Ist eingebürgert und etabliert sein dasselbe?

5 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Nein,

Liebe/r Zilpzalp,

eingebürgert sein und etabliert sein ist nicht dasselbe! Das sind zwei völlig unterschiedliche Dinge! Die ich Dir gerne anhand einiger Beispiele näher erkläre, wenn Du gestattet!

Im Jahr 1966 kamen die beiden Griechen Konstantin und seine damalige Freundin Lambrini von ihrer Insel Kreta in unserr kleines wirtschaftlich florierendes Stauferstädtchen im Altkreis Schwäbisch Gmünd, wo sie die ersten 10 Jahre in der dortigen Fabrik arbeiteten. Schon damals lebten die beiden nach iher Heirat in meiner Nachbarschaft, oben in einem Nachbarhaus in der Dachgeschosswohnung, wo dann Ende der 60er Jahre auch Dimi, ihr Sohn Dimitrios, geboren wurde.

Konstantin bildete sich weiter und wurde Heilpraktiker. Und dies mir Leib und Seele! Seine Praxis hat er seit Jahrzehnten in Schwäbisch Gmünd.

In der Zwischenzeit waren die Drei zu uns ein Paar Häuser weiter in unser Sträßle umgezogen. Nach einigen Jahren kauften sie das Haus und Dimi, der ebenfalls Heilpraktiker wurde, eröffnete im Haus im ersten Stock seine Praxis. Dimi ist, wie auch Konstantin, als Heilpraktiker eine Koryphäe und überaus beliebt und geschätzt und, ebenso wie seine beiden Eltern, auch menschlich einmalig.

Es dürfte jetzt an die 30 Jahre her sein, dass Lambrini, genannt Nini, ihre Brautmoden- und Abendmodengeschäft in unserem Städtle unten eröffnete. Sie ist eine tüchtig und geschätzte Geschäftsfrau und weit über unser Städtle hinaus beliebt!

Alle die Drei sind hier voll etabliert, sind geschätzte Bürger und liebenswerte Menschen! Nina und Konstantin aber haben als Griechen und EU-Bürger nie einen deutschen Pass beantragt! Das heißt, sie sind immer noch griechische Staatsbürger! Und darauf legen sie großen Wert, denn sie sind stolze Griechen! Sind aber hier natürlich schon seit Jahren in unsere schwäbische und deutsche Gesellschaft voll integriert und gehören schon seit Jahrzehnten zu uns!

Im Gegensatz zu ihnen besitzt Dimitri als in Deutschland geborenes europäisches Migrantenkind die deutsche Staatsbürgerschaft! Er ist nicht eingebürgert, sondern ist von Geburt an Deutscher. Und er ist mit seiner deutschen Heimat so verwachsen, dass er, im Gegensatz zu seinen Eltern Nini und Konstantin, sogar unseren schwäbischen Dialekt spricht! Sodass er von seinem Umfeld mit Haut und Haaren als Deutscher und Schwabe angesehen wird!

Nun kommen wir, was die Einbürgerung anbelangt, zu Konstantins Bruder Evangelos, dem Onkel von Dimi. Dieser kam einige Jahre nach Konstantin Ende der 60er Jahre nach Deutschland in unser Städtle. Auch bei ihm als kretischen Griechen verlief die anschließende Integration in unser deutsch-schwäbisches Leben völlig reibungslos. Bei Evangelos führte das jedoch dazu, dass er schon vor vielen, vielen Jahren die deutsche Staatsbürgerschaft beantragte. Diese bekam er selbstverständlich erwartungsgemäß auch. Und so wurde der Grieche Evangelos dann als Grieche bei uns eingebürgert und erhielt mit seiner Einbürgerung die deutsche Staatsbürgerschaft und ist seitdem ein ebensolcher Deutscher wie wir anderen Deutschen alle auch! Mir allen Rechten! Evangelos ist also ein eigebürgerter Deutscher!

Du siehst, liebe/r Zilpzalp, das Etabliert-Sein in eine Gemeinschaft, Gesellschaft oder in ein Land erfolgt auf der sozialen Ebene, indem man sich in eine Gesellsfhaft integriert und von dieser auch als geschätztes Mitglied aufgenommen wird! Das Eingebürgert-Sein bzw. -Werden hingegen ist ein rechtlicher Prozess, der über die staatlichen Organe vollzogen wird und an dessen Ende dann sogar eine Einbürgerungszeremonie steht in der man mit der deutschen Staatsbürgerschaft auch den deutschen Pass erhält!

Wichtig ist auch, dass in Deutschland von Geburt an deutsche Staatsbürger hier nicht nochmals eingebürgert zu werden brauchen und dies auch nicht werden! Da sie bereits bei ihrer Geburt eingebürgert sind!

Dann hoffe ich, liebe/r Zilpzalp, dass ich Deine gute Frage zu Deiner Zufriedenheit beantworten konnte!

Ich wünsche Dir allzeit eine schöne Zeit und viel Glück im Leben!

Mit guten Wünschen!

Regilindis

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Nein.

Eingebürgert bist Du in dem Moment in dem die amtlichen Vorgänge abgeschlossen sind. Also Du (falls vorher nicht vorhanden) die betreffende Staatsbürgerschaft hast und Dich in dem betreffenden Ort als Wohnsitz angemeldet hast. Dann bist Du an dem Ort "eingebürgert".

  

Aber um dort "etabliert" zu sein musst Du dort auch innerhalb der Gemeinschaft dort "Deinen Platz gefunden haben".

Also dort in der Gemeinschaft mit den Leuten bekannt sein, von ihnen akzeptiert und jemand "zu dem man hingeht, wenn man etwas möchte".

Falls Du beispielsweise einen Eisenwarenladen betreibst derjenige sein, dessen (Laden-) Namen man kennt und den die Leute fragen, wenn sie dazu etwas wissen wollen und bei dem sie kaufen, wenn sie entsprechende Dinge benötigen. Mit anderen Worten: Du bist "etabliert", wenn Du dort in der Gemeinschaft respektiert und akzeptiert wirst und Dein Wort dort "etwas gilt".

Nein. Ein prominenter und erfolgreicher Künstler, der gut verdient, ist auch etabliert aber deswegen noch lange kein Mensch mit Migrationshintergrund und deutscher Staatsangehörigkeit.


Zilpzalp2 
Beitragsersteller
 11.06.2024, 12:34

Und eingebürgert?

0
PaterAlfonso  11.06.2024, 12:35
@Zilpzalp2

Jemand mit Migrationshintergrund, ein Zugewanderter, der die Staatsbürgerschaft seines Gastlandes erhält.

1

Nein. Wenn es um Wörter geht, die in den Sprachgebrauch aufgenommen werden, oder Verhaltensweisen usw, kann man beides sagen aber bei Menschen sagt man, wie in der anderen Antwort von PaterAlfonso, immer etabliert, außer man möchte sagen, dass sie den Einbürgerungstest bestanden haben.

"Eingebürgert" ist ein Begriff mit verschiedenen Bedeutungen.

Zum einen heißt das, dass ein Ausländer die deutsche Staatsbürgerschft erwirbt, und zum anderen, dass etwas zum Allgemeingut geworden ist.

Beispiel: für den Begriff "Schwarm" hat sich auch der Begriff "Crush" eingebürgert.

In diesem Sinn ist etabliert in etwa bedeutungsgleich.