Kann ich als Schwarzer Jura studieren?
ich werde dieses Jahr mit meinem Abi fertig und überlege mit einem Jurastudium anzufangen. Ich interessiere mich generell für Philosophie und deshalb auch für Gerechtigkeit und deren Umsetzung in Form eines Rechtssystems in Gesellschaften. Ich würde tatsächlich auch gerne Jura studieren, wenn das Fach heutzutage, nicht mehr so sehr aufs rein analytische beschränkt wäre. Das, obwohl mir analytisches Denken liegt und viel Spaß macht aber das Studium, wenn es nicht auch mit umfangreichen Erkenntnisgewinn zu tun hat, mir nicht genug Mehrwert bietet. Bekannte Philosophen wie Marx und Karl Jaspers haben auch mal Jura studiert und die nötige analytische Denkfähigkeit lässt sich dort wenigstens auch mit finanziellem Überleben verbinden.Zwar ist so ein Interesse an dem philosophischen Hintergrund und dem Sinn juristischer Tätigkeit kein Voraussetzung aber bestimmt hilfreich.
Nun zeigen allerdings Studien, dass Menschen mit Migrationshintergrund beispielsweise eine nur 7 prozentige, also 24 % geringere Chance haben ein Prädikatsexamen zu erreichen als Deutsche. Das macht mir wirklich Angst und es belastet mich sehr, weil ich selbst von väterlicher Seite her vererbt eben dunkle Haut, Locken und einen senegalesischen Nachnamen habe. Zwar ist meine Familie mütterlicherseits deutsch aber das kann man ja von außen nicht erkennen und nach der rassentheoretischen Auffassung des NS-Ideologie, ist die Unreinheit des Menschen ja auch besonders durch den väterlichen Einfluss bestimmt. Relevant ist das natürlich nur, wenn besagte Studie tatsächlich stimmt und Jura tatsächlich von solch einer rassischen Weltanschauung geprägt sein sollte. Es handelt sich nämlich um eine Sekundärquelle (https://www.lto.de/karriere/jura-studium/stories/detail/studie-frauen-migranten-bewertung-examen-jura-schlechtere-noten), in der diese Zahlen von 24 bzw. 7 Prozent als Ergebnis der Studie dargelegt wurden.
Vielleicht kann mir ja hier jemand bei meiner Entscheidung weiterhelfen und vielleicht sogar eigene Erfahrung als Jurist einbringen. Vielen Dank schon mal im Voraus!
8 Antworten
Junge studier einfach, bis du fertig bist sind es noch 6 Jahre (da ändert sich viel). Das schriftliche Examen ist anonym(da gibt es schon mal keine Benachteiligung) und die mündliche, da kann es natürlich passieren. Aber es ändert sich viel, ich würde darauf nicht viel geben und selbst mit nur 7 hast du, stand heute, gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Danach ist eh alles egal und es zählt nur die Leistung. Jura als solches ist nicht rassistisch geprägt und Rassentheorie hat da eigentlich auch keinen Einfluss. Idioten gibt es aber theoretisch immer, gibt aber auch genug Nicht-Bio-Deutsche Profs an den Unis.
Eine meiner Ausbilderin im Ref war auch "schwarz".
Viel Erfolg und viel Spaß.
Ja stimmt, das denke ich mir auch dauernd. Wenn man immer davon ausgeht rassistisch behandelt zu werden, schränkt das sicherlich auch die Fähigkeit zur Selbstreflektion über eigene Fehler ein, allerdings kann das Gegenteil dann dazu führen sich ungeschützt Rassismus auszuliefern. Wo die Mitte ist, weiß ich nicht immer.
Ich kenne nicht sooo viele Juristen. Aber die, die getroffen habe, waren keineswegs rassistisch oder voreingenommen.
Ich kann mir vorstellen, dass du mit der Zeit auch ein gutes Gespür dafür entwickelt hast, ob jemand aufrichtig zu dir ist oder nicht. An deiner Stelle würde ich mich nicht von meinen Plänen dadurch abbringen lassen.
