Ist ein FH-Abschluss heute genauso viel wert wie ein Uni-Abschluss?
Es wird immer öfter behauptet, dass es in der heutigen Zeit keinen nennenswerten Unterschied macht, ob man seinen Bachelor/Master an einer Universität oder "nur" einer Fachhochschule erwirbt. Wie denkt ihr darüber? Hat der Uniabsolvent bessere Karriere- und Gehaltschancen, oder hat der FH-Absolvent inzwischen genauso gute Chanchen?
Mich würde besonders die Lage im Bereich Ingenieurwesen interessieren.
18 Stimmen
11 Antworten
Die Abschlüsse sind formal grundsätzlich gleichgestellt. Manche Arbeitgeber bevorzugen die relativ praxisnah ausgebildeten FH-Absolventen, andere die etwas stärker theoretisch geschulten von der Uni.
Am Ende kommt es für die Karriere auf das Fach und auch auf die Abschlussnote an. Die Art der Hochschule spielt meines Erachtens keine Rolle mehr.
Beste Grüße!
Dass das Niveau an FHs geringer ist und man deswegen leichter gute Noten bekommst, ist ein Gerücht. Die Abbruchquoten an den FHs stehen den Unis in nichts nach. Ganz im Gegenteil: Weil an den FHs vor allem "harte" ingenieurwissenschaftliche und technische Studiengänge angeboten werden, müssen an FHs meiner Erfahrung nach im Schnitt sogar mehr Studenten das Studium abbrechen als an den Unis.
Das Niveau ist vielleicht nicht geringer, aber die Notenzusammensetzung. Es ist deutlich einfach in Fachhochschulen mit einer 1 abzuschließen als an einer Uni.
Das wird aber erst problematisch, wenn man an der FH einen schlechten Abschluss gemacht hat.
Ich kenne mehr als eine Notenstatistik von beiden Hochschularten (auch in vergleichbaren Studiengängen) und es gibt meiner Erfahrung nach keinen Zusammenhang zwischen Hochschulart und Abschlussnote.
Wenn man sich jeweils die gleichen Studiengänge an Uni und FH anguckt, gibt es meiner Erfahrung nach schon deutliche Unterschiede. Ich habe mir beispielsweise mal Modulpläne zum Fach Chemieingenieurwesen angeguckt. Während die Unistudenten mit komplizierten Modulen zur höheren Mathematik ausgesiebt werden, heißen die Mathemodule an der FH oft nur "Mathematik" mit Inhalten, von denen man die meisten noch aus der Schule kennt.
Ich habe mich auch über die Abbruchzahlen informiert. Die Abbrecherquote ist an Unis immernoch leicht höher, obwohl an FH mehr "abbruchintensive" MINT-Fächer unterrichtet werden und obwohl an der Uni tendentiell die leistungsfähigeren Leute studieren.
Ich kann natürlich nicht für jeden Studiengang und den direkten Vergleich einzelner Unis und FHs sprechen, sondern kann nur meine allgemeine EInschätzung wiedergeben.
Hi. Ich möchte gern etwas mit Mythen aufräumen...
1.) Per Gesetz sind die Abschlüsse gleich. Das ist seit Bologna und der Einführung BA/MA so. Seitdem klagen auch die Fachhochschulen ihr Recht auf die Promotion ein, dort gibt es seit 2009 anhängige Verfahren. Formal DARF es hier keinen Unterschied geben. Wer z.B. Stellen nur für Universitätsabsolventen statt FH-Absolventen ausschreibt oder nachweislich eine Sorte pauschal ausschließt, kann sogar verklagt werden.
