Kann man belegen, dass die Zeit nicht rückwärts läuft?

9 Antworten

Soweit ich weiss muss Zeit auf mikroskopischen Level nicht nur in eine Richtung gehen - es gibt kein physikalisches Gesetzt dass das verbietet.

Aber auf makroskopischem Level nehmen wir nur eine Richtung wahr, weil das Zunehmen von Entropie wahrscheinlicher ist, und unendliche Moeglichkeiten bietet, die wir nicht verarbeiten koennen.

Ein grobes Beispiel:

Wenn du ein zerbrochenes Ei siehst, weisst du dass es mal heil war - einfach.

Wenn du ein Ei siehst, weisst du nicht was seine Zukunft sein wird: wird es ausgebruetet, gefressen, zerbricht es, wird es gekocht und landet auf deinem Tisch... es gibt sehr viele Moeglichkeiten.


schapdididu 
Beitragsersteller
 10.01.2022, 12:41

Hallo Steffile.

Das stimmt. Aber muss die wahrgenommene makroskopische Zeitrichtung mit der tatsächlich existierenden übereinstimmen?

Wenn Wirkung vor Ursache stattfinden würde, würde der Beobachter trotzdem den Eindruck haben, dass die Ursache vor der Wirkung stattfinden muss, weil er sich zb.:

12 Uhr an das um 11 Uhr zerbrochene Ei erinnert, welches 10 Uhr noch ganz war.

Daran würde sich ja nichts ändern, wenn 12 Uhr zuerst stattfindet.

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Steffile  10.01.2022, 14:00
@schapdididu
Aber muss die wahrgenommene makroskopische Zeitrichtung mit der tatsächlich existierenden übereinstimmen?

Nein, aber ich glaube wir werden auch nie die Moeglichkeit haben das nachzupruefen.

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schapdididu 
Beitragsersteller
 10.01.2022, 17:18
@Steffile

Ich denke auch, dass es schwer wird, das nachzuprüfen.

Finde es nur interessant, sich zu veranschaulichen, wie viele grundlegende Dinge wir einfach als 100%igen Fakt ansehen, ohne uns klar zu sein, dass es nur eine Vermutung und nicht bewiesen ist.

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Bis jetzt schreiben viele nur "das ist unmöglich" oder "die Entropie lässt das nicht zu", ohne zu wissen, dass Kausalität & Entropie analog funktionieren würden. :)

Ich bin aber gespannt auf alle Antworten. Vielleicht kennt ja schon jemand einen richtigen Beweis für eine von vorne bis hinten laufende Zeit und ich irre mich. Das wäre klasse und sehr interessant zu hören!!!

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Der Denkfehler liegt allein schon darin, dass Zeit nicht in eine Richtung läuft. Wir haben überhaupt noch keine genaue Vorstellung davon was Zeit überhaupt bedeutet und das Vorwärts- bzw Rückwärtslaufen der Zeit kann höchstens als Metapher verstanden werden. Unsere Zeit läuft weder vorwärts noch rückwärts, es gibt so etwas wie einen Zeitstrahl nicht tatsächlich und sie bewegt sich vermutlich auch überhaupt nicht durch die uns bekannten Raumdimensionen..


schapdididu 
Beitragsersteller
 10.01.2022, 13:28

Psychonautik. Genau dieser Meinung bin ich ja auch!

Die "rückwärts laufende Zeit" war ein Beispiel für eine Zeit, die nicht stringent von vorn nach hinten verläuft.

Alternativ kann man die gleiche Frage stellen, ob Zeit überhaupt verläuft oder ob jeder Zeitpunkt parallel stattfindet oder ob es sich nochmals ganz anders verhält.

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Unser Zeitempfinden ist ja letztlich nur ein Empfinden und wird durch unsere Eindrücke geformt, die immer nur aus wahrgenommenen Eindrücken als Ursachen bestehen können. Deshalb wird immer direkt davon ausgegangen, dass der Eindruck zeitlich VOR der Wahrnehmung geschehen muss. Aber fast alle Menschen nehmen unser subjektives Empfinden eines Zeitverlaufs als unumstößliche Wahrheit an.