Bitte übertreib nicht. Ungeschützter Rassismus? Da kommt keiner in der Erstsemstervorlesung mit der KKK Kleidung an und ruft, "lasst den N3ger verbrennen" und der Mob packt die Fackeln aus.
Wie ich schon gesagt habe, die Examina sind anonym, außer in der Mündlichen KANN überhaupt nicht rassistisch korrigiert werden. Wenn in der mündlichen die richtigen Sachen gedropt werden, dann werden auch die Noten gegeben.
Es kann auch andere Gründe für das schlechtere abschneiden geben, beispielsweise kann man sagen. Die meisten mit Migrationshintergrund sind Arbeiterkinder, die haben auch einen schlechteren Notenschnitt.
Ich habe soviele Kinder von Migranten kennen gelernt im Studium.. da wird niemand anders behandelt. Mag aber sein, dass sowas wie SoWi noch egilitärer ist.
Hm, davon habe ich aber auch nie gesprochen. Es ging um Feinheiten in evtl. rassistisch motivierter ( oder eben auch nicht) Ungleichbehandlung die sich in Form von ein paar Notenpunkten ausdrückt. Bitte nicht relativieren mit sowas. Nur, weil es früher schlimmeren Rassismus gab wie KKK, muss ich mich nicht mit auch nur geringem Rassismus abfinden, der auch falsch ist!
Wenn ich mir soviele gedanken gemacht hätte wie du es machst, dann hätte ich das Studium gar nicht angefangen. Ja es kann sein, das vereinzelt Noten negativer gewertet werden, in der mündlichen. Da kann aber jeder Pech haben.
Übrigens aus einem Spiegelartikel "Auch die Herkunftseffekte verursachten Unbehagen, schreiben sie: Studenten mit ausländischem Namen schneiden im Examen mit 7,01 Punkten ab, Studenten mit deutschem Namen mit 7,74 Punkten. Das kann mit sprachlichen Defiziten zusammenhängen - sollte es aber nicht, betont Traxler. Schließlich sei im Examen Fachwissen gefragt, nicht rhetorische Brillanz. Die Forscher schreiben: "Hier liegt es nahe, Diskriminierung anzunehmen.""
Das stimmt zwar, jedoch ist sprachlich gutes Ausdrücken auch eine Leistung, in der ich nicht gerade der Beste bin.
Mal als Beispiel, ich schreibe mit einem Kumpel, wir haben die selbe Lösung. Er hat 13 ich 7, warum? er schreibt besser als ich. Man muss die Theorie auch überzeugend rüberbringen.
Ja das stimmt schon. Habe mich deshalb in der Schule auch manchmal schlecht gefühlt, weil ich einfach nur dadurch, dass ich mich gut ausdrücken kann gute Noten bekomme. Bin etwas Lernfaul, weil mich mancher Schulstoff nicht interessiert und lerne die Inhalte wirklich wenig aber bringe was ich weiß halt gut rüber.
Nur im Physik LK bringt das leider nicht viel ohne lernen 😅 Aber Physik ist sowieso noch hinter Philosophie in meiner Präferenz.
Am Ausdruck muss und kann man arbeiten, ansonsten musst du halt viel lernen.
Da sämtliche Examensklausuren lediglich unter Zuweisung einer Prüfnummer korrigiert werden, sind dem Korrektor keine Rückschlüsse auf die Morphologie des Prüflings möglich.
Insofern sollten man sich mal über den Unterschied zwischen echter Kausalität und bloßer Korrelation Gedanken machen.
Ich fürchte deine Statistik ist in der Realität genau so traurig, wie du sie empfindest. Das System ist bei weitem nicht frei von Rassismus und deine Hautfarbe wird dir das Leben nicht leichter machen!