2.) Inhaltliche Unterscheidung: Universitäten sind forschungsorientiert. Professoren, die dort arbeiten, wollen am liebsten den ganzen Tag Studien machen. Die Lehre ist leider eine weitere Verpflichtung, die sie haben und manchmal wird es spürbar, dass die Professoren dies leider auch machen müssen, aber eigentlich keine Lust darauf haben. Fachhochschulen sind keine forschungsorientierten, sondern praxisorientierten Einrichtungen, deren Fokus die Lehre ist. Hier wird nicht die Frage gestellt, wie man in Zukunft neue Erkenntnisse erzielen kann, sondern wie man diese im Berufsalltag anwendet. Wenn Du Forscher werden willst: Uni. Wenn Du Arbeiter mit akad. Abschluss werden willst: FH. (so zumindest eine plakative Einteilung)
3.) Die gelebte Praxis: Je nach Branche haben sich jedoch Klischees eingelebt. Das fängt bei den Hochschulen an: aufgrund der eigenen Lehrgestaltung, versucht man die Masterstudiengänge als die einzig wahren zu verkaufen und keine Absolventen anderer Hochschulen zuzulassen. Das macht man darüber, indem man z.B. bestimmte Module voraussetzt oder Andere einfach nicht akzeptiert. Das kann man vor dem BA-Studium nicht alles planen, weil sich Interessen erst im Laufe des Studiums entwickeln. Deshalb: Stufenweise entscheiden. Was ist jetzt das Richtige für Dich? Wie entwickeln sich Deine Interessen? Dann ggf. noch mal ein Modul nachholen. Und das setzt sich im Berufsleben fort: die Entscheidung von Personalern ist je nach Branche auch unterschiedlich. Ich würde behaupten: Wichtig ist, dass man gut ist im Studium. Ein sehr guter FH-Absolvent wird eher bevorzugt als ein mäßiger Uni-Absolvent. Häufig sind Personaler von der Vielzahl an Abschlüssen überfordert. Hier muss man in der Bewerbung sehr trennscharf deutlich machen, was das für die Qualifikation für den Job eigentlich bedeutet. Denn Personaler entscheiden hier auch häufig nach Klischees, die sie bereits im Kopf haben.
Die Wahlmöglichkeit ist auch nicht ganz richtig.
Es kommt ganz alleine nur auf den einzelnen Studiengang an! Da gibt es allerdings gewichtige Unterschiede.
Bei den Ingenieuren war der "Standesunterschied" zwischen Hochschultypen noch nie sehr gross. Es kommt immer drauf an, was jemand so drauf hat was das für eine Persönlichkeit ist.
Meiner Meinung nach ist dieser Bachelor mehr oder weniger nur eine Art gehobene Berufsausbildung der höchstens zu einer Sachbearbeiter/Facharbeiter- Position befähigt. Wer aber z.B. eine Stabsstelle anstrebt, kommt nach wie vor wohl nicht an dem Master vorbei, was in etwa dem früheren Uni-Diplom entspricht.
Den Master bieten jetzt ja auch die meisten FHs an, nur die Promotionsmöglichkeit an den FHs fehlt halt noch. Aber wer von den Ingenieuren möchte schön noch langwierig promovieren, der keine Hochschulkarriere anstrebt?
Ist inzwischen im Prinzip egal, es gibt nur noch den Unterschied zwischen Bachelor und Master. Ansonsten gibt es natürlich noch renomiertere Hochschulen als andere - aber ob das dann ne Uni ist oder eine (Fach-)Hochschule ist, macht keinen Unterschied...
Formal sind die Abschlüsse gleichgestellt.
Inhaltlich macht ohnehin so gut wie jede Hochschule, was sie möchte. Im Gegensatz zur Schule gibt es an Hochschulen keine allgemein verbindlichen Lehrpläne, sondern stattdessen die so genannte "Freiheit der Lehre".
Jedes Unternehmen kann natürlich bevorzugen, was es selbst möchte. Manche bevorzugen Absolventen ehemaliger Fachhochschulen, andere Universitätsabsolventen, wieder anderen ist das völlig egal.
Nicht wenige Unternehmen bevorzugen auch Absolventen von "ortsansässigen" Hochschulen, weil das Unternehmen da oft zumindest einigermaßen abschätzen kann, welche Inhalte vermittelt wurden. Nicht selten haben die Verantwortlichen selbst am entsprechenden Standort studiert oder es wurden einfach viele Leute eingestellt, die einen Abschluss an der entsprechenden Hochschule erworben haben, sodass man abschätzen kann, was diese Leute an Kenntnissen mitbringen.
