Ist eine Ausbildung heutzutage noch etwas Wert?
Ich habe nach meinem sehr guten mittleren Bildungsabschluss eine 3-jährige Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement bei einer mittelständigen Firma begonnen. Anschließend habe ich dort ein paar Jahre als kaufmännische Angestellte gearbeitet und bin seit knapp 2 Jahren Teamleiterin mit 27.
Eigentlich bin ich zufrieden. Manchmal ist mein Job auch sehr anstrengend, aber ich könnte es mir ohne nicht vorstellen. Es erfüllt mich.
Da ein paar meiner Freundinnen und Bekannten jetzt eine Weiterbildung zum Wirtschaftsfachwirt oder Handelsfachwirt machen, habe ich mich auch damit befasst. Berufsbegleitend dauert das ganze 2 Jahre und um ehrlich zu sein, bin ich mit meinem Job ausgelastet. Mir ist das zu stressig. Vollzeit dauert es ca. 6 Monate. Das wäre in Ordnung, allerdings müsste ich dann meinen Job aufgeben und das möchte ich nicht.
Ich bin im Zwiespalt. Einerseits ist ein Reitz da und andererseits bin ich zufrieden wie es ist. Ich Frage mich nur, ob eine Ausbildung allein heutzutage noch ausreicht. Viele in Meiner Familie studieren und da komme ich mir schon etwas minderwertiger vor. Anderseits verdiene ich seit Jahren mein eigenes Geld und darauf bin ich sehr stolz.
Wie seht ihr das. Habt ihr eine Ausbildung mit anschließender Weiterbildung oder habt ihr ein Studium?
3 Antworten
Ich hab Industriekauffrau gelernt und vor rund 2 Jahren erfolgreich die Weiterbildung zur Wirtschaftsfachwirtin absolviert.
Dass eine Ausbildung "nichts wert" sei, würde ich so definitiv nicht unterschreiben! Allerdings muss man sich gerade bei uns im kaufmännischen Bereich eben auch der Realität stellen, dass inzwischen über die Hälfte eines Jahrgangs Abitur machen und davon wiederum etliche an die Unis zum BWL-Studium drängen. Diese BWL-Bachelor-Absolvent*innen sind unsere direkte Konkurrenz um die guten, spannenden Stellen.
Natürlich zählt im weiteren Berufsleben oft die einschlägige Berufserfahrung dann zunehmend mehr als der Abschluss. So ganz irrelevant wird der Abschluss aber auch dann wieder nicht, wenn man sich bewirbt. Ist eben so einer der "harten Fakten", auf die recht fix geschaut wird.
Du bist ja beruflich schon gut etabliert und "angekommen". Von daher ist da jetzt kein akuter Handlungsbedarf, um irgendwie mit den Füßen auf den Boden zu kommen ;). Die Frage wäre aber, wo du zukünftig noch hin willst - und ob dort dann nicht das Thema Abschluss wieder mehr Relevanz gewinnen könnte...
Aber auch ganz ab von diesen Aspekten: Für mich ganz persönlich war diese Weiterbildung wirklich sehr lohnenswert! Kaufmännische Ausbildungen kratzen ja doch inhaltlich eher an der Oberfläche, so wirklich in die Tiefe geht man da eher nicht. Der Fachwirt geht da erheblich tiefer! Und dieses Mehr an Tiefe hat mir persönlich auch einfach sehr viel mehr Handlungssicherheit im Job gegeben, ich hab deutlich mehr das Gefühl, dass ich weiß, was ich da mache und vor allem, wieso ich es so und nicht anders mache ;). Zum Beispiel spielt beim Wirtschaftsfachwirt auch das ganze Thema "Führung und Zusammenarbeit" eine wesentlich größere Rolle als in der Ausbildung - für dich mit Personalverantwortung sicherlich kein Fehler, dort zusätzliches Fachwissen inklusive Methoden zu erlernen, oder?
Ich würde dir also durchaus dazu raten, diesen Weg zu gehen! Ja, es ist super anstrengend, diese Weiterbildung nebenberuflich zu machen - da lässt sich echt nichts schönreden ;). Aber trotz dieser zusätzlichen Belastung, die mich stellenweise auch echt ganz schön an meine Grenzen gebracht hat, bereue ich es absolut gar nicht, sie gemacht zu haben!
Ausbildung ist immer ein gutes Grundgerüst um rasch einen Job zu bekommen. Ausbildung garantiert halt lediglich, dass man über Mindestlohn verdient. Es kommt auf deine Pläne und Ziele im Leben an, würde ich mal behaupten, ob es dir etwas bringt, oder nicht.
Habt ihr eine Ausbildung mit anschließender Weiterbildung
Nein habe nichts von beidem, ich habe meine Ausbildung abgebrochen und bin ein paar Monate darauf Selbstständig geworden.
Einen Ausbildung ist nicht weniger wert. Eine gegenteilige Aussage bekommst Du, wenn, dann von jenen, die studieren, weil sie sich wichtig nehmen oder sich anderen überlegen fühlen.
Menschen, die eine Ausbildung machen, sind eher zu was zu gebrauchen als jene, die von der Schule direkt in das Studium fallen und dann zum großen Teil nur die Theorie können, wenn überhaupt. Wenn ein Studium, dann mit Vorwissen oder Dual. Alles andere ist meist im richtigen Arbeitsleben anfangs zu wenig zu gebrauchen.
So war meine Erfahrung.
Ich empfehle Dir eine simple Pro-Contra Liste mit sachlichen (!) Gründen für und dagegen. Und dann schau, wie sich das anfühlt. Wenn Dein Herz Dir das sachliche schwer macht, hast Du Dich bereits entschieden.