Karriere Reiten?
Hallo Community, bei diesem Titel könnte man denken ich möchte Pferdewirtschaftsmeisterin oder so werden, nein (auch wenn das für manche blöd klingen mag) ich würde gerne eine Karriere im Reitsport machen. Manche sagen jetzt: kleine Kinder die von Ponys träumen und bekannt werden wollen. Aber ich meine das wirklich ernst und erhoffe mir deshalb ernsthafte, nützliche Antworten. Ich bin jetzt in der 9. Klasse und 14 Jahre Jung. Ich reite seit ich vier Jahre alt bin richtig mit Unterricht, habe mit 9 Jahren ein Pony bekommen auf dem ich mich geschult habe und letztes Jahr im Februar eine Westfalen Stute bekommen. Das klingt jetzt arrogant oder so als hätte meine Familie das große Geld unterm Hintern, aber so ist es nicht. Wir stehen in einem sparsamen Stall und haben nicht mal eine Dusche für unsere Pferde geschweige denn eine Reithalle. Ich möchte aber jetzt nicht länger drum herum reden. Mit acht Jahren bin ich mein erstes Turnier gegangen und ich Reite Dressur bis klasse L und Springen bis A. Im Moment habe ich leider nur die Schnupperlizenz. Spätestens im Februar mache ich das kleine Reitabzeichen und dann soll es Turnier mäßig auch richtig los gehen. Manche haben viel Geld und auch eine Halle etc. aber wir nicht. Ist es realistisch das ich wenn ich mit der Schule fertig bin eine Karriere im Turniersport schaffe? Ich sage nicht sofort oder das ich nicht vorher noch einen Job ausübe. Aber es scheint mir einfach so fern und so: ,,du willst mal in der Öffentlichkeit stehen. Wie stellst du die das vor, das wollen so viele!" Aber ich meine es ist nicht ein hübscher kleiner Traum sondern das was ich wirklich kann und wirklich will. Lieben dank an alle die das gelesen haben! Ich hätte gerne ein paar Meinungen.
LG
8 Antworten
Liebe/r Nicki
Meine Schwester reitet Dressur auf internationalem Pony- und Juniorenniveau, deshalb kann ich aus eigener Erfahrung sprechen.
Also: Erstens mal ist es theoretisch möglich, mit einem durchschnittlichen, normalen Budget Pferdesport zu betreiben. Das benötigt allerdings Glück, Geduld, ein perfektes Umfeld, uneingeschränkter Einsatz und Verzicht von allen und später dann einen netten Sponsor, der auf dein Talent aufmerksam wird. Bei uns hat es bis jetzt auch geklappt, auf Sponsoren bleibt noch zu hoffen (Pony günstig gekauft und selbst weitergebildet). Umgekehrt klappt es übrigens meist auch nicht: Nur wenn eine Familie viel Geld hat und sich gute Pferde leisten kann, heisst das noch lange nicht, dass damit der Erfolg kommt. Egal welchen Sport du betreibst: Ohne Talent und Training reicht es nirgends hin (Vergleiche die Reitkünste der reichen Saudis mit "Tellerwäscherkarrieren" der Olympiasieger Charlotte Dujardin, Carl Hester und Steve Guerdat).
Zweitens: Du willst erst nach der Schule anfangen? Wann ist das und wie alt bist du jetzt? Ich kann nur sagen: Das internationale Niveau ist mittlerweile so hoch, dass es ohne den Besuch einer Sportschule- oder eines Internats fast nicht geht. Die Devise lautet Training, Training und nochmal Training, und das viele Jahre lang. Meine Schwester besucht seit drei Jahren ein Sportgymnasium, dank dem sie meistens nur einen Halbtag Unterricht hat und auch ein paar Mal pro Jahr einfach so mal eine Woche fehlen darf, um auf internationalen Turnieren zu reiten. Ohne das geht es fast nicht. Das meine ich unter anderem mit dem perfekten Umfeld. Auch wenn das Schulgeld nicht vom Bundesland übernommen werden würde, würde es nicht funktionieren. Auch grosse Turniere sind recht teuer. Ferien kannst du fast vergessen, wenn du niemanden hast, der während dieser Zeit dein Pferd reitet. Meine Schwester war seit vier Jahren nie mehr richtig im Urlaub.
In Deutschland ist übrigens die Konkurrenz extrem gross. Wir in unserem Land haben da eher das gegenteilige Problem, aber bei euch ist das recht extrem. Ich habe aus verlässlicher Quelle erfahren, dass schon bei Pony-Kadersichtungen mehr als hundert ReiterInnen aus ganz Deutschland teilnehmen, von denen eine Auswahl getroffen wird, von denen dann wiederum die besten herausgepickt werden, welche dann über die ganze Saison hinweg in hartem internem Konkurrenzkampf um die vier Plätze an der Europameisterschaft kämpfen dürfen. Ob Dressur oder Springen spielt dabei wohl keine Rolle.