Der formale Unterschied zwischen Universitäten und sonstigen Hochschulen (einschließlich ehemaliger Fachhochschulen) ist, dass man an einer Universität promovieren kann, an anderen Hochschulen jedoch nicht. Außerdem ist eine Universität dazu verpflichtet, neben ihrem Lehrauftrag auch ein gewisses Forschungskontingent zu erfüllen, während das für andere Hochschulen optional ist.
Dass es an Fachhochschulen keine Lehrpläne gibt, ist falsch. Ich würde Gegenteiliges aufstellen: sie werden oftmals sogar strikter befolgt als an Universitäten.
Ich sagte nicht, dass Fachhochschulen weniger "geregelt" sind, als Universitäten. Hier würde ich Dir Recht geben, an Fachhochschulen gibt es vermutlich striktere Vorgaben, als an universitäten.
Was ich sagte, war, dass sämtliche Hochschulen (egal ob Fachhochschule oder Universität) sehr viel größere Freiheiten (und im Gegenzug sehr viel weniger Vorgaben) haben, als "normale" (allgemeinbildende) Schulen.
Wenn ich an Hochschule A an Modul namens "Mathematik I" belege, kann der Inhalt ein vollkommen anderer sein, als wenn ich an Hochschule B ein gleichnamiges Modul belege. Ich habe meinen Master an einer anderen Hochschule gemacht, als meinen Bachelor und im Prinzip gab es nahezu überhaupt keine Übereinstimmung bezüglich der Inhalte, obwohl es formal der selbe Studiengang (und dementsprechend auch ein konsekutiver Master) war.
Das ist "Freiheit der Lehre". Was die Universitäten (und sonstigen Hochschulen) vermitteln möchten, steht ihnen (weitgehend) frei.
Neben der Benennung der Module gibt es stets auch eine Modulbeschreibung, wo die genauen Inhalte festgelegt werden. Diese wird bei Modulanerkennungen auch herangezogen.
Dass im Master andere Inhalte dran kommen als im Bachelor, ist ja auch ein Stück weit normal - besonders dann, wenn konsekutiv, oder?
Dass im Master andere Inhalte dran kommen als im Bachelor, ist ja auch ein Stück weit normal - besonders dann, wenn konsekutiv, oder?
Das ist logisch.
Ich meinte damit auch nicht, dass die selben Inhalte im Master noch einmal drankommen. Ich meinte, dass wenn ich einen Bachelor an Hochschule A mache und später einen Master an Hochschule B, dann sollte der Master von Hochschule B "eigentlich" nicht lauter Dinge voraussetzen, die ich im Bachelor an Hochschule A nie gelernt habe, denn sonst macht das gestufte Studiensystem keinen Sinn. Aufgrund der "Freiheit der Lehre" können sich die Inhalte aber stark unterscheiden, sodass für einen Master in Fach X an Hochschule B letztlich etwas völlig anderes vorausgesetzt werden kann (weil es im Bachelor in Fach X an Hochschule B vermittelt wird), als im Bachelor in Fach X an Hochschule A vermittelt wurde.
Beispiel: Im Bachelor Informatik haben wir in Mathematik insbesondere Analysis (Differential- und Integralrechnung), lineare Algebra und Stochastik behandelt.
Im Master Informatik (an einer anderen Hochschule) wurden in vielen Modulen (z. B. Kryptographie) dann aber plötzlich vertiefte Kenntnisse in abstrakter Algebra und Zahlentheorie vorausgesetzt und/oder die Stockastik-Kenntnisse, die vorausgesetzt wurden, waren sehr viel umfangreicher als das, was im Bachelor vermittelt wurde.
