Kann man schon Zwangsstörung dazu sagen?

2 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Von einer Zwangsstörung spricht man, wenn man sich gezwungen sieht etwas zu tun, obwohl man weiß, dass die Begründung, warum man es tut, irrational ist, und der Zwang mehr und mehr das Leben beherrscht. Man führt diese Zwangshandlungen nur aus, um sich sicherer zu fühlen bzw. die Angst zu mindern. Der Grund für das Ausführen der Zwangsstörung kann Angst sein (magisches Denken), oder das, was Du beschreibst (um sich sicher zu fühlen).

Jemand, der x Mal am Tag Elektronik im Haus überprüft, weil er Angst vor einem Brand hat, obwohl alles ausgesteckt ist, leider mit hoher Wahrscheinlichkeit an einer Zwangsstörung (in dem Fall: Kontrollzwang)

Jemand, der vor der Berührung eines Türgriffs oder anderen Dingen, die von Menschen angefasst wurden, hat, weil er glaubt, er könne sich mit bedrohlichen Krankheiten anstecken (HIV etc), obwohl er weiß, dass diese Krankheiten so nicht übertragen werden, leidet mit hoher Wahrscheinlichkeit an einer Zwangsstörung (in dem Fall: Waschzwang)

Es gibt viele weitere Beispiele für diese Krankheit. Diese sind vielleicht etwas extrem, aber es gibt sie natürlich in einem Spektrum. Oft ist die Grenze zwischen einer leichten Zwangsstörung und dem penibel oder säuberlich sein sehr gering.

Nur ein Therapeut kann Dir sagen, ob bei Dir eine Zwangsstörung vorliegt. Weitere Informationen findest Du hier: http://www.zwaenge.de

Was würde passieren, wenn Du Dich nicht zweimal am Tag duschen würdest?

Nachtrag: Zwangsstörungen kann man gut therapieren. Daher ist eine Therapie empfehlenswert. Die meisten Therapeuten nutzen die Verhaltenstherapie, in dem Dein Verhalten analysiert und herausgefunden wird, was die Zwangsstörung nährt (Ängste, Traumata etc.). Der aktive Part der Therapie ist es dann, die Zwangshandlungen zu unterlassen. Das ist natürlich leichter gesagt als getan. Therapeuten nennen das Exkursion. Es gibt aber noch andere Ansätze, sollte dieser nicht helfen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Intensive Beschäftigung mit der menschlichen Psyche

herrbytskevich 
Beitragsersteller
 18.09.2018, 20:00

Kann man nicht irgendwas ohne Therapeuten machen? Mir ist das auf irgendeiner Weise schon recht peinlich, sozusagen "psychisch krank" zu sein... :-/

0
Noeru  18.09.2018, 20:18
@herrbytskevich

Du weißt ja noch gar nicht, ob es sich tatsächlich um eine Zwangsstörung handelt. Du gingest zum Therapeuten, um dies herauszufinden.

Glaubt man der Verhaltenstherapie, hilft nur das Aushalten der Angst / des Unwohlseins und das nicht durchführen der Zwangshandlung (in Deinem Fall: nicht die Hände waschen oder Dich duschen, nur um Dich zu beruhigen).

Dies muss aber nicht zu einer Besserung führen, sondern kann die Zwangsstörung noch verschlimmern.

Bevor Du also irgendwas ausprobierst, höre Dir die professionelle Meinung eines Psychologen an.

Wenn Du eine Grippe hast, die nicht weg gehst, gehst Du doch auch zum Arzt. Auf seine mentale Gesundheit sollte man genauso gut aufpassen.

Das, was ich Dir beschrieben habe, kommt von meiner persönlichen Erfahrung. Ja, ich habe Zwangsstörungen. Muss das jemandem peinlich sein? Nein. Sie sind eine logische Reaktion des Gehirns und nichts, wofür man sich schämen muss.

1
Nasdaq14  19.09.2018, 00:21
@herrbytskevich

Es ist peinlich, das es Menschen peinlich sein muß " psychisch krank " zu sein.

Sage ich , der die Zwangsstörung, einmal bsi zu 16 Stunden am Tag hatte und mittels radikalster Methode ( na besser sehr neuer - Tiefe Hirnstimulation ) wieder zu 90 % genesen ist.

Mir war es weniger peinlich, als das mein Verhalten die Menschen wahrscheinlich annehmen lassen würde, ich sei verrückt.

Beim Therapeuten ist da nix peinlich.

Wo du recht hast ist:

Der Versuch einem Normalen eine Zwangsstörung zu erklären, ist nahezu aussichtslos - deswegen haben Zwänge auch die höchste " Geheimhaltungsrate " von allen Krankheiten.

Und aus dem selben Grund kann man auch nur im sher vetrauten Kresi darüber erzählen.

Insofern ist das " peinlich " nachvollziehbar :-).

Der Kracher ist im Übrigen , das laut einer Studie für die leitliniengerechte Behandlung Therapeuten Zwangspatienten als " undankbar " bezeichnen

Und DAS ist peinlich.

Ansonsten viel Glück

Mit freundlichen Grüßen

Nasdaq

1

ja, ist schon zwanghaft

Therapie könnte helfen