Ist meine Tante eine Psychopathin?

5 Antworten

Das kommt drauf an, was ihre Motivation war.

Ich musste in den letzten paar Jahren Leuten x-Mal erklären, dass jemand, nur weil er ein Tier umbringt, auch in jungem Alter, nicht gleich ein Psychopath ist und das kein Anzeichen für irgendwas sein muss.

Das ist schlicht ziemlich eurozentristisch gedacht, weil es bei uns halt eben nicht typisch ist, dass Tiere umgebracht werden. In anderen Kulturen kann es das durchaus sein.
Zudem sind psychopathische Neigungen auch auf das Umbringen oder Quälen von Tieren um des umbringens oder quälens Willen beschränkt. Da muss man halt eben die Motivation des Kindes ins Auge nehmen.

Wenn sie eine Katze aufgeschnitten hätte, weil jemand ihr sagt, dass da Babys drin sind und sie will die Babys sehen und hat z.B. schon gesehen wie ein Tier geschlachtet und ausgenommen wurde, weil der Vater z.B. jagt oder sie auf einem Bauernhof leben oder das schlicht und einfach typisch ist, dann ist das kein Anzeichen für irgendeine Art von psychopathischer Neigung. Es entspricht der Logik eines so kleinen Kindes, dem man halt irgendwas erzählt hat. Wenn irgendwo was drin ist und man das sehen will, dann macht man es halt auf. Wie macht man ein Tier auf? Mit einem Messer...

Das kann ich übrigens inzwischen in 3 Sprachen erklären.


  • Ein Kind ist nicht verantwortlich für sich, weder vor dem Gesetz noch psychologisch. In dem Alter kann sich überhaupt noch keine psychische Krankheit entwickelt haben. Störungen setzen frühestens mit 12-14 ein.
  • Eventuell war deine Tante mit 5-6 Jahren entwicklungsverzögert, also noch wie eine 3jährige. In dem Alter hat sich noch kein Mitgefühl für ein anderes Individuum entwickelt.
  • Am wahrscheinlichsten ist aber folgendes: Kinder agieren oft das Verhalten der Eltern und/oder Geschwister aus. Sie können noch keinen unabhängigen, mündigen Willen haben. Auch Wut oder Mordlust wird unbewusst von den Eltern übernommen und weitergegeben = ausagiert.
  • Ein solches Verhalten überdauert selten bis ins Erwachsenenalter.
  • Das Kind muss damals Gewalt in der Familie ODER eine sehr strenge, bestrafende oder repressive Erziehung erfahren haben.

Deshalb wäre es eine Anmaßung, deine Tante als Psychopathin zu verurteilen. Nur wenn sie jetzt immer noch Menschen wiederholt quälen oder bedrohen würde, könnte man eine psychische Störung vermuten.

Man sollte das Wort Psychopath sowieso nur sehr vorsichtig verwenden. Es wird leider als Synonym für "psychisch gestört" verwendet. Das ist aber falsch!

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Heilpraktiker (eingeschränkt auf Psychotherapie)

BeviBaby  21.09.2021, 17:07

Eine andere Option wäre auch, dass dieses Verhalten als normal wahrgenommen wird, weil es in der dortigen Lebensrealität der Tante schlicht normal WAR. Wenn jemand als Kind sieht wie ein Schwein geschlachtet wird und das ist etwas ganz normales und natürliches, dann hat man eine andere Beziehung zu einer solchen Handlung als wenn man Beigebracht bekommt, dass Schweine Kuscheltiere und emotional wertvoll seien.

Kurzum: Die 'Entwicklungsverzögerung' ist in meinen Augen schon falsch, denn es kommt auf die Art der Entwicklung als solche und damit entschieden auf das Umfeld an. Und das ist kulturell verschieden und eben nicht überall so weichlich-verzärtelt wie in Deutschland, wo irgendwelche Tierschützer sich § 90a BGB erkämpft haben.

Zweitens: Wut und Mordlust sehe ich hier nicht. Insbesondere Mordlust ist verfehlt, denn die meisten 5 Jährigen Kinder haben noch kein konkretes Bild vom 'Tod' als solchem.
Um einen Mord begehen zu können muss man allerdings das Ziel haben (außer man nimmt nun den Raser-Fall, aber das ist nicht mein Lieblings Urteil der Deutschen Rechtsprechung) einen, in dem Falle Menschen, zu töten.

Ein 5 Jähriges Kind hat dieses Ziel meist noch nicht, denn der Tod als solcher wird nicht durchdrungen, was ja auch sinnig ist, wenn das Kind noch kein Konzept von z.B. Ewigkeit hat.

