckdose (z.B. Feliway "Friends" oder "Classic", beim Tierarzt oder im Fachhandel erhältlich) bieten, die Duftstoffe (Pheromone) freisetzen, die einen entspannenden Wohlfühleffekt auf Katzen haben können.

Ansonsten gilt noch: Geduld haben und Ruhe bewahren, zumal die Tiere ein untrügliches Gespür für unsere Befindlichkeiten haben, und sich Euer Stress zusätzlich auf die Fellnasen übertragen würde.

Ich drücke die Daumen, dass die Zusammenführung bald gelingt.

Alles Gute Euch und Euren Fellnasen!


Franzi1410 
Beitragsersteller
 27.11.2016, 12:31

Vielen Dank, genau das habe ich meiner Mutter auch geraten, aber leider hat sie gerade angerufen und möchte gern abbrechen. Der Große greift mittlerweile seine Menschen an, obwohl der Kleine nicht in Sichtweite ist. Ich denke, dass der Max schlichtweg kontaktunfähig ist. Habe auch gerade erst erfahren, dass der Arme bereits nach 4 Wochen von seiner Mutter getrennt wurde, dann ist er direkt in eine Familie mit zwei Kindern gekommen, die ihn auch noch täglich gebadet!!! haben. Wie soll das Tier dann auch sozial ausgereift sein??? Im August ist er dann weggelaufen und hat Unterschlupf bei meiner Mutter gefunden. Das habe ich vorher auch nicht gewusst. Ich denke, man kann froh sein, dass er da raus ist und ein schönes Zuhause hat, wenn auch ohne Kumpel. Ich hol den Kleinen jetzt ab und mach es ihm hier richtig schön und schauen, wie es weitergeht. Vielleicht hätte man es noch versuchen können, aber wenn die Menschen schon überfordert sind und fast Angst vor der eigenen Katze haben, macht es wohl wenig Sinn. Vielen Dank für die tollen Ratschläge und einen schönen Sonntag noch.

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Katzenkumpel  27.11.2016, 19:18
@Franzi1410

Zunächst vielen Dank für das Sternchen! <freu>

Sehr schade allerdings, dass die Zusammenführung jetzt schon abgebrochen werden soll, denn anfangs sah das Verhalten doch recht vielversprechend aus.

Wie bereits gesagt, benötigt eine Vergesellschaftung viel Zeit, Geduld, Toleranz und Zuwendung.
Angesichts der angespannten Situation ist es dann vielleicht auch nicht die schlechteste Lösung, wenn alle Beteiligten - mit etwas Abstand - zunächst ein wenig zur Ruhe kommen können.

Katzen sind Gewohnheitstiere und hassen Veränderungen in ihrem Lebensraum - da reicht es manchmal schon, wenn in der Wohnung nur ein paar Möbel umgestellt werden.
Durch die Ereignisse der letzten Monate (erst die nicht artgerechte Haltung bei den Vorbesitzern, dann Einzug bei einer neuen Familie, dort zunächst Umzugsstress, und schließlich noch die Konfrontation mit einem plötzlichen "Eindringling" in seinem Revier), versteht Max wahrscheinlich im Augenblick die Welt einfach nicht mehr.

Kein Wunder also, wenn er verstört, verunsichert und ängstlich reagiert, was sich z.B. im Fauchen, Knurren, oder auch im Zuschnappen ausdrückt.
Mit Euch hat dies vielleicht auch nur zweitrangig zu tun - Ihr seid einfach die Ersten, bei denen er sich "beschweren" kann...

Lasst alle Beteiligten - insbesondere die gestressten Fellnasen - jetzt erst mal zur Ruhe kommen (und sich den Kleinen bei Dir eingewöhnen), dann ergibt sich im Laufe der Zeit ja vielleicht sogar eine Möglichkeit, die Zusammenführung mit etwas Abstand nochmals zu versuchen.
Dies hätte allerdings den Nachteil, dass dann wieder einer der Kater aus seiner angestammten Umgebung gerissen würde...

Einzelhaltung ist für den kleinen Kater bei Dir, falls er nicht Freigänger werden kann, auf Dauer allerdings auch nicht optimal.
Eventuell wäre es ja möglich, dass Du ihm - natürlich nach angemessener Eingewöhnung - einen passenden Kumpel (z.B. aus dem Tierheim) dazu gesellst?

Für die Zukunft Euch und den Fellnasen alles Gute!

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Das selbe war bei mir so, nur war die ältere Katze 3 Jahre alt, und der neue war 3 Monate alt. Mitlerweile sind sie ein Herz und eine Seele, keine Sorge, gib ihnen Zeit.

Hallo zusammen,

vielen lieben Dank für die hilfreichen Ratschläge und Erfahrungsberichte.

Es hat sich leider so ergeben, dass der Max so überfordert war, dass er seine Menschen attackiert und verletzt hat. Und das Kätzchen hat immer mehr unter ihm gelitten. Auf den Rat meiner TÄ haben wir das Kätzchen wieder abgeholt und mit seinem Geschwisterchen (welches wir kurzerhand von dem Hof geholt haben). Die beiden haben sich sofort wiedererkannt und ganz innig geschmust und gespielt.

Nach 3 Tagen konnten wir die beiden zusammen vermitteln, sie haben seit 2 Monaten ein wunderschönes Zuhause und ganz liebe Menschen um sich herum. Beide haben sich total toll entwickelt. So ist es am Besten und das Geschwisterchen hat von der misslungenen Zusammenführung ebenfalls profitiert.

Liebste Grüße, Franzi

Hallo, ich habe auch zwei Miezen. Die eine war 6 Jahre , als ich die zweite dazu holte. Am Anfang war es etwas stressig. Ich habe sie dann zeitweise auseinander gesperrt und keine bevorzugt, aber mit Jeder einzeln geschmust. Es hat schon einige Zeit gebraucht bis sie sich akzeptierten. Sie lieben sich jetzt nach 6 Jahren immer noch nicht, aber suchen sich ständig. Ich denke Geduld ist alles.