Ist nervenkrank und Psychisch krank dasselbe oder gibt es da Unterschiede?

7 Antworten

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Hallo Fliegengewicht4,

da gibt es Unterschiede:

Nervenkrank bedeutet, dass das Nervensystem betroffen ist, man nennt dieses Fachgebiet in der Medizin 'Neurologie'. Hier wird des weiteren unterschieden zwischen dem Zentralnervensystem und dem Vegetativen Nervensystem.

Psychisch krank bedeutet, dass die Psyche (Seele) betroffen ist , man nennt dieses Fachgebiet 'Psychologie'.

Demtentsprechend unterschiedlich sind auch die Therapiemethoden.

LG

Buddhishi


rr1957  11.10.2016, 12:53

Das Fachgebiet für psychische Erkrankungen heisst "Psychatrie", nicht "Psychologie". Psychatrie ist ein Teilbereich der Medizin, Psychologie dagegen eine Naturwissenschaft.

In der Psychologie geht es um das Verhalten (und ggf. das Beeinflussen des Verhaltens) von gesunden Menschen, höchstens am Rande um Erkrankungen, und da dann nicht um Behandlung.

Es gibt allerdings Psychologen, die sich zu "Psychotherapeuten"" fortgebildet haben, die können dann (mit gewissen Einschränkungen) auch Erkrankungen behandeln.

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rr1957  11.10.2016, 13:00
@rr1957

blöd da hab ich mich nu gleich 2-mal vertippt:

es muss natürlich "Psychiatrie" heissen, also mit "i"  ...

"iater" heisst "Arzt", "therapeut" so was wie Arzthelfer oder Pfleger.

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Fliegengewicht4 
Beitragsersteller
 11.10.2016, 13:33
@rr1957

Hallo Buddhishi hätte da noch eine andere Frage:

 Wenn ein Mensch "Nervenkrank" ist und schon von Kindesalter geistig behindert ist, warum ist er dann unter Medikamenten ganz anders als ohne?

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Buddhishi  11.10.2016, 13:49
@Fliegengewicht4

Hallo Liebes, ich gehe jetzt mal nicht medizinisch weiter ins Detail bezüglich nervenkrank und geistig behindert, sondern versuche nur, Deine Frage möglichst verständlich zu beantworten, ja?

Medikamente setzen an verschiedenen Stellen im menschlichen Körper an und können damit das, was nicht in Ordnung ist ausgleichen.

Nerven kannst Du Dir wie dünne Fäden vorstellen, die miteinander an verschiedenen Schaltstellen verbunden sind (das nennt sich dann Synapsen). Wenn jetzt z. B. so eine Schaltstelle defekt ist, würde das, was der Nerv bis dorthin gesendet hat nach der Schaltstelle nicht weitergeleitet und diese fehlende Weiterleitung würde der Mensch als Erkrankung mit entsprechenden Symptomen spüren.

Wenn es dann ein Medikament gibt, dass die Schaltstelle zwar nicht 'heilen', aber 'überbrücken' kann, so dass das bis dahin Gesendete dann doch weitergeleitet werden könnte, wäre das Symptom ja weg.

Ohne das Medikament fehlt dann diese 'Überbrückungshilfe' und das Symptom ist wieder da.

Verstehst Du? Sonst frage ruhig weiter :) LG

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Fliegengewicht4 
Beitragsersteller
 11.10.2016, 14:27
@Buddhishi

Ich denke das dass ich es verstanden habe. Aber warum ist es dann eigentlich so dass dieser Mensch jemand anderen verletzt oder auf jemanden los geht ohne Medikamente. Ist es deswegen weil die Schaltstelle defekt ist?

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Buddhishi  11.10.2016, 14:33
@Fliegengewicht4

Das könnte so sein, aber das ist so pauschal schwer zu sagen. Ich vermute, Du denkst an ein konkretes Beispiel. Könntest Du mir das bitte schreiben, dann kann ich hoffentlich besser antworten ;-)

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Es gibt Unterschiede, wie bereits beantwortet, jedoch kann man die Psyche nicht unbedingt getrennt vom Körper ansehen, so dass die sich auch gegenseitig beeinflussen können.

Ein an der Psyche erkrankter Mensch, kann demnach auch nervliche Schäden haben oder andererseits könnten große nervliche Belastungen über einen längeren Zeitraum, bei jemandem auch psychische Störungen zur Folge haben..

Nervenerkrankungen beschreibt eine Vielzahl von körperlichen Krankheiten, die das Nervensystem oder auch bestimmte Nerven im Körper betreffen. Der zuständige Facharzt ist der Neurologe.

Psychische Krankheiten sind mentale Störungsbilder, deren Symptome sich in (idR) leidvollen Veränderungen psychischer Funktionsbereiche (Gedächtnis, Denken, Orientierung, Auffassung, usw.) und des Erlebens, der Emotion und Verhaltens äußern, aber auch in lörperlich erlebtem Leiden (z.B. Schmerzen, Lähmungen u.a.), ohne dass eine direkte organische Ursache für das erlebte körperliche Leiden vorliegt.
Es gibt psychische Krankheiten mit organischer Ursache in Form einer zerebralen Krankheit, einer Hirnverletzung oder einer anderen Schädigung, die zu einer Hirnfunktionsstörung führt (zB Demenz), hier ist der zuständige Facharzt idR der Neurologe.
Es gibt psychische Krankheiten ohne direkte organische Ursache (z.B. Störungen durch psychotrope Substanzen wie Alkohol, wahnhafte Störungen, Angststörungen usw.). Dabei gibt es Störungen mit Hirnstoffwechselbeteiligung und systemischen Einwirkungen in der Hirnphysiologie / Biochemie des Gehirns (zB Schizophrenie, Manie, Bipolare Störung, bestimmte Formen depressiver Erkrankungen), die unbedingt medikamentös behandelt werden müssen, andere Störungen erfordern ein Eingrefen in die Funktion des Gehirns (zB durch Operationen wie zB bei schwersten Zwangserkrankungen), wieder andere sind eher auf psychische Ursachen zurückzuführen und sind daher vorrangig mit Psychotherapie zu behandeln (bestimmte Formen depressiver Erkrankungen, Angststörungen usw.), sofern Möglichkeiten und Motivation, Veränderungsbereitschaft usw. beim Patienten vorliegen. Hier ist der zuständige Facharzt der Psychiater.

Fachmedizinisch betrachtet gibt es da erhebliche Unterschiede. Ganzheitlich betrachtet sind die Grenzen und Übergänge allerdings fließend, weil gerade eine kranke Seele sich häufig in benachbarten Gesundheitsfeldern manifestiert: Psychmotorische und psychovegetative Störungen, psychosomatische Erkrankungen und dergleichen sind die Schlagworte, die eine getrennte Betrachtung eigentlich verbieten.

Aber erzähl mal einem Orthopäden, dass es neben seinen Knochen noch einen Zentner Restkörper gibt!

Früher gab es eine gängige Unterscheidung zwischen "Neurose" und "Psychose" - das würde übersetzt heissen "Nerven-Krankheit" und "Seelen-Krankheit".

Und ja, man hat damit unterschiedlich schwere Erkrankungen gemeint - Psychose ware schlimmer als Neurose.

Sind aber inzwischen überholte Begriffe, sollte man nicht mehr verwenden.