Kann man "frug" sagen? (Präteritum von fragen)

9 Antworten

Sagen kann man alles, richtig ist nicht alles, was man sagt. Ein Beispiel für einen regionalen Ausdruck, der im Hochdeutschen nicht verwendet werden kann ist "frug".


Freshiii 
Beitragsersteller
 14.05.2013, 21:56

Wenigstens einer mit der echten richtigen Antwort!

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"fragen" war nie ein starkes Verb, frug ist also keine uralte Form, die überlebt hat.
Das 2. Partizip lautet auch nirgends "gefragen".<br
>Die Form "frug", die übrigens auch von Goethe ("Niemals frug ein Kaiser nach mir"), Schiller, Theodor Storm, Heinrich Heine, Jeremias Gotthelf, Gottfried Keller und ganz bes. gern von Karl May verwendet wurde (s. unten!), ist wohl eine Analogiebildung zu "trug".
Das gilt auch für "er frägt" analog zu " er trägt".
Es handelt sich dabei wohl um eine "Hyperkorrektur", da unsichere Sprecher zumeist auch die wirklich korrekten Verbformen, die einen Umlaut in der 2. und.P. Sg Präsens haben (z.B. du lässt, er lässt ; du wächst, er wächst; du gräbst, er gräbt) ohne den Umlaut zu sprechen gewohnt waren bzw. sind. Daher waren bzw. sind sie bemüht, auch bei fragen nichts falsch zu machen - und machen es dann erst recht falsch, daher "Hyperkorrektur"

Wenn du aber Beispiele für die häufige Verwendung von "frug" in der etwas älteren Literatur suchst, dann geh auf:

http://gutenberg.spiegel.de/suche?q=frug&page=1

Fast 1000 Zitate sind da, schön nummeriert, und da "frug" dottergelb markiert ist, sind sie auch leicht zu finden. ( Zwar geht die Nummerierung bis 1000, doch ein paarmal ist "frugal" darunter geraten).

"frug" hat es gegeben, es ist die alte Form des Präteritums, genau so wie "buck" für backen (und "frägt" für das Präsens).

Heute sagt und schreibt man es natürlich nicht mehr, allerdings gibt es noch einen landschaftlichen Gebrauch dieser veralteten Formen.

Duden Sprachratgeber - Starke und schwache Verben:

Bei der Beugung der deutschen Verben unterscheidet man je nach ihrer Bildung zwischen schwacher und starker Beugung (daneben gibt es noch unregelmäßige Mischformen). Die schwachen Verben bilden ohne Veränderung des Stammvokals das Präteritum mit -(e)t und fügen zur Bildung des Partizips II das Präfix ge- hinzu, wie kaufen, kaufte, gekauft.

Starke Verben haben im Präteritum und zum Teil auch im Partizip II einen anderen Stammvokal als im Infinitiv. Neben dem Vokalwechsel in der Stammsilbe ist ein zweites wichtiges Merkmal der starken Verben auch das Suffix en im Partizip II. Beispiele für starke Verben sind etwa singen, sang, gesungen, laufen, lief, gelaufen oder blasen, blies, geblasen.

Doch zurück zur schwachen Konjugation und unserem Verb kaufen. Da kaufen ein schwaches Verb ist, kann in der 2. und 3. Person Singular kein Umlaut eintreten. Die Formen mit Umlaut du käufst, er käuft sind zwar in einigen Dialekten gebräuchlich, gelten aber standardsprachlich als nicht korrekt.

Ähnlich verhält es sich mit dem Verb fragen, auch hier hört man in verschiedenen Regionen oft die Formen du frägst, er frägt, korrekt sind aber nur du fragst, er fragt. Übrigens wird die aus dem Niederdeutschen stammende starke Form frug, die im 19. Jahrhundert vorübergehend auch in der Literatur häufiger auftrat, heute nur noch sehr selten und überwiegend regionalsprachlich gebraucht. (Duden)

Ergänzen sollte man vielleicht, dass die Form frug ins System der starken Verben passt, die den Grundbestand der indogermanischen Verben ausmachen, insofern vermutlich eine ältere korrekte Sprachstufe repräsentiert. "Ursprünglich" wurden alle Verben in den Vorläufern des Neuhochdeutschen stark gebeugt, was ab einem bestimmten Zeitpunkt hinzukam, wurde dann schwach gebeugt. Die korrekte Form des Partizips II wäre dann allerdings gefrogen, wobei ich mir nicht sicher bin, ob das selbst in Norddeutschland je jemand verwendet hat ...


Freshiii 
Beitragsersteller
 15.05.2013, 14:07

STERN!

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