Kann man eigentlich in einer Wissenschaft mehrmals promovieren?

8 Antworten

Jein. Philosophie ist ein akademisches Fach, innerhalb dessen man den Dr. phil. erwerben kann -- dabei wird vorausgesetzt, dass man das Fach "in seiner ganzen Breite" oder so kennt und entsprechende -->Fähigkeiten besitzt. Ein Doktortitel wird ja nicht für einen einzelnen "Erkenntnisfortschritt" verliehen, wie man auch nicht das Staatsexamen dafür erhält, dass man Platon gelesen und eine Hausarbeit verfasst hat. Man kann, in den mir bekannten Fällen, innerhalb Deutschlands auch keinen doppelten Dr. phil. in Literaturwissenschaft und Philosophie erwerben. Im einzigen (mir bekannten Fall) hat vor langem Glenn Most einen DPhil. in Literaturwissenschaft in Yale und dann einen Dr. phil. in Klassischer Philologie in Tübingen erworben, was dann, nach mehreren Stationen und weiteren Arbeiten, (formal) die Habilitation ("second thesis") bei der Berufung in Innsbruck ersetzte.

Aber wenn man eine Diss. in Erkenntnistheorie geschrieben hat, gibt es keinen akademischen Titel, wenn man ein zweites, drittes und viertes Buch darüber schreibt oder noch eines über Entscheidungstheorie etc.

Nach dem vorgeschlagenen Schema müsste man sich ja auch in Biologie über das Leben der getüpfelten zweigehörnten hawaianischen Gartenschnecke und anschließend das Paarungsverhalten des slowenischen Wolpertingers oder das Wachstum einer Escherichia coli-Kolonie promovieren können.

Natürlich kann man beliebig Dr. h.c. einsammeln, auch ohne jemals etwas geschrieben zu haben, und man kann wohl in bestimmten Bereichen der Psychologie und dann der Medizin promovieren, wenn die Themen nicht sehr nahe beieinanderliegen.

mit einer Promotion erweiterst du zwar "die Wissenschaft", aber nur eingeschränkt  in einem kleinen Teil dessen, was man WISSENSCHAFT nennt - nämlich in einem Fach

Diese wissenschaftl. Fächer sind historisch entsanden und keinesfallls objektiv vorhanden.  Aber immer, wenn die "Wiss. Familie" ein wiss.Fach definiert hat, darfst Du in ihm eine(!) Doktorarbeit schreiben.

Mehrere Promotionen einer Person können daher also  immer auch nur aus verschiedenen Fächern stammen

wenn ich vielleicht nochmals etwas abseitig antworten darf: 

warum ist dir Ruhm und Ehre und Doppel-Dr. so wichtig - wer eine Promotion erfolgreich abgeschlossen hat, kennt Größenwahn und Blut, Schweiß und Tränen, ist auf den Berg und durch lange Täler gegangen, dieser Mensch strebt womöglich nach Neuem (ein Stuhl, eine Institutsgründung) oder verabschiedet sich ganz von der Wissenschaft, um Richtung Wirtschaft und Unternehmen mal endlich was richtig Praktisches zu machen. Ich kenne keinen Studierenden, keine Studierende, der oder die während des Studiums schon das Feld vermessen hätte Richtung zweiter Promotion. 

Interdisziplinär zu arbeiten und zu forschen ist sicher möglich und wird auch viel gemacht. Bei einer Promotion wirst du dich aber verorten müssen. Nur die großen Jungs und Mädels haben das Privileg eher freischwebend etwas zur Weltlage zu sagen oder zu schreiben, also nicht mehr ganz so strikt der Gänsefüßchen-Wissenschaft zu folgen.

Zäum mal nicht das Pferd von hinten auf, du brauchst eine solide Grundlage, um ein so langjähriges, mehr oder minder "eigenständiges" Projekt mit sehr hohen formalen Auflagen zu bewältigen. Und es gibt nur wenige, die danach sagen: super, ich will mehr. 

step by step. Ich kenne zu viel Menschen, die vom ganz großen Wurf geträumt und viel zu spät für sich erkannt haben, dass ihr kleiner Lebenstraum - zum Beispiel einen aufgeblasenen Namen zu tragen - nicht aufgeht, sie dies nicht füllen und umsetzen können. 

Und das ist bitter, wenn mal 5 oder 10 Jahre Lebenszeit reingeflossen sind und erst dann bilanziert wird und mensch mit fast nichts rausgeht.

Das kommt immer darauf an, was in der Promotionsordnung steht - die ich hier nicht zur Hand habe. Dazu gehört auch ein Professor, der mit dir das jeweilige Thema bespricht und dich bei deiner Promotion begleitet.

ja, das ist möglich.

In Reihe wäre es etwa so: Bachelor, Master, Promotion, Habilitation. Es folgt gegebenenfalls der Ruf an eine Uni, die Besetzung eines Lehr- und Forschungsgebietes und damit erweitert sich der eigene Wirkungskreis.

Hieran hängen dann im besten Fall auch die Verteilung von Forschungsgeldern und ob Person und Forschungsfeld international oder auch nur national junge WissenschaftlerInnen anzieht, die beim jeweiligen Prof. studieren oder arbeiten wollen.

Das Tragen von Titeln in Kette (Prof. Dr. Dr. ...) ist zum Beispiel in der Medizin verbreitet, aber auch in anderen Disziplinen. Meines Wissens werden in Deutschland jährlich etwa 25.000 Menschen promoviert.