Journalistik studieren - ja oder nein?

4 Antworten

"Journalistik studieren - ja oder nein?"

Nein.

http://www.sueddeutsche.de/karriere/journalistenberuf-journalistik-ein-leerfach-1.166697

Frag mal die Leute in Deiner Praktikumsredaktion, was sie studiert haben. Wenn es Journalistik war - was in seltenen Fällen vorkommt -, dann haben sie mit Sicherheit unzählige Praktika gemacht und ihre Stelle ausschließlich diesen Praktika zu verdanken, und nicht etwa ihrem Studium.

Wer glaubt, mit abgeschlossenem Journalistik-Studium Journalist zu sein, der glaubt auch ans Christkind und an den Osterhasen.

Was den Sportjournalismus angeht, so habe ich die Frage hier schon mal beantwortet. Da gutefrage nur einen Link pro Beitrag zulässt und mir das aufwändige und nervige Umgehen dieser Sperre auf den Zeiger geht, kommt der im nächsten Beitrag.


marcs96 
Beitragsersteller
 04.01.2014, 11:22

Danke! Die Wege, die in Politikredaktionen führen, z.B. Politikwissenschaften, sind plausibel. Aber mir ist nicht klar, wie der beste Weg aussieht, Sportjournalist zu werden. Der Studiengag Journalistik in Bremen hat 30 Teilnehmer und beinhaltet ein Praxissemester. Könnte man da nicht versuchen, in einer Sportredaktion zu landen und Kontakte für ein Volontariat zu knüpfen?

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BalduinB  07.01.2014, 12:46
@marcs96

Ich hab mir die Seite der Hochschule Bremen mal angesehen - sie überzeugt mich trotz der gerade noch tolerierbaren Teilnehmerzahl nicht.

Wie alle derartigen Studiengänge ist das Studium zu theorielastig, die Professoren und Dozenten haben z. T. gar keine, z. T. nur begrenzte journalistische Erfahrungen.

Frau Prof. Dernbach z. B. hat nach eigenen Angaben ein Volontariat beim Verlag der Nürnberger Presse absolviert und dort danach als Lokalredakteurin tätig - zusammen komme ich da auf vier Jahre journalistische Praxis auf einer untergeordneten Ebene. Das reicht meiner Meinung nach nicht, um sich als qualifizierte Ausbilderin zu gerieren, zumal sie verschweigt, bei welchen Zeitungen des Verlages sie war. Dazu kommt, dass ihre Lehrveranstaltungen sich mit Journalismusforschung, Medienrecht und Medienethik beschäftigen. Das mag wichtig sein, ist aber für den Journalistenberuf irrelevant. Wer nach der Pubertät nicht weiß, was ethisches Verhalten ist, der lernt es auch in einer Veranstaltung nicht.

Frau Prof. Witte ist seit 2004 Professorin, hat in Berlin und Paris studiert, ist seit 1993 Dipl.-Politologin und hat 1998 noch promoviert. Sie gibt an, "über 15 Jahre" für den WDR und den RBB tätig gewesen zu sein. Wie sie das - neben ihrem Studium (auch im Ausland) und der Promotion - gemacht haben will, ist mir ein Rätsel. Ich vermute mal, sie war nebenher freie Mitarbeiterin der genannten Anstalten, und solche Leute gibt es zu Hunderten, wenn nicht Tausenden. Auch ihre Veranstaltungen drehen sich vor allem um gesellschaftliche Themen - für den Journalismus irrelevant.

Ferner wird Fremdsprachenkenntnissen im Studium ein hoher Rang und viel Zeit eingeräumt - ich persönlich setze solche Kenntnisse bereits vor dem Studium voraus.

Auslandssemester: Das Auslandssemester wird offensichtlich an Hochschulen ähnlicher Ausrichtung absolviert und trägt ebenfalls zum Berufsziel Journalismus nichts bei. Zum Praxissemester für Journalistikstudenten konnte ich leider keine näheren Angaben finden - wenn sie vorhanden sind, sind sie jedenfalls sehr versteckt. Ob die Hochschule evtl. Kontakte zu verschiedenen Medien hat und deshalb ihre Studenten mit entsprechenden Praktika versorgen kann, oder ob die Studenten sich ihre Praktikumssemesterstellen selbst suchen müssen bleibt unklar. Jedenfalls studieren in Deutschland so viele Studenten Journalismus, dass es schwer sein dürfte, für alle diese Leute Plätze zu finden.

Immerhin muss bereits vor dem Studium ein 12-wöchiges Medienpraktikum nachgewiesen werden, und das ist ein Lichtblick. Auch da wünsche ich bei der Suche nach einem Praktikumsplatz viel Spaß - ich halte das für ziemlich aussichtslos, angesichts der Mengen an Leuten, die unbedingt "was mit Medien" machen wollen. Solche Plätze stehen in der Regel nur solchen Leuten zur Verfügung, die bereits Erfahrung haben.

Dann wäre da noch die Arbeitsprobe zu einem von zwei vorgegebenen Themen, die ebenfalls vor der Zulassung eingereicht werden muss. Sie darf "maximal 8.000 Zeichen" umfassen, also nicht einmal 220 Zeilen - und das ist für eine Arbeitprobe lächerlich. Wieviel Zeit man dafür aufwendet, scheint auch niemanden zu interessieren. Zudem lässt sich kaum kontrollieren, wer letztendlich diese Arbeitsprobe verfasst hat. Aufnahmeprüfungen sehen gemeinhin anders aus - hier die Bedingungen der renommierten (und sehr empfehlenswerten) Henri-Nannen-Schule: http://www.journalistenschule.de/bewerbung

So, das wär's erstmal. Zum Thema Sportjournalismus melde ich mich nochmal, kann aber etwas dauern.

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Journalistik hilft dir da nur bedingt weiter. Ich persönlich kenne keinen Journalisten, der das studiert hätte.

du willst diese entscheidung, die dir doch niemand abnehmen kann, von der zufälligen meinung einiger weniger leute abhängig machen, die zufällig deine frage lesen und ggf. keine gute meinung von jouranlisten haben könnten?

wenn du doch schon das praktikum im auge hast, dann treffe deine endgültige entscheidung nach ende dieses reinschnupperns und lege dich doch nicht zu früh auf einen einzigen bereich fest. journalismus ist mehr als sportberichterstatung beim weser kurier.


marcs96 
Beitragsersteller
 03.01.2014, 19:03

Ich bin mir ziemlich sicher, in diesem Bereich meine berufliche Zukunft festzusetzen. Doch sollen die späteren Berufsaussichten nicht gerade rosig sein, wenn man "nur" Journalistik studiert.

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BalduinB  04.01.2014, 10:57
@marcs96

"... in diesem Bereich meine berufliche Zukunft festzusetzen"

Naja, an Deiner sprachlichen Ausdrucksfähigkeit solltest Du vielleicht noch ein wenig arbeiten....

Aber mit dem "nur Journalistik" hast Du recht.

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Hei marcs96, mein Rat an junge Leute, die Journalisten werden wollen: Studier irgendetwas, das dir Spaß macht, und werde gut. Mit einem Quentchen Praxis in der Hinterhand und einem guten Zeugnis stehen dir alle Wege offen im Journalismus. Die Weichen stellen sich erst im Lauf der Karriere - aber hüte dich vor Fachidioten = Schmalspur-Journalisten. Viel Erfolg! Grüße!