Abgesehen davon ist schon Mordlust unsinnig, denn hier geht es im Endeffekt um Töten um des Tötens willen. Das ist aber als solches wieder ein eigenes Thema und Unterscheidet sich, insbesondere für das Kind, von anderen Elementen ganz massiv.

Zum Beispiel:

Man erzählt dem 4 Jährigen J, dass eine Katze trächtig sei. Auf die Nachfrage was das bedeute erklärt man dem J, dass das heißt, dass kleine Katzenbabys im Bauch der Katze sind.
J nimmt daraufhin ein Küchenmesser und schneidet, wie er es bei seinem Großvater gesehen hat als dieser Wild ausgenommen hat, die Katze auf, um seiner Mama und seinem Papa die Katzenbabys zu zeigen, die er 'entdeckt' hat.

Diese Tat lässt an sich keine psychopathischen Züge erkennen, denn der Zweck ist nicht die Beibrungung von Schmerzen. Der J, aufgewachsen z.B. mit dem jagenden Großvater, kann diesen Zusammenhang 'Katze aufschneiden gleich Katze töten' noch nicht herstellen in seinem Alter. Er kann ggf. auch nicht abstrahieren, dass das schneiden der Katze mit dem Messer dem Tier Schmerzen zufügt.

Einzige Motivation für die Tat ist im Endeffekt das 'Öffnen' der Katze zum zeigen der Babys. Also ist das Töten im Endeffekt eine reiner 'Nebeneffekt'.

Was nun genau im vorliegenden Falle ist, darüber kann man nur Spekulieren. Ich würde aber klaren Abstand davon nehmen, dass das Kind allgemein keine Empathie habe oder dazu fähig sei. Es hat zu diesem Zeitpunkt lediglich mit den KÜKEN kein Mitgefühl. Und das ist in einem landwirtschaftlich geprägten Umfeld oder auch eigenen Hühnern und eigener Schlachtung z.B. nicht verwunderlich, denn während man lernt, dass man den kleinen Bruder lieb haben soll und das auch so etabliert wird, dient das Huhn oder ggf. das Küken lediglich zur Nahrung... und du hast ja auch kein Mitleid mit einem Basilikumstrauch, wenn der dir mal auf der Fensterbank vertrocknet ist, oder? Wirft man weg, kauft man neu, gut ist...

Insofern ist in meinen Augen auch deine Folgerung für den Eimer, was die bestrafende und repressive Erziehung angeht, ganz zu schweigen von Gewalt.

Das Kind ist in einem Umfeld aufgewachsen, in dem Küken ggf. nicht gewertschätzt wurden, was bei Nutztieren auch nicht weiter seltsam wäre, wenn man von einer anderen Stellung des Tieres in einer anderen Zeit (es ist die Tante, die wird wohl schon älter sein) und einem anderen Kulturkreis (in den Emiraten) ausgeht.

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Das kann man sehr schlecht beurteilen, ich kenne viele Menschen, die versehentlich Tiere verletzt haben, als sie Kinder waren, weil sie die Konsequenzen ihres Verhaltens noch nicht überblicken konnten.

Natürlich klingt das echt grausam, aber weißt Du, ob sie in dem Alter überhaupt schon wusste, was sie tat?

Ich habe als Kind gerne mit Käfern gespielt, ich habe sie in einem Eimer gesammelt und dann in die Sonne gestellt, da war ich etwa im dem Alter Deiner Tante.

Es war Hochsommer und abgesehen davon, dass es eine Quälerei ist, Insekten in einen Eimer zu sperren, wusste ich nicht, dass es zu warm werden würde.

Ich bin zum Mittagessen nach Hause gegangen, habe den Eimer dort gelassen und als ich dann wieder da war, waren die Käfer tot.

Ich habe geweint, als ich das gesehen habe, konnte aber nicht so weit denken, dass ich davor schon gewusst hätte, dass das die Käfer killen würde, ansonsten hätte ich es nicht getan.

Ich halte es immer für sehr kritisch, Menschen psychische Störungen unterstellen zu wollen, besonders aus der Ferne können wir nicht urteilen.

Das kann beispielsweise ein Psychotherapeut oder eine Psychotherapeutin.

Aber dieses eine Ereignis muss kein Hinweis darauf sein, dass sie eine psychische Störung haben könnte.

Wenn sie heute als Erwachsene auch noch Tiere quält oder gar tötet, oder das sogar auf Menschen ausweitet, dann ja, dann wäre sie eine Psychopathin.

Ansonsten wäre das als "Kinderkram" abzustempeln 😁

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Erfahrung

Kinder sind kleine Teufel, solange sie keine Grenzen aufgezeigt bekommen