Kann Homologie und Analogie gleichzeitig vorkommen??
Hallo oben meine Frage, und wenn ja kann man das überhaupt nachweisen? Wie ist das bei Affen und menschen?
3 Antworten
Moin,
klar kann das gleichzeitig vorkommen.
Nimm als Beispiel das Fangbein der Gottesanbeterin (z.B. Mantis religiosa) und der Fanghaften (z.B. Mantispa styriaca).
Das erste Beinpaar (das Fangbein) ist mit Sicherheit homolog im Aufbau: bei beiden besteht das Bein aus einer Hüfte (Coxa), einem Schenkelring (Trochanter), einem Schenkel (Femur), einer Schiene (Tibia) und einem mehrgliedrigen Fuß (Tarsus).
Beweisen lässt sich die Homologie durch die Anwendung der Homologiekriterien. Hier passen das Lagekriterium und das Qualitätskriterium.
Die Ausbildung als Fangbein ist dagegen mit Sicherheit analog (aufgrund der hohen Übereinstimmungen vielleicht sogar als Konvergenz zu betrachten). Beide haben eine verlängerte Hüfte, Dornen am Schenkel und / oder an der Schiene sowie eine gleiche Fangarmhaltung und ein nach vorne gerichtetes Fangverhalten.
Dass es sich hier aber um eine Analogie handelt, lässt sich dadurch zeigen, dass die Gottesanbeterin ein hemimetaboles Insekt ist, wohingegen die Fanghafte zu den holometabolen Netzflüglern gehört.
Würde man unterstellen, dass die Fangbeine als solche (also als Fangbein) homolog zueinander wären, müsste man entweder davon ausgehen, dass alle Netzflügler, die kein solches Fangbein besitzen (wie zum Beispiel die Flohrfliege) und alle Holometabola und Hemimetabola, die sonst zu den jeweiligen Verwandtschaftskreisen gehören alle das Fangbein wieder aufgegeben haben müssten. Oder man müsste davon ausgehen, dass die holometabola Entwicklung bei den Fanghaften unabhängig von den anderen Holometabola ein zweites Mal evolutiv entwickelt worden ist.
Beide Annahmen wären viieel zu teuer (unwahrscheinlich). Da ist die andere Annahme, dass die Ausbildung als Fangbein zweimal unabhängig voneinander (und damit analog zueinander) entwickelt wurde, viel wahrscheinlicher, zumal Fangbeine auch bei anderen Arthropoden vorkommen (zum Beispiel beim Wasserskorpion, einer Wanze, oder beim Fangschreckenkrebs, einem Krebs, der also noch nicht einmal zu den Insekten gehört). Das zeigt, dass die Entwicklung von Fangbeinen durchaus unabhängig voneinander mehrfach entstanden ist.
Inwieweit es aber auch ein solches Beispiel bei Affen und Menschen gibt, weiß ich gerade aus dem Stegreif nicht. Darüber müsste ich länger nachdenken oder recherchieren, wozu ich jetzt aber weder Zeit noch Lust habe...
LG von der Waterkant
Ah okay vielen Dank sehr interessant! Bin auch dabei mich darüber zu informieren einfach aus Interesse teilweise fällt es mir aber schwer da die richtigen Zusammenhänge herzustellen bzw. Bin ich mir selber nicht sicher ob diese so richtig sind. Aber danke für deine aufschlussreiche Antwort:)
Ich würde sagen nein. Homologie ist aus der gleichen Entwicklungslinie (der Feund, warum Schimpansen und Menschen so ähnlich sind). Analog ist gleichartig, wie die Form von Ichthiosauriern, Delfinen und Marlin (Schwertfisch).
Kann es aber nicht sein, dass Verwandtschaft auch trotzdem ähnliche Funktionen/Merkmale besitzen?
In unterschiedlichen Graden schon.
Weitschichtig verwandt sind Delphin und Pinguin damit sind ihre Extremitäten homologe (beide aus Urwirbeltieren)
In engeren Zeiträumen gesehen sind sie analog.