Ist es schlimm, wenn ich Leid mit Leid vergleiche und das für mich Günstigere wähle (ich bin auch der Meinung, dass es für die Gesellschaft besser ist)?

6 Antworten

Das Leid kommt hier und da -, um seiner Natur auf den Grund zu gehen befleißige man sich des Theravada-Buddhismuses.

Leid welches man nicht kennt kann man schwer mit Sicherheit objektiv vergleichen. Da muss man sich auf andere, die einen objektiven oder besseren Vergleich haben, verlassen. Aber ich weiß objektiv, dass es nicht so schlimm ist in kein Restaurant zu dürfen wie zu sterben.

Ich weiß nicht, was passieren wird, so bleibt es in der Subjektivität.

"Leid mit Leid vergleichen" ist zu allgemein formuliert. Ich persönlich nehme mit meinen Sinnen das lästige Tragen der Mund-Nasen-Masken eher wahr, als dass in einem anderen Bundesland 30 Menschen auf der Intensivstation um ihr Leben bangen und röcheln. Aber nur weil ich deren Leid nicht sehe und spüre, ist es nicht kleiner.

Ein Problem beim Corona-Leid, ist dass eine starke Selbstbeschränkung das exponentielle Ansteigen der Infektionen verhindert. Man bringt also Opfer für etwas, was nicht stattfindet. Das ist ja gerade die Argumentationslinie der Querschießer, die aber der logischen Weitsicht entbehrt: "Wir brauchen keine Masken, weil es nicht so viele Fälle gibt" steht da im Widerspruch zu: "Es gibt nicht so viele Fälle, weil wir Masken tragen."

Bei solchen Fragen hilft der gesunde Menschenverstand und Mathematik. Das Prinzip, nachdem man vorgehen sollte, ist eine Abwägung der Folgen. Der Tod von Menschen hat dabei eine höhere Priorität als lästige Handlungen für andere. Dabei sollte sich jeder klar sein, dass es durchaus auch ihn selbst treffen kann.


WeiterDenken1 
Beitragsersteller
 29.03.2021, 13:25

Woher weiß du denn, dass es schlimmer ist, wenn einige Leute sterben oder andere Folgen haben durch die Infektion als die Einschränkung aller Leute und die Folgen daraus... das ist ja ziemlich subjektiv. Woher weiß du, dass dein Moralverständnis das Richtige ist? Darum geht es mir

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mjutu  29.03.2021, 13:44
@WeiterDenken1

Die Summe allen Leids zu minimieren, ist auf jeden Fall (zu meiner Verblüffung) nicht das Ziel. Denn dann wäre die Vernichtung der Menschenheit durch eine nukleare Zerstörung die ideale Lösung.

Menschen streeben unterm Strich nicht nach Leid-Freiheit, sondern nach der Freiheit zu leben. Wenn man Menschen einer Gefahr aussetzt, ist der Überlebenstrieb die vorherrschende Kraft. Diese dann als sinngebendes Ziel zu betrachten, läge in der Natur der Dinge.

Ich bin mir dabei (leider) sicher, dass mein eigenens Moralverständnis nicht das richtige ist: Wenn ich zum Weltherrscher werde und alle meine Moralvorstellungen übernehmen müssten, würde das in Hass, Mord und Diktatur auswarten (spätestens, wenn ich meine liebenswürdigen Grundsätze bei meinem Tod mit ins Grab nähme und irgendjemand anderes meine Positiion einnimmt). Ein einzelnes Moralverständnis kann deshalb nie der letzte Schluss sein, sondern wir brauchen ein buntes Spektrum. Leider braucht die Gesellschaft deshalb immer auch ein paar Kriminelle, Terroristen und Gewalttäter, denn nur so lässt sich der moralische Kompass der Mehrheit eichen.

Ich käme nicht auf die Idee, dass der Tod oder die gesundheitlichen Einschränkungen vieler Menschen nur ein "subjektiver" Eindruck ist. Ich sehe darin ein objektives Leid.

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Seit wann kann man denn Leid mit Leid vergleichen? Gibt es dafür eine Skala?

Sicherlich, jeder Mensch empfindet Leid anders, was aber noch lange nicht heißt, daß das Leid des Einen größer ist als das der anderen Person.

Daß man heutzutage schon zwischen zweierlei Leid (-Empfinden) wählen kann war war mir bis heute neu.