Ist die stabile Seitenlage da angebracht?

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Wenn die Person bei Bewusstsein ist, gilt im Zweifel, dass die Person von selber in die Lage geht, wie sie am wenigsten Schmerzen hat oder es am Besten für sie ist. Das macht man intuitiv - ohne das man es davor "wissen" muss.
(angewinkelte Beine bei Bauchschmerzen, Oberkörper hoch bei Atemnot, Schonhaltung bei einem gebrochenen Arm, etc.)

Wenn diese Person nun weder stehen noch sitzen kann, wird ein dementsprechendes Trauma voran gegangen sein, z.B. Verkehrsunfall, Sturz o.Ä.
Dann gilt, so wenig an der Person zu bewegen/manipulieren wie möglich, z.B. wegen möglichen Verletzungen der Wirbelsäule.

Falls die Person sich nun doch übergeben muss, wird sie den Kopf drehen und sich zur Seite übergeben.

Sollte die Person bei vollem Bewusstsein sein, auf dem Rücken liegen, sich nicht mal soviel bewegen können, um sich zur Seite zu übergeben und dann tatsächlich übergeben, musst du sie dann schon auf die Seite drehen. Aber diese Kombination ist äußerst unwahrscheinlich. Ich habe in jahrelanger Rettungsdiensterfahrung noch nicht diesen Fall gehabt.

Ein ähnlicher Fall, wie von dir beschrieben, trifft eher zu, wenn du z.B. auf Personen triffst, die so "halb-bewusstlos" sind, nachdem sie zu viel Alkohol getrunken haben oder andere Drogen genommen haben. Also du kannst sie schon noch durch rütteln/zwicken leicht erwecken, aber sie sind noch nicht "richtig bewusstlos". Diese kannst du dann schon in die stabile Seitenlage bringen.

Ich will dich aber hier nicht verunsichern und dich dazu verleiten, gar nichts mehr zu machen, weil du was vermeintlich Falsches machen könntest. Falls du irgendwohin als Ersthelfer kommen solltest, habe keine Angst, einen möglichen Fehler zu machen, sondern traue dich, das zu machen, was du für das Richtige hältst.

Das einzige Falsche ist es, gar nichts zu machen. 112 anrufen geht schließlich immer.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Hi,

Ist die stabile Seitenlage da angebracht?

Die stabile Seitenlage ist für genau eine Sache gedacht (und funktioniert da auch sehr gut) - die Atemwege eines Bewusstlosen oder eines Bewusstseinsgetrübten freihalten und ihn so vor dem Ersticken bewahren.

Bei einem wachen, nicht bewusstseinsgetrübten Patienten ist die stabile Seitenlage nicht notwendig und bringt grundsätzlich mal keinen Benefit. Man sollte auch bedenken, dass sich ein wacher Patient bewegen wird und so seine Position ohnehin fortlaufend verändern.

Also: nicht sinnvoll.

Der Patient ist bei Bewusstsein. Er ist so verletzt, dass er weder stehen, noch sitzen kann und droht, sich zu übergeben/hat sich schon übergeben.

Abhängig von der Verletzung (Lokalisation? Blutung nach außen?) wäre eher die Schocklage eine Option, bei Atemnot eine Oberkörperhochlagerung.

Oder, beim wachen Patienten eigentlich das "Dankbarste": einfach nach Patientenwunsch.

Ansonsten gilt auch hier der Klassiker

  • Absichern,
  • Überblick verschaffen,
  • Notruf und ggf. lebensrettende Sofortmaßnahmen,
  • fortlaufende Betreuung und Überwachung des Patienten,
  • Wärmeerhalt - insbesondere bei Verletzten,
  • weitere Erste Hilfe nach Notwendigkeit, Ausrüstung und Fähigkeiten.

LG

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Notfallsanitäter, Blogger, Medizinstudent

Hallo

Die Seitenlage ist nicht nur dazu da, im Aspiration von Erbrochenem zu unterbinden, sondern vor allendingen den Kopf überstreckt zu halten, um eine versinken der Zunge in den Rachenraum zu unterbinden.
In der von dir geschilderten Situation ist sie nicht angebracht. Liegt keine Atemnot vor (Lagerung mit erhöhtem Oberkörper zB Asthmaanfall) oder ein erhöhter Volumenverlust (Schocklage „Beine Hoch“), wird der Patient so gelagert, wie es für ihn am angenehmsten ist. Er ist bei Bewusstsein und lagert sich dementsprechend selbst.

richtiges Vorgehen wäre also in der Situation: Einsatzstelle absichern, blutverlust stillen, Notruf absetzen, wärmeerhalt, Betreuung.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Startill 
Beitragsersteller
 09.04.2020, 14:15

Also wäre in diesem fall Oberkörper hoch angebracht, damit er nicht an seinem Erbrochenem erstick?

Erenenenen  09.04.2020, 14:19
@Startill

Er ist bei Bewusstsein. Da erstickt man nicht an seinem Erbrochenem.

Ich würde der Person ankündigen dass ich sie in die stabile Seitenlage lege. Ihr erklären dass sie sich so entspannen kann. Die stabile Seitenlage ist vielleicht nicht sonderlich bequem, aber man ist damit auf der sicheren Seite wenn die Person plötzlich doch wegkippt.

Wenn man genug Zeit und Nerven hat, kann man dann noch nachfragen wenn man man den Notruf wählt. Die helfen einem auch bei sowas, sagen was zu tun ist.

Hallo

Im Allgemeinen wäre die dann nur das letzte Mittel.

Bei solch gravierenden Verletzungen ist es ratsam, den Patienten gar nicht zu bewegen, um weitere Verletzungen zu verhindern. Je nach Art bei Atemnot kann der Patient auch so gelagert werden, dass er sich selbst in Rückenlage abstützt (Oberkörper hoch) und dabei umterstützt wird, um das Atmen zu vereinfachen.

Allgemein: Wenn du in solch einer Lage zur Abwehr von Atemnot oder zur Rettung aus einer Notlage (Brand etc...) nichts machen musst, mach nichts, sichere die Stelle, rufe den Notruf und rede beruhigend mit dem Patienten/ beobachte die Situation.