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schapdididu 
Beitragsersteller
 10.01.2022, 17:20

Allerdings sehe ich keinen Beweis in deiner Aussage, dass die Zeit nicht in eine Richtung läuft. Kennst du dafür einen Beweis?

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psychonautik  10.01.2022, 20:28
@schapdididu

Mein Argument war eher, dass ohne Beweis behauptet wird die Zeit würde sich in eine Richtung bewegen. Wer so etwas behauptet muss das erst einmal beweisen können und nicht ich wenn ich es anzweifel.

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BaldFame  10.01.2022, 20:29
@schapdididu

Man kann nur sagen, dass jeder physikalische Prozess in der Zeit auch "rückwärts" laufen könnte, aber das war es dann auch (Zeitumkehr-Invarianz).

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Philipp3141  10.01.2022, 20:37
@schapdididu

Sagen wir so, alles was passiert lässt sich auch ohne das Vorhandensein von Zeit erklären. Nur weil Zeit nicht existiert heißt nicht das alles still stehen muss. Wenn Zeit wegfällt, bleibt Ewigkeit. Also ewige zeitlose Gegenwart. Und einen echten Zeitverlauf hat noch niemand wirklich mitbekommen, denn das einzige was man mitbekommt ist das Jetzt, welches niemals war und niemals sein wird sondern immer nur jetzt ist.

Wenn wir uns fragen wie groß die zeitliche Ausdehnung dieses einen Moments ist, dann würden wir durch dieses Gedankenexperiment herausfinden, dass man ihn auf ewig weiterkürzen könnte, bis Zeit komplett aus der Gleichung gestrichen wird.

Und tatsächlich gibt es geistige Zustände in welchen man sich der Zeitlosigkeit bewusst werden kann. Das einzige was hierfür nötig ist, ist den Bereich des Gehirns zu deaktivieren der für Sprache verantwortlich ist, denn das was die Illusion eines zeitlichen Ablaufs erzeugt ist die Verkettung von Gedanken.

Durchbricht man diesen Prozess, fällt Zeit komplett in sich zusammen. Und das lässt sich in einer Ich-Auflösung erleben.

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Temperaturabnahmen würden umgekehrt keinen Sinn machen. Wenn Temperatur steigt, muss Energie hinzugeführt werden. Das passiert nicht, wenn man das Szenario der Temperaturabnahme einfach rückwerts abspielt.


schapdididu 
Beitragsersteller
 10.01.2022, 12:31

Hallo, Profijodler!

Naja doch, oder habe ich einen Denkfehler (wenn ja, wo?):

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10 Uhr: Herdplatte ist heiß = Ursache

11 Uhr: Herdplatte ist abgekühlt & wir beobachten es = Wirkung

12 Uhr: Wir haben uns gemerkt, dass die Herdplatte erst heiß & dann kalt war = 2. Wirkung

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Nach dem Prinzip würde es immer noch einen kausalen Zusammenhang zwischen der Ursache (ein Objekt hat größere Wärme und gibt diese ab) und der Wirkung (die kältere umgebende Luft nimmt Wärme auf) geben. Nur würde der Prozess rückwärts ablaufen, ähnlich wie bei einem Video, dass man rückwärts abspielt.

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PeterKremsner  10.01.2022, 12:36
@schapdididu

Ja und das würde dann dem ersten Hauptsatz der Thermodynamik wiedersprechen.

Wenn die Herdplatte von sich aus heiß wird und dann erst das Heizelement eingeschaltet wird, würde das System Energie aus der Umgebungsluft aufnehmen um wärmer zu werden. Der erste Hauptsatz verbietet das weil die Umgebungsluft die Platte nicht auf eine höhere Temperatur aufheizen kann.

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schapdididu 
Beitragsersteller
 10.01.2022, 13:26
@PeterKremsner

Mein Argument war nicht, dass die Heizplatte von sich aus heiß wird! Die Einschaltung vom Heizelement ist immer noch die Ursache! Genau wie die Thermodynamik es vorgibt.

Nur der Zeitverlauf ginge rückwärts und die Ursache würde nach der Wirkung geschehen. Das wäre also immer noch möglich

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PeterKremsner  10.01.2022, 14:07
@schapdididu

Natürlich wärs möglich aber eben Akausal. Wenn die Wirkung vor der Ursache da ist würde vieles anders ablaufen als wir es beobachten.