Ich würde sagen, dass deine Pläne und Träume zu einem gewissen Grad realistisch sind, allerdings braucht es schon extrem viel Talent, Glück, ein perfektes Umfeld, glückliche Zufälle und hartes Training praktisch tagein tagaus. Wenn du das hast, warum nicht. Es gibt ja im Sport die bekannte und bewährte Regel, nach denen du ungefähr 10'000 Trainingsstunden brauchst, um zur Weltspitze zu gehören, das gilt im Reiten genauso (Kein Wunder sind viele grosse Meister des Reitsports in den mittleren Jahren, du kannst ja nicht täglich 3-4 Stunden trainieren, vor allem wer nur ein Pferd hat). Ist allerdings schwierig. Aber alle haben klein angefangen und es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, vom Pferd allerdings schon. Versuche es! Viel Glück und Erfolg!
Also das mit der Schule hab ich jetzt nicht so ganz kapiert... Willst du dich auch noch auf eine gute Ausbildung konzentrieren oder voll aufs Reiten setzen? Sorry für meine lange Leitung ...
Wie gesagt, es kommt auf viele Dinge an. Es kommt auch nicht auf die Anzahl der Turniere an, auf denen du reitest. Lieber nicht übertrieben viele, dafür ein paar gute mit starker Konkurrenz, bei denen du dich beweisen kannst.
Wegen dem Alter: Man denkt ja oft, dass man im Pferdesport noch relativ spät in den grossen Sport einsteigen und erfolgreich sein kann. Ich habe aber das Gefühl, das sich das Ganze etwas geändert hat in letzter Zeit, vor allem in der Dressur. Das Durchschnittsalter der Weltspitze ist noch vielleicht knapp über dreissig, dabei sind die besten der besten die Jüngsten, dabei denke ich an Helen Langehanenberg oder Charlotte Dujardin und viele mehr. Diese Athleten haben meist schon alle harten Juniorenstufen von Pony bis JR durchgemacht (also von U16-U21). Schon um auf internationalem Pony-Niveau zu reiten braucht es viele Jahre und wohl tausende Stunden hartes Training, das Niveau ist schon da unglaublich hoch und die Konkurrenz gnadenlos hart. Wenn du da erst jetzt mit 14 nebenbei (sofern ich dich richtig verstanden habe?) oder nach der Schule so richtig anfangen willst, wird das extremst schwierig.
Ich würde mich also, wenn das wirklich dein Ziel ist, voll auf den Sport konzentrieren und wirklich die besten Trainer suchen. Schule ist aber schon auch wichtig. Selbst wenn man Profi ist: Plötzlich verletzt du dich bei einem Unfall , bist gelähmt oder sonst was und die Karriere ist vorbei.
Das wäre so das, was ich zu der ganzen Sache sagen kann 😊
Ich reite doch schon seit ich vier bin mit Unterricht und so und nehme das sicher ernst! Ich wage zu behaupten, dass ich doppelt so viel Energie ins reiten als in die Schule setze. Manchmal ist es nur schwierig trotzdem gut zu bleiben. Ich hab zwar das Glück, dass ich mich relativ leicht tue, aber das ist ja nicht immer so. Was ich sagen wollte ist, dass ich nach der Schule erst komplett ins reiten stecken kann. Aber das ist ja normal. Wenn ich ehrlich bin habe ich vor irgendwann in Warendorf bei den Junioren anzutreten, aber im Moment scheint das noch so fern, aber anschwindelnd mehr als es ist grins
Ok, na dann jedenfalls viel Glück für deine Karriere :) Vielleicht sehen wir dich ja in vier oder acht Jahren an den Weltreiterspielen! Und danke für die Auszeichnung.
Hallo! Ich würde mal sagen, es ist und bleibt ein großer Traum, wenn man nicht das nötige Geld dafür hat. Mit einem "Durchschnittspferd" wird man die Siege nicht erreichen, die man möchte und so ist es hier sehr, sehr schwer durchzustarten, wenn man keinen Gönner oder Förderer hat. Ist ja genauso bei der Formel 1. Hast du keine Kohle, dann kann man sich das einfach nicht leisten. Ich möchte dich jetzt nicht demotivieren, aber sieht es als einen schönen Sport an, mach bei Turnieren mit und genieße die kleinen Siege. Vergiss aber nie, dich auch beruflich zu orientieren. Vielleicht reicht ja einmal das Geld und dann kann man auch noch Jahre später durchstarten.
Es ist nur so das jeder mal klein angefangen hat. Auch ein Markus Ehning wurde nicht als einer geboren. Ich weiß zwar das Geld da leider eine Riesen Rolle spielt, aber meine Stute ist kein Durchschnittspferd. Sie stammt unter anderem von Cassini 1 und Cor de la Bryre ab und ist eine Springzucht. Zwar erst 6 Jahre alt, aber 15.000 € Wert auf ihrem Stand. Liegt daran das wir sie selbst ausgebildet haben und sie 5 Zentimeter zu klein für die mindestgröße der Zucht war. Sonst hätten wir sie uns nicht leisten können. Abgesehen davon lag der Preis sowieso weit über dem was wir uns vorgestellt hatten, aber wir haben es trotzdem geschafft. Trotzdem danke für deine Meinung.