Hätte ich Bachelor und Master an der selben Hochschule gemacht, wären die Inhalte vermutlich aufeinander abgestimmt gewesen. So aber waren sie das nicht. Ich habe zwar formal einen konsekutiven Masterstudiengang belegt, aber faktisch entsprechen die Inhalte, die vorausgesetzt wurden, kaum denjenigen, die in demjenigen Bachelorstudiengang, den ich zuvor belegt hatte, auch behandelt wurden. Für mich hat es sich daher angefühlt, als hätte ich den Master in einem völlig anderen Fach gemacht. Ich hatte erst einmal überhaupt nicht die passenden Vorkenntnisse aus meinem Bachelorstudium.
Ich meine klar, im Studium musst Du natürlich primär selbst lernen und nicht nur das machen, was die Dozenten Dir vorsetzen, d. h. bei gewissen "Lücken" kann man schlicht erwarten, dass der Student sie durch Literaturrecherche und Nacharbeit selbständig schließt. Aber in meinem Fall waren die Diskrepanzen doch sehr eklatant. Ich habe den Master zwar geschafft und letztlich auch mit guten Noten abgeschlossen, allerdings habe ich durch den enormen "Nachholbedarf" die Regelstudienzeit mehr als verdoppelt und das, obwohl ich "eigentlich" eher schnell bin. (Meinen Bachelor hatte ich sogar unterhalb der Regelstudienzeit absolviert.)
Das ist eben eine Folge der "Freiheit der Lehre" und das zeigt auch, wie wenig die Inhalte an verschiedenen Hochschulstandorten aufeinander abgestimmt sind. Das meinte ich, als ich sagte, dass es keine verbindlichen Lehrpläne gibt. Jede Uni kann diejenigen Inhalte in einen Studiengang packen, die das jeweilige Kollegium dort für angemessen hält.
Hi NoHumanBeing, oh wow, das klingt echt schrecklich. Ich glaube, das machen wahnsinnig viele Studis durch. Diese Freiheit der Lehre hängt ja an einem größeren Übel: Bologna. Überhaupt die Umstellung des Systems auf BA/MA hatte zur Folge, dass in sich stimmige Gesamtkonzepte zerteilt wurden und Studierende nun ständig hin und her wechseln. Prinzipiell ist ja das Vordiplom ein Grad mit dem man bereits arbeiten kann. Aber hier einen Wechselmechanismus einzubauen hat das Gesamtsystem wahnsinnig irritiert. Ich fürchte, von den 25.000 Studiengängen in Deutschland könnten locker 50-80% aussortiert werden, um mehr Klarheit zu schaffen und stattdessen den Übergang von Bachelor zu Master glätten.
Nunja, "schrecklich" ... sagen wir's mal so, uns allen (mir eingeschlossen) sind sicher schon wesentlich schlimmere Dinge passiert. ;-)
Ich hab's ja geschafft und somit letztlich sehr viel mehr gelernt, als dies "normalerweise" der Fall gewesen wäre.
Und die gewisse fachliche Umorientierung, die bei mir vom Bachelor zum Master stattgefunden hat, war ja von mir durchaus auch so beabsichtigt.
Also ich finde das jetzt nicht als sehr "schlimm". Es hat mich eben eine Menge Zeit gekostet, aber wie gesagt, ich habe fachlich sehr viel gelernt (ich habe ja vom Umfang her fast "zweimal studiert") und bin in dieser Zeit sicher auch persönlich sehr "gereift" - und insbesondere belastbarer und "stressresistenter" geworden. Ich glaube nicht, dass mir das geschadet hat. Im Berufsleben dürfte mir das ganze eher Vorteile bringen, frei nach dem Motto: "Was Dich nicht umbringt, macht Dich nur härter." - Aber es zeigt eben, dass das mit dem gestuften Studiensystem nicht so ganz funktioniert, wie es einst vorgesehen war.
Das Niveau an FHs ist ja meist geringer, weshalb es Uni-Absolventen schwerer haben, eine gute Abschlussnote zu erzielen. Wird das durch die Personaler berücksichtigt?