Kausal bedeutet die Wirkung kommt zeitlich nach der Ursache.

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schapdididu 
Beitragsersteller
 10.01.2022, 17:23
@PeterKremsner

Und genau dafür hätte ich gerne ein gutes Beispiel. Was würde anders ablaufen, wenn überall & immer die Wirkung vor der Ursache geschehen würde?

Wenn du ein unwiderlegbares Beispiel findest, würde es eine umgekehrte Zeit widerlegen! Bin sehr gespannt!!

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PeterKremsner  10.01.2022, 17:58
@schapdididu

Die Herdplatte würde auf magische Art und Weise eben heiß werden bevor man das Heizelement aufdreht.

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schapdididu 
Beitragsersteller
 10.01.2022, 12:34

Selbst wenn Zeitlich 12 Uhr vor 11 Uhr sein würde, erscheint es dem Beobachter, als wenn 11 vor 12 Uhr stattfindet, weil er zum Zeitpunkt 12 Uhr sich nur an Sachen von 11 und 10 Uhr erinnert. Nicht aber an Dinge, die 13 Uhr passieren.

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Ja, weil Entropieänderung, würde ich sagen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Physikstudent

schapdididu 
Beitragsersteller
 10.01.2022, 13:51

Hallo Humilein, kannst du dies beweisen?

Also klar, der Zeitpunkt, in dem Wirkungen für jetzt geschehende Ursachen passieren, den wir also umgangssprachlich als "später" bezeichnen, hat eine höhere Entropie. Soweit die Thermodynamik, die ich nicht im geringsten anzweifele.

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Ich greife vielmehr das Konzept des kontinuierlichen Zeitverlaufs vom Zustand der Ursache hin zum Zustand der Wirkung an. Wie psychonautik oben gut formuliert hat, ist die ganze Idee, das Zeit überhaupt verläuft, geschweige denn in eine bestimmte Richtung, lediglich ein Konzept und muss überhaupt nicht mit der Realität übereinstimmen.

Ich habe in Antwort auf den Kommentar von Eagle101 das anhand eines Tassenbeispiels formuliert. Selbst wenn die Zeit nicht wie man erwarten würde vorwärts, sondern rückwärts verlaufen würde, so würde es unserem Beobachter im Tassenbeispiel nicht einmal auffallen können.

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Hallo,

das muss man doch gar nicht.

Du meinst ja nicht die Zeit, sondern die Zeitzählung und die ist doch Menschengemacht, also so festgelegt.
Dehalb gibt es ja auch unterschiedliche Zeitzählungen, genauso wie unterschiedliche Zahlensysteme.

Grüße aus Leipzig


schapdididu 
Beitragsersteller
 10.01.2022, 13:37

Hallo Leipziger :)

Die Zeitzählung wollte ich damit nicht ansprechen. Die Uhrzeiten & Jahreszahlen dienen lediglich der Veranschaulichung. Gemeint ist der tatsächliche verlauf der Zeit im Kontrast zum wahrgenommenen Zeitverlauft. Also quasi die Richtung, in der die Zeit verläuft.

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AlterLeipziger  10.01.2022, 13:44
@schapdididu

Dann ist die Frage sinnlos, denn was Du nicht messen kannst, kannst Du auch nicht nachweisen! Also in dem Falle auch die voranschreitende Zeit nicht! Ganz einfache Logik. Sowas fällt dann unter Glauben!

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schapdididu 
Beitragsersteller
 10.01.2022, 14:12
@AlterLeipziger

Das kann man tatsächlich gut als glauben definieren, FALLS es wirklich keine Möglichkeit gibt, einen Zeitverlauf nachzuweisen oder zu widerlegen. Meine Frage ist so entstanden, dass ich mir Gedanken gemacht hab, OB man es nachweisen oder widerlegen kann?

Viele denken ja einfach, dass der wahrgenommene Zeitverlauf zwingend dem tatsächlichen entsprechen muss, ohne sich klar zu sein, dass das gar nicht so eindeutig überprüfbar ist.

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Vielleicht ist es ja irgendwie nachweisbar und ich weiß nur nicht wie :). Danach suche ich hier.

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