Ist die Chemie ein Teilgebiet der Physik?
Mit dieser Frage möchte ich nicht die Chemie in Verruf bringen, sondern möchte lediglich erfragen, aus welchen Gründen die Allgemeinheit eher der Meinung ist, Chemie und Physik könne man, unscharf aber doch, in unterschiedliche Wissenschaftsbereiche trennen.
Ich bin eher der Ansicht, dass die Chemie ein Teilgebiet der Physik ist, oder vielleicht genauer gesagt, dass es sich bei der Chemie um angewandte Physik handelt. Nachfolgend will ich erklären, warum ich dieser Ansicht bin. Wenn ein Vorgang, der vorrangig für die Chemie von Interesse ist, bis auf die unterste, elementarste Ebene zerlegt wird, dann landet man früher oder später bei der Quantenmechanik und ihre Konsorten. Anders ausgedrückt, kann doch jeder chemische Vorgang physikalisch ausgedrückt werden, was natürlich in den meisten Fällen aufgrund der elementaren Betrachtungsebene ein äußerst komplexes Unterfangen ist. Die Chemie ist für mich so etwas wie eine Abstrahierung, die Vieles erleichtert.
Ein anderes Beispiel für die Computeraffinen: Nehmen wir zum Beispiel die Programmiersprache Java, die relativ ,sagen wir einmal aufgebläht ist, und auf einer sehr hohen Ebene aufsetzt (damit ist nicht der "Schwierigkeitsgrad" der Programmierung gemeint). Java ist sozusagen meine Chemie, es handelt sich um eine Programmiersprache, die uns vieles "abnimmt". Aber eigentlich ist es genauso gut möglich, bis tief die Wurzeln zu gehen, zB. mit Assembler oder gar mit Nullen und Einsen und damit alles zu realisieren, was dann in diesem Fall die Physik wäre.
Was sagt ihr dazu?
12 Antworten
Die meisten der bereits gegebenen Antworten sind zu "philosophisch" und beschreiben (meist her dürftig) allenfalls die Gegenwart. Worte / Bezeichnungen wie Chemie und Physik entstehen aber - sie haben eine Geschichte. Die Gebiete Physik und Chemie haben dabei sehr verschiedenen "Herkünfte". Man könnte als Beispiel auch noch die Biologie dazu nehmen. In ihren Anfängen hatten diese drei dabei fast nichts miteinander zu tun. Erst in jüngster Zeit wachsen sie zusammen oder besser: sie berühren sich heftig. Die Physik kommt ursprünglich aus der Astronomie, man versuchte die Bewegung der Planeten zu erklären und warum 2 unterschiedlich große Steine gleich schnell fallen. Kopernikus, Galilei, Newton sind da Namen aus dem späten Mittelalter. Die Chemie hatte mit dem damals nichts zu tun. Das war eher Kochkunst, mit der man Gold aus billigeren Stoffen "kochen" wollte und dann Porzellan bekam. - Man merkte dann, daß Stoffe ganz merkwürdig miteinander reagieren und dann Neues entsteht. Farben aber auch Medikamente bekam man so. Während die Astronomie/Physik schon früh die Mathematik bemühte um Erklärungen zu finden, hatte die Chemie damit (damals) überhaupt nichts am Hut. Frau Curie kochte noch in großen Töpfen aus viel Gestein Bruchteile eines Grams Radium heraus, das sich durch seine Strahlung verriet. Und dann fand der Chemiker Hahn die Atomspaltung auf einem Weg, der noch ziemlich reine aber ausgefuchste Kochkunst war. Aber die Atombombe bauten dann die Physiker. Und seither machen die Physiker und die Chemiker auf einigen Feldern Arbeitsteilung - während sie in anderen Bereichen noch ziemlich getrennt marschieren. Medikamente, Kunststoffe - da reden die Physiker noch fast gar nicht mit Und Teilchenbeschleuniger bauen nur die Physiker. Ich erwähnte am Anfang auch die Biologie. Die fing mit Beschreibungen des Lebens an und heute ist die Molekulargenetik und die organische Chemie "nahe beieinander. Physiker reden da kaum mit. Man kommt sich also näher - auf allen Gebieten. Alle wollen sie die Welt und verstehen und erklären, - der eine versteht in dem einen Bereich etwas mehr, der andere auf seinem und manchmal helfen sie sich gegenseitig und finden zusammen eine noch bessere Erklärung. Es ist albern hier eine Rangordnung mit Begriffen wie "Teilgebiet von.. " hineinbringen zu wollen.
Verschiedene Naturwissenschaften, Chemie Schwerpunkt auf Zusammenhänge und Aufbau von Stoffen , Physik Schwerpunkt auf Aufbau verschiedener Funktionsweisen.
Natürlich sind es verschiedene Wissenschaften, sonst tragen sie nicht unterschiedliche Namen! Jedoch entstammen sie thematisch alle aus der Urwissenschaft Physik (physis-Natur)
chemie ist praktische physik, wenn man deren kleinste teilchen einbezieht
Die Chemie ist die Physik der äußeren Atomhülle.
Nein es ist ein eigenes Gebiet
Die Allgemeinheit fasst es in der Regel als eigenes Gebiet auf, doch wie lässt sich diese Trennung begründen? Ich habe in der Frage ausführlich erörtert, weshalb die beiden Wissenschaften meiner Meinung nach gleichwertig sind.
Die Frage ist, wo die Grenzen darin liegen, die chemischen Phänomene durch Quantenmechanik zu beschreiben.
Hier könnte dazu einiges stehen.
http://www.uni-ulm.de/physchem-praktikum/media/literatur/Chemie_Physik.pdf
Dieses Konzept nennt sich übrigens Reduktionismus und es ist anscheinend akzeptiert, dass die Wurzeln der Chemie in der Physik liegen.
Chemie ist eitgehend gar keine Physik. Manche der chemischen Reaktionen kann man mit etwas Physik besser verstehen - aber das wärs dann schon. Und die viel "kleineren Teilchen", die Quarks zum Beispiel sind gar keine "Chemie": Die Sntwort geht also total daneben.