Ich denke durchaus, dass du das schaffen kannst. Da sind ein Waschplatz und eine Reithalle sicher nicht entscheidend ;)
Wichtig ist, dass du dran bleibst UND sehr guten Reitunterricht bekommst - auch wenn es erstmal nur zusätzlich zum anderen Reitunterricht 1x pro Monat oder ab und an ein Lehrgang ist. Am besten von jemandem, der noch aktiv in hohen Klassen reitet. Aber bitte vergiss dabei die solide, korrekte und pferdegerechte Ausbildung deiner Stute nicht!
Außerdem solltest du dich nach der Schule nicht komplett aufs Reiten versteifen, denn reich wird man dadurch (erstmal) nicht. Würde dir also dazu raten, eine Ausbildung oder ein Studium abzuschließen um auf jeden Fall mal ne Grundlage zu haben.
Viel Glück und Erfolg :)
Guten Unterricht bekomme ich regelmäßig und ich gehe auch mindestens zweimal im Jahr zu einem zweitägigen Kurs zu Desmond O´Brien. Ich habe erstmal nicht vor mich nur auf das Reiten zu versteifen, aber der Beruf nimmt meiner Meinung nach sehr viel Lebenszeit in Anspruch. Die Schule mache ich auf jeden Fall fertig und an dem freien Tag der Woche den ich habe, arbeite ich auch um das zu finanzieren. Für die Ausbildung meiner Stute habe ich glücklicherweise Profis an der Seite. Nicht nur meine Mama, sondern auch eine Trainerin die den Trainer C hat und auch andere, sehr erfahrene Menschen. Das wohl von meiner Stute Cibelle steht stets im Vordergrund. :) Danke
Hallo, ich reite auch schon sehr lange und ich finde deine Traum nachvollziehbar. Ich würde einfach mal abwarten und gucken auch wie es Job mäßig dann aussieht, aber du kannst sowas ja auch nebenher machen und ich hoffe das du es weit schaffst
An einem Traum muß man arbeiten - wenn man wirklich will geht alles. Wenn du wirklich gut bist werden auch Sponsoren aufmerksam auf dich.
Aber verliere dich nicht unterwegs zum Ziel - den Traum erreichen ist schön und gut, aber nicht auf kosten deiner Selbst.
Danke für diese Antwort, um ehrlich zu sein macht mir das wirklich Mut, vor allem da du ja Erfahrung hast. Mir ist wirklich klar um was es geht, aber da der Beruf wahrscheinlich den Rest meines Lebens bevor ich 65 bin (und da ich 14 bin dauert das noch) mein Leben beeinflussen wird, will ich nicht eine von denen sein die ihren Abschluss in der Tasche hat und dann nicht weiß was sie tun soll. Nichts für ungut wenn das bei manchen so ist, aber ich möchte es nicht. Ich möchte nicht nach der Schule (in 2 Jahren) anfangen zu trainieren oder noch mehr Turniererfahrung zu sammeln. Ich möchte dann meine volle Energie in meinen Traum setzen. Nicht das ich das nicht jetzt schon tue, ich trainiere 6 mal die Woche sehr hart, aber im Moment kann ich das leider nicht zur 100 % Beschäftigung machen. Ich gehe noch zur Schule und ich würde sagen im Moment beansprucht das Reiten 70 % meiner Lebenszeit (mal abgesehen vom Schlafen). Ich liebe das Reiten und ich habe wenn man genau ist 4 Pferde zur Verfügung. Wir haben drei Pferde und eines, was quasi die Reitbeteiligung ist. Mit unsere Hafi Stute reite ich L Lektionen in der Dressur und E Höhe und Schwierigkeit Springen. Aber meine eigene Stute, mit der ich das machen will, da sie Talent und die nötige Abstammung etc. hat, trainiere ich wirklich sehr viel. Ich habe im Moment eine Trainerin für Springen und eine für Dressur. Ich nehme mindestens zweimal im Jahr an einem zweitägigen Kurs bei Desmond O´Brien teil (schon gehört?) und da mir das so wichtig ist stecke ich eben sehr viel Energie rein. Reiten ist mein ein und alles und da ich es mache seit ich laufen kann, glaube ich das ich eine Chance habe. Ich schaue mich viel um was Turniere und so angeht, aber meinst du mit 14 erst anzufangen wirklich jedes Wochenende und nicht nur 20 mal im Jahr auf ein Turnier zu gehen reicht aus? Viele fangen so früh damit an, weil sie früher für den Turniersport geschult wurden. Ich habe zwar schon gefühlte Millionen Stunden auf 1000 verschiedenen Pferden verbracht, aber ich habe es gemacht weil ich es geliebt habe und nicht von Anfang an wegen dem Turniersport. Schon früh wurden mir immer Pferde zur Reitbeteiligung angeboten und ich habe schon damals vier Pferde und mehr (die unterschiedlicher nicht sein konnten, da sie von 1,10 m bis zu 1,90 m gereicht haben) am Tag geritten. Ich weiß nur nicht ob das ausreicht.
LG