Kann man in einer diktatur mit der äußerung einer anderen meinung davon kommen?
Man kann ja sicher nicht immer leute die eine andere, nichts akzeptierte meinung äußern, erwischen.
6 Antworten
Die meisten Diktaturen jucken Sachen weniger als du denkst. In China bspw. Ist es durchaus normal, über Missstände im Cafe mit deinem Freund zu reden und deine Meinung über das Handeln des Staates deinem Freund zu erzählen. Jedoch sollte das keine große Masse erreichen. Heißt, wenn du des aus social Media postest oder in einer Rede öffentlich sagst, was dir nicht gefällt, könnts durchaus Probleme geben.
Damit wäre auch deine Frage beantwortet bezüglich des erwischt Werdens. Wer laut redet, den Hört man schon. Besonders im Internet. Vllt ist genau das der Grund, weshalb China es "toleriert", dass man im privaten Leben kritische Aussagen treffen kann. Man kann nicht jeden verfolgen.
Zu einem gewissen Grad wird das sicherlich gehen, weil man nicht jeden und alles verfolgen oder verhaften kann.
Zuerst kommt es darauf an, welchen sozialen Status und Bekanntheitsgrad man hat - d.h. es geht um Einfluss und Reichweite.
Diktaturen funktionieren so, dass man die bekannten und wichtigen Personen unter seine Kontrolle bringt - also Politiker, Social-Media Influencer, Geschäftsleute, Banker, Schauspieler, Sänger, Komiker, Künstler, Wissenschaftler, Religiöse, usw., die dann die Sichtweise der Diktatur vertreten müssen.
Ggfs. macht man das mit Erpressung oder Bedrohung - so wie es auch heute überall von Geheimdiensten noch gemacht wird um deren Sichtweisen zu verbreiten.
Dafür werden diese belohnt, mit guten Jobs, besserer Bezahlung und sonstigen Vorteilen und Privilegien.
Wenn man dagegen ein unbekannter Niemand ist, kann man auch Glück haben und mit seiner eigenen Meinung durchkommen. Da Aufwand, Kosten und Risiko ggfs. zu hoch sind, um auf jeden Einzelnen loszugehen, dem sowieso fast keiner zuhört.
Früher hatten die Narren am Hofe des Königs die wichtige Funktion, den König kritisieren und Witze über diesen machen zu dürfen. Natürlich durften diese aber nur das sagen, was ihnen erlaubt wurde. So hatte das Volk das Gefühl, dass man den König kritisieren darf und hat dazu gleich die Themen vorgegeben bekommen, über die es zulässig ist zu spotten.
Bei uns erfüllen heute z.b. Comedians im Fernsehen diese Funktion. Über was die sprechen und lachen, darfst Du auch sprechen und lachen. Das sind dann die öffentlich zugelassenen Themen, die für die Herrschenden problemlos sind.
Normalerweise toleriert die Regierung in einem diktatorischem System keine alternativen Meinungen neben denen, welche von staatlicher Seite aus offiziell verkündet werden.
Den Bürgern, welche sich darüber hinweg setzen und trotzdem ihre Meinung offen kundtun, drohen heftige Konsequenzen von staatlicher Seite aus wie Verhaftung und Gefängnisstrafe, die Internierung in einem Straflager oder schlimmstenfalls gleich die Todesstrafe.
Um diesen Totalitarismus durchsetzen zu können, sind die staatlichen Stellen in solchen System meistens auf Hinweise vonseiten anderer Bürger (die sog. Denunzianten) angewiesen. Ohne diese könnten sie ihre Arbeit nicht effizient genug ausführen.
Vor dem Hintergrund kommt man im Gesamtergebnis auf folgende Mutmaßung:
Auch in einer Diktatur darfst du deine eigene Meinung haben (im Kopf auf jeden Fall). Allerdings ist deine freie Meinungsäußerung extrem eingeschränkt bzw. quasi nicht vorhanden. Theoretisch kannst du es tun/versuchen, allerdings musst du dabei sehr aufpassen, dass dich die falschen Personen dabei nicht hören/erwischen!
Klar kann man das. Es gibt softere Diktaturen, die kritische Meinungsäußerungen bis zu einem gewissen Grad tolerieren. Repressionen sorgen nämlich immer auch für Reaktanz. Der effektivste Weg, die Meinungsfreiheit zu begrenzen ist sowieso, den Korridor des Sagbaren immer weiter einzuengen, aber innerhalb dieses Korridors lebhafte Debatten zuzulassen.
Da fällt mir spontan der Spruch von Idi Amin ein:
“There is freedom of speech, but I cannot guarantee freedom after speech.”