Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer, rassistisch?
Bereits 1960 erschien das Kinderbuch "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" von Michael Ende. Ein wie ich finde total schönes, spannendes und facettenreiches Buch. Als Kind habe ich es verschlungen, auch den zweiten Teil mit der Seeräuberbande "Die wilde Dreizehn". Vielleicht kennen einige von euch die Bücher? Wurden auch verfilmt, z.B. in der Augsburger Puppenkiste oder 2017 als Realfilm mit Henning Baum (Der letzte Bulle).
In letzter Zeit wurde vielfach diskutiert, ob diese Bücher bzw. die Figur des Jim Knopf rassistisch sei und es daher angebracht wäre, auf diese Bücher/Filme zu verzichten. Jim Knopf ist Schwarzer, wird in der Welt der Weißen (Insel Lummerland) angespült, muss die Umgangsformen "erlernen" und benimmt sich manchmal etwas ungeschickt. Es gelingt ihm allerdings Dank seiner Pfiffigkeit (und des Gelernten) allerlei Abenteuer erfolgreich zu bestehen.
Ich verstehe in diesem Zusammenhang die Rassismusdiskussion nicht. Was ist rassistisch? Das er ein Schwarzer ist? Gerne eure Meinung dazu.
19 Stimmen
6 Antworten
Ich fürchte dass die Leute inzwischen ein wenig übervorsichtig werden, was Gleichberechtigung angeht. Dabei ist Jim Knopf doch eigentlich DAS Buch das Gleichberechtigung fördert. Jim wird auf der Insel aufgenommen und ist fester Bestandteil der "Familie". Es wird nicht hinterfragt, dass er eine andere Hautfarbe hat. Und als Kind habe ich mir sowiso keine Gedanken darüber gemacht was er für eine Hautfarbe hat. Auf ihren Reisen treffen sie allerlei Gestalten die aus irgendwelchen Gründen aus der Gesellschaft ausgeschlossen wurden.
Herr Tur Tur weil er ein Scheinriese ist und für die Leute um ihn herum riesengroß wirkt. Er kann nichts dafür dass er so ist. Doch Jim und Lukas sehen über diesen sehr offensichtlichen Effekt hinweg und nehmen ihn so wie er ist.
Nepomuk wird ausgeschlossen weil er nur ein Halbdrache und kein ganzer Drache ist. Auch hier beurteilen ihn die Helden des Buchs nicht nach seinem Äußeren sondern nach seinem Charakter und sind dabei einige der wenigen, die tiefer blicken können.
In beiden Büchern geht es darum Vorurteile beiseite zu lassen und jeden so zu akzeptieren wie er/sie ist. Daher finde ich dass es eine sehr fehlgeleitete Idee ist, die dazu geführt hat die Jim Knopf Bücher als "rassistisch" zu bezeichnen.
Die Geschichte selbst ist nicht rassistisch. Im Gegenteil, es ist ein Kinderroman mit einem schwarzen Protagonisten und seine Hautfarbe ist allenfalls eine Kuriosität bzw. ein Erkennungsmerkmal, wird aber nie wirklich in den Vordergrund gestellt. Jims anfängliche "Dümmlichkeit", die ich tatsächlich eher als kindliche Unbeholfenheit einstufen würde, vergeht rasend schnell, da er ein schlauer Junge ist und verdammt schnell lernt. Inhaltlich ist der Roman also vollkommen unbedenklich. Das einzige Problem ist die Sprache der Zeit. Jim wird häufig als "Negerkind" betitelt, was in den 60ern noch salonfähige Sprache war. Es gibt aber Neu-Auflagen, die diese Stellen umformulieren. Je nach "Zielgruppe" würde ich überlegen, welche Auflagen sinnvoller sind. Eigentlich bin ich großer Fan davon, Texte in ihrer Ursprungsfassung vorzulesen. In diesem Kontext kann man den Kindern direkt erklären, was das Problem mit dem Wort ist und dass es früher benutzt wurde, heute aber nicht mehr gesagt werden sollte. Ich habe das Buch aber auch schon der schwarzen Tochter einer Freundin vorgelesen, die, schon als kleines Kind, mit dem N-Wort beschimpft wurde. Hier habe ich Pädagogik mal hinten angestellt und die entsprechenden Stellen umformuliert. Das Kind sollte eine schöne Gutenachtgeschichte hören und nicht noch spätabends mit Rassismus konfrontiert werden.
Tldr; Lest das Buch (bitte!) vor oder gebt es euren Kindern zum Lesen. Wie so ziemlich alles von Michael Ende ist es ein brilliantes Werk. Aber Augen auf bei der Ausgabenauswahl, speziell wenn ihr es schwarzen Kindern gebt.
Ich habe das damals immer geguckt und seine Hautfarbe hat für mich nie eine Rolle gespielt. Es zeigt doch von lernbereitschaft, dass er schnell lernt und das er am Anfang dumm ist ist ja nicht so schlimm, jeder ist am anfang dumm. Ich finde, dass da ein zu großes Drama gemacht wird, welche Hautfarbe wer hat. Es ist doch gut, dass in Büchern die Hauptfigur schwarz ist, weil das von Weltoffenheit zeugt ))))
Ehrlich gesagt habe ich darüber noch nie nachgedacht. Allerdings wurde es ja auch in einer anderen Zeit geschrieben. Das Jim die Umgangsformen erst lernen muss würde ich nicht als rassistisch abstempeln, immerhin kommt er als Baby nach Lummerland.
Außerdem gibt es weitaus rassistischere Bücher, zb Tom Sawyer, die nicht verboten werden.
Hier taucht wiederholt die Frage auf, was Rassismus ist. Da ist gewissen Kreisen schon was gelungen
Die Rassismus-Frage dient nur vordergründig dem Kampf gegen Rassismus, leider. Sie ist übernommen worden von Leuten, die anderen Leute was vorwerfen wollen. Ähnlich wie die AntiFA, die nur versucht, möglichst viele Leute als "Nazi" zu beschmuddeln.
Warum soll ein Schwarzer sich nicht ungeschickt benehmen?
Warum soll Aogo kein Quotenschwarzer sein? Was den Sender angreift. Und wenn doch Aogo angegriffen wurde, dann wurde er fachlich angegriffen. Das muss er aushalten, ob schwarz oder nicht.