Judo anwenden?

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Wie süß...

Um deine Frage kurz und knapp zu beantworten, nein du musst den Angreifer nicht über deine Kampfsportkenntnisse aufklären, du solltest dir aber auch gut überlegen, ob du sie anwenden willst.

Judo ist aus zwei Gründen schon mal nicht sonderlich gut zur Verteidigung geeignet. Erstens ist es ein Kampfsport, der im Gegensatz zu Kampfkunst und Selbstverteidigung Regeln für Wettbewerbe unterworfen ist, die dir in einem Straßenkampf hinderlich im Weg stehen können, zweitens kennt Judo im Schülertraining nur Wurftechniken (hochrangige Dan-Träger - auch Meister lernen ja nie aus - lernen noch Schlagtechniken und Schläge mit Würfen zu kombinieren, das findet aber keine Anwendung im Wettbewerb), und ganz ehrlich, ich möchte mal sehen, wie du mit deinem Provinz-Judoverein-Basiswissen überhaupt erst mal durch die Kettenfauststöße, Schläge und Tritte eines Boxers, Kickboxers oder Thaiboxers durchkommen willst. Bevor du den ersten Wurf ansetzt, bist du K.O.! Ich will Judo trotzdem nicht schlechtreden, bei Rangeleien, also in dem Moment, wo du gegriffen wirst, bringt es dir Vorteile und die legendäre Judorolle als Schutzmechanismus im Alltag, wenn du nur mal stürzt, ist ja auch nützlich, abseits aller Verteidigung. Nur wenn Fäuste fliegen, bist du damit ausgeliefert.

Selbstverteidigung muss immer adäquat sein. Du darfst also nicht (abgesehen davon, dass man selbst mit Waffenschein als Privatperson keine Schusswaffe offen führen darf) auf einen unbewaffneten Angreifer schießen, nur weil er stärker ist. Man darf aber sehr wohl, wenn man sich als Bewegungslegastheniker einem muskulösen, trainierten Boxer gegenüber sieht, mit legalen Hilfsmitteln wie Pfefferspray behelfen (Vorsicht, alle Waffen/Hilfsmittel können dir entrissen und gegen dich verwendet werden)

Zudem weißt du nie, ob der Angreifer verdeckte Waffen hat. Ich rücke ehrlich gesagt lieber mein Portemonnaie raus, als plötzlich ein Messer im Bauch zu haben. Ansonsten ist es Risiko des Angreifers, dass du plötzlich doch stärker bist. Du darfst dich mit allen Mitteln, die dir zur Verfügung stehen verteidigen. Erst, wenn der Gegner am Boden ist oder aufgibt, ist Nachtreten strafbar (Notwehrexzess).

Vorher mit seinen Kampfkünsten zu prahlen, ist eher kontraproduktiv. Das wirkt wie "unsicher, wenig Selbstvertrauen und Hoffnung, der Gegner wäre davon beeindruckt". Wenn ich mich nun vor einen Angreifer stelle und sage "Vorsicht, ich kann Ninjutsu", fühlt er sich vielleicht erst recht angestachelt, zu sagen "Dann zeig mal, was du kannst, du Ninja Turtle". Und wenn er selbst Kenntnisse aus dieser Kampfkunst hat, weiß er, was kommt. Wenn er aber angreift, ohne zu wissen, was Sache ist, ist er vom Konter möglicherweise so überrascht, dass er schnell wieder von dir ablässt.

Am Sinnvollsten ist es immer, die Situation mit Worten zu klären. Ein selbstbewusstes, forsches, jedoch nicht aggressives Auftreten, kann da schon helfen. Du fällst so durch das "Opfer-Raster" durch, denn ein Opfer wäre eingeschüchtert und ängstlich. Aggressives Auftreten wiederum kann die Stimmung weiter anheizen. Und mit seinen Kampfkenntnissen zu prahlen, ist aggressiv. Im Zweiflesfall gibt der Klügere immer nach und wenn der Angreifer wirklich nur auf Prügelei aus ist und nie was anderes geplant hatte, versuche deine Techniken anzuwenden, ohne Vorankündigung. Judo ist zwar in den seltensten Fällen optimal, aber besser als nix und vielleicht hilft es ja.

Ja, du kannst alles einsetzen was Notwehrkonform ist und brauchst den Gegner natürlich auch nicht vorwarnen

Soweit ich weiß darfst du so ziemlich alles, sofern es nicht unverhältnismäßig zur schwere des Angriffs des Gegners ist und wenn er am Boden ist darfst du nicht mehr nachterten oder sonstiges.

Ja, du solltest schon fair bleiben. Wenn der Untergrund zu hart ist, solltest du dem Angreifer schon anbieten, ihn auch auf den Rasen zu werfen. Außerdem sollte sich der Angreifer den Wurf aussuchen dürfen, mit dem du ihn werfen wirst. Auf keinen Fall solltest du ihn überraschen, denn sonst hat er ja keine Chance, seinen Fehler nonverbal einzusehen. Frage also nach, ob er auch wirklich bereit ist.


Purzelmaus99  22.02.2013, 18:31

was bringt es dir wen du angegriffen wirst und du erst mal fragst wie du ihn werfen sollst oder ob er bereit ist?

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Suboptimierer  22.02.2013, 03:44

Ach ja, und frage ihn, ob er nicht eine schlimme Krankheit hat. Stell dir vor, der hätte einen Herzfehler und du wirfst ihn so ungünstig, dass er im Extremfall daran stirbt.

Und du solltest das dir schriftlich geben lassen, dass er in Kenntnis gesetzt wurde. Denn sonst behauptet der nachher einfach, dass du ihm das nicht gesagt hättest.

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Ist Unsinn. Notwehr ist Notwehr, ob mit oder ohne Judo. Dann hat der Angreifer eben Pech gehabt ^^

lg, couka