Moin,
liebe Claire, willkommen bei uns Schachspielenden. Du hast dir ein faszinierendes Spiel ausgesucht. Gratuliere...
Aber aller Anfang ist schwer. Und das Schachspielen macht da keine Ausnahme.
Ein Patt bedeutet, dass eine Partei keinen legalen Zug mehr ausführen kann, aber der König dieser Partei wird dabei nicht bedroht (er steht nicht im Schachgebot). In diesem Falle wird die Partie als Unentschieden gewertet, weil die pattgesetzte Seite zwar einen Zug machen muss, aber nicht kann.
Da spielt eine weitere Regel hinein, nämlich, dass der König nicht in ein Schachgebot laufen darf. Man darf den König also nicht einer Bedrohung durch einen gegnerischen Stein aussetzen.
Das ist auch der Grund dafür, dass man ein Schachgebot durch den Gegner IMMER abwehren muss. Kann man das nicht mit einem legalen Zug tun, ist man schachmatt und verliert.
In deiner Partie hat Weiß nur noch seinen König. Er hat also keinen anderen eigenen Stein, den er noch ziehen könnte.
Mit deinem Zug 35. ... Dc1 hast du den weißen König nicht bedroht (er steht auf a2 nicht in einem Schachgebot). Aber er kann nun auch keinen legalen Zug mehr ausführen, denn alle Felder, die er theoretisch betreten könnte (a1, b1, b2, b3 oder a3), werden von deinen beiden Damen auf c1 und b5 kontrolliert (bedroht).
Die Felder a1, b1, b2 und a3 kontrolliert die Dame c1. Die Felder b1, b2 und b3 kontrolliert die Dame b5.
Das bedeutet, dass der weiße König nur ziehen könnte, wenn er sich selbst auf ein Feld stellt, dass von einer (oder beiden) deiner Damen bedroht wird. Das heißt, er müsste sich selbst in ein Schachgebot begeben. Aber das ist nach den Schachregeln nicht erlaubt (verbotener Zug).
Da Weiß aber auch keinen anderen Stein mehr besitzt, den er ziehen könnte, hat er keinen legalen Zug mehr zur Verfügung. Sein König steht nicht im Schach und es gibt keinen legalen Zug. Genau diese Situation bezeichnet man als Patt und sie führt zu einem unentschiedenem Ausgang der Partie.
Übrigens ist die Erklärung von Fleischtester an dieser Stelle sehr ungenau formuliert, denn eine Partei ist nur dann pattgesetzt, wenn sie KEINEN legalen Zug mehr ausführen kann. Das betrifft nicht nur den König, sondern auch alle anderen Steine der pattgesetzten Armee (sofern solche Steine noch vorhanden sind).
Dazu zwei „lustige” Beispiele, die es lohnt, sie nachzuspielen, um das Thema Patt noch besser zu verstehen:
Partie 1 (die kürzeste Partie aus der Grundstellung heraus, die mit einem Patt endet):
1. e2-e3 a7-a5 2. Dd1-h5 Ta8-a6 3. Dh5xa5 h7-h5 4. h2-h4 Ta6-h6 5. Da5xc7 f7-f6 6. Dc7xd7† Ke8-f7 7. Dd7xb7 Dd8-d3 8. Db7xb8 Dd3-h7 9. Db8xc8 Kf7-g6 10. Dc8-e6 patt.
Natürlich haben in dieser Partie beide Seiten völlig bescheuerte Züge gemacht. Aber darum geht es hier nicht. Es geht darum, dass Schwarz am Ende patt steht. Er hat zwar neben seinem König noch eine Dame, zwei Türme, einen Läufer, einen Springer und vier Bauern, aber keiner dieser Steine kann einen legalen Zug machen. Deshalb wurde Schwarz hier aus der Grundstellung heraus in nur zehn Zügen pattgesetzt...
Das geht noch krasser. Die kürzeste Partie aus der Grundstellung heraus, die in einem „gegenseitigen” Patt endet, verläuft so:
1. e2-4 d7-d5 2. e4-e5 d5-d4 3. c2-c3 f7-f6 4. Dd1-f3 Ke8-f7 5. Df3xb7 Dd8-d5 6. Db7xc8 Dd5xg2 7. Ke1-d1 Dg2xf1† 8. Kd1-c2 Df1xg1 9. Dc8xb8 Ta8xb8 10. Th1xg1 Tb8-b3 11. Tg1-g6 Tb3-a3 12. Tg6-h6 g7xh6 13. b2xa3 Kf7-g7 14. Kc2-b2 d2-d3 15. e5-e6 a7-a5 16. h2-h4 a5-a4 17. h4-h5 c7-c5 18. f2-f4 c5-c4 19. f4-f5 patt
Schwarz kann mit seinen Steinen keinen legalen Zug mehr ausführen und ist deshalb pattgestellt. Aber auch wenn Weiß am Zuge wäre, könnte auch er keinen legalen Zug mehr ausführen und wäre patt.
Ein „gegenseitiges” Patt sozusagen.
Doch zurück zu deiner Partie: Vor deinem Damenzug nach c1 hättest du sehr viele Wege gehabt, um ein Matt in zwei Zügen zu erzwingen:
- 35. ... Dg5-c5 (lässt dem weißen König das Feld a1) 36. Ka2-a1 Dc5-a3#.
- 35. ... Dg5-e5 (lässt dem weißen König das Feld a3) 36. Ka2-a3 De5-a1#.
- 35. ... Dg5-h4(g4, f4) 36. Ka3(a1) Dh(g, f)4-a4#.
- 35. ... Dg5-g1 36. Ka2-a3 Dg1-a1#.
- 35. ... Dg5-f6(g7) 36. Ka2-a3 Df6(g7)-a1#.
- 35. ... Db5-b4 36. Ka2-a1 Dg5-a5#.
- 35. ... Db5-b6(b7, b8) 36. Ka2-a3(a1) Dg5-a5#.
- 35. ... Dg5-g2† 36. Ka2-a3(a1) Dg2-b2#.
- 35. ... Dg5-d2† 36. Ka2-a3(a1) Dd2-a5(b2)#.
- 35. ... Ta8-b8 36. Ka2-a3 Db5-b3(a5, a6)#.
- 35. ... Ta8-b8 36. Ka2-a1 Db5-b2(b1)#.
Dann hättest du also gewonnen. Spiele alle diese Möglichkeiten ruhig einmal nach, damit du die Mattstellungen besser erkennst und in Zukunft anwenden kannst.
Weiterhin viel Spaß (trotz solcher Rückschläge) mit einem der tollsten Spiele der Welt...
LG von der Waterkant