Aber: Das ist kein Grund deinen Traum aufzugeben. Google mal Ketanji Brown Jackson. Sie ist vor kurzem in eines der höchsten juristischen Ämter dieser Welt berufen worden - in einem ebenfalls rassistischen Land. Als schwarze Frau. Sicher, wäre sie ein weißer Mann hätte sie diesen Job vielleicht schon viel früher bekommen und sie wird mehr als ein mal Diskriminierung erfahren haben, aber das hat sie nicht aufgehalten. Deine Leistungen in der Uni, die Frage ob du deine Examen schaffst und wie weit du kommst ist nicht davon abhängig was andere Leute von dir halten oder was eine Statistik über dich sagt.
Vor nicht mal hundert Jahren hätte es Statistiken dazu gegeben wie wenig nicht-weiße Menschen Präsidenten in der westlichen Welt geworden sind. Oder wie wenig nicht-weiße Menschen einen Schulabschluss haben. Wie wenig nicht-weiße Menschen schwimmen können. Das hat sich nur geändert, weil sich das System verändert hat. Und das System ändert sich nicht, weil jemand eine Statistik sieht und aufgibt. Es ändert sich, weil jemand auf die Statistik scheißt und tut, was er tun will.
Wenn dich Jura interessiert, werde Jurist! Wenn du lieber Philosophie studieren willst, studiere Philosophie. Aber tu weder das eine noch das andere wegen deiner Hautfarbe.
Ja, selbstverständlich.
und Jura tatsächlich von solch einer rassischen Weltanschauung geprägt sein sollte.
Ich bezweifle, dass hier der Migrationshintergrund an sich der Grund für das eher schlechte Abschneiden ist.
Im juristischen Bereich kommt es sehr auf sprachliche Feinheiten an. Und die fehlen vielen Nicht-Muttersprachlern, auch wenn ihr Deutsch sonst gut ist.
In der anonymisierten schriftlichen Prüfung beträgt der Notenunterschied hingegen 1,9 Prozent.
Die wissen gar nicht, wessen Klausur die korrigieren.
Der Grund für die schlechteren Noten muss also ein anderer sein.
Ja stimmt, das hatte ich vergessen zu erwägen in meinem Kommentar und das wäre ein beruhigender Gedanke, da es doch eben nur auf Leistung ankommen sollte. Ich bin glücklicherweise Muttersprachler. Steht denn der Nachname, nicht auf den Klausuren? Meiner ist eben offensichtlicher senegalesischer Herkunft weshalb ich überlegt habe, ob ich evtl. den deutschen Nachnamen meiner Mutter annehmen sollte auch für die Wohnungssuche z.B., wobei das natürlich auch ein bisschen armselig wäre quasi meine Identität zu verleugnen nur weil ich mir dadurch Vorteile erhoffe.
Steht denn der Nachname, nicht auf den Klausuren?
Soweit ich weiß, nur die Matrikelnummer.
Und niemand merkt sich hunderte dieser sechs- oder achtstelligen Nummern.
ob ich evtl. den deutschen Nachnamen meiner Mutter annehmen sollte auch für die Wohnungssuche
Tja,
so ganz unrecht kann ich dir nicht geben. Unter Umständen triffst du auf Vermieter, die dich des Namens wegen sofort aussortieren.
Auf der anderen Seite, willst du bei solchen Leuten wirklich wohnen? Es gibt mit Sicherheit genügend andere, die nicht so drauf sind und dich als Menschen betrachten.
Nach dem Abi bin ich zusammen mit einer Schulfreundin in eine Universitätsstadt gezogen. Wir sind beide Deutsche, ihr Vater sogar Arzt mit eigener Praxis, keine Feierbiester. Du glaubst gar nicht, was wir uns während der Wohnungssuche anhören mussten!
2 Mädchen zusammen, das ginge ja gar nicht. Wir würden sowieso nur Party machen wollen und die Wohnung niemals putzen usw. Da braucht man sowieso ein dickes Fell.
Wenn dir sowas begegnet, bezieh es nicht auf dich. Lass es bei den Leuten. Die sind es, die komisch sind.
Finde es nur schwierig, wenn man gleich mit so einer negativen Einstellung da ran geht.