Ist die deutsche Sprache eine schwere Sprache?

9 Antworten

Also, ich bin wirklich froh, dass ich Deutsch nicht als Fremdsprache lernen muss. Es kommt natürlich drauf an welche Sprache die betreffende Person bereits spricht, aber Deutsch finde ich von der Grammatik her eher schwer.

Wir konjugieren auf relativ komplizierte Weise, haben einen sehr gewöhnungsbedürftigen Satzbau, drei Artikel die gelernt werden müssen (zwei im Spanischen reichen mir schon) und gerade die vier Fälle machen jedem der das lernen muss sicher Kopfzerbrechen. Um die Sache spannender zu machen haben wir dann auch noch eine Höflichkeitsform mit eigenen grammatikalischen Regelungen.

In Hinblick auf Vokabeln stelle ich mir diese Vorsilben die gerade Verben durch die Änderung weniger Buchstaben komplett andere Bedeutungen geben wirklich nervig vor: angeben, vorgeben, umgeben, vergeben, nachgeben, zugeben, abgeben, zurückgeben, beigeben,... das möchte ich nicht auswenig lernen müssen. Und dann das Auseinanderziehen im Satz: zurückgeben, aber "Ich gebe Dir das Geld morgen zurück". Aaarghh... Groß- und Kleinschreibung können schon Muttersprachler oft nicht richtig.

Dafür lässt sich aus der Aussprache (mit vielen Ausnahmen, aber immerhin) meistens auf die Schreibweise schließen, da ist Französisch meiner Ansicht nach uneindeutiger und man muss das mehr aus dem Kontext erkennen. Schwierig sind sicher auch die vielen Dialekte mit eigenen Wörtern und Betonungen.


Ju202  03.03.2020, 15:03

Was du über Vorsilben geschrieben hast, ist meiner Ansicht nach in vielen anderen Sprachen ähnlich kompliziert.

Aber würdest du es einfacher finden, wenn die Bedeutungsunterschiede zwischen den Verben nicht durch verschiedene Vorsilben, sondern durch völlig verschiedene Verben ausgedrückt würden?

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Zabini01  03.03.2020, 15:47
@Ju202

Gute Frage :) Ich denke, solange die Wörter unterschiedliche Bedeutungen haben, dann wären unterschiedliche Vokabeln vielleicht weniger verwirrend. zB beim Wort 'angeben' leitet sich das im Sinne von "Namen angeben" uä aus der Wortbedeutung ab. Wenn ich hingeben ein Angeber bin, ist die Verbindung weniger deutlich und ein weiteres Wort wäre vielleicht leichter. Auch die Wörter 'nachgeben', 'vergeben' und 'beigeben' sind in ihren unterschiedlichen Vorsilben immer noch nicht eindeutig einer Vorsilbenbedeutung oder einer Wortbedeutung zugeordnet. In anderen Sprachen - also ich kann nur von Englisch, Spanisch und Französisch sprechen- erscheint mir die Vorsilbenzuordnung eindeutiger. Es wird damit meinem Gefühl nach eher das Urspungswort angepasst und nicht eine ganz neue Bedeutung oder eine Bedeutung im übertragenen Sinne vergeben. Die Vorsilben folgen gefühlt mehr einer Regel irgendwie. Wahrscheinlich lassen sich Beispiele finden bei denen das anders ist, aber meistens kann man davon ausgehen das re- eine Wiederholung oder eine Gegenbewegung impliziert (return, rephrase, rebound,...) dis- eine Negation (disqualify, disagree,...) usw. Bei den deutschen Vorsilben geht das nicht immer, 'nachgeben' könnte auch heißen, dass man etwas später gibt, wie bei Nachschlag oder Nachnahme. Das um- in 'umgeben' ist etwas anderes als in 'umbringen' oder 'umarbeiten'. Wie gesagt, ich bin froh, dass ich das nicht lernen muss... In einer der Sprachen die ich gerade lerne klingen alle Zeitangaben wie manchmal, jetzt, eben usw. sehr ähnlich, es macht mich wahnsinnig, da wären mir unterschiedlichere Vokabeln lieber :)

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Ju202  04.03.2020, 12:40
@Zabini01

Mit diesem Vorsilbenproblem habe ich mich noch nie intensiv befasst. Deshalb kann ich nicht beurteilen, ob es in anderen Sprachen besser gelöst ist als im Deutschen.

Wenn ich das Wort "umbringen" nicht kennen würde, würde ich wahrscheinlich eher denken, dass es "überbringen" bedeutet und nicht "töten". In diesem Fall führt die Vorsilbe wirklich zu falschen Schlussfolgerungen.

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Ja absolut, die Artikel vor den Substantiven sind total zufällig, jede Silbe beginnt (Phonetisch) mit einem Konsonanten und deutsch ist Weltmeister was die Anzahl der Frikative in einer Sprache betrifft. Wir haben so gut wie alle, die es gibt. Außerdem haben wir einen ganz besonderen vokal, das zentralisierte a, was sonst keine Sprache hat, es existiert nicht mal im Vokaltrapez der IPA. Außerdem ist deutsch dafür bekannt, dass man sehr lange Wörter bilden kann (Komposita)

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Uni: Empirische Sprachwissenschaften, Philosophie

Ju202  03.03.2020, 15:08

Es gibt auch Silben, die mit einem Vokal beginnen. Aber selbst, wenn es nicht so wäre, würde es das Erlernen der deutschen Sprache weder einfacher noch schwieriger machen. Das gilt auch für die Frikative.

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Kaydina97  03.03.2020, 15:57
@Ju202

Silben im Deutschen fangen phonetisch immer mit einem Konsonanten an. Da brauch ich auch nicht "streiten" o ä. weil ich das weiß. Das sorgt für eine abgehackt klingende Sprache. Bereitet vielen Leuten Schwierigkeiten. LG

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Ju202  04.03.2020, 11:56
@Kaydina97

Wie erklärst du dir dann, dass elf Silben in deinem letzten Text mit einem Vokal beginnen? Ich habe den Eindruck, dass du entweder nicht weißt, was Silben sind, oder nicht, was Konsonanten sind.

Gerade wenn viele Silben mit einem Vokal beginnen, klingt die Sprache abgehackt. Das sieht man besonders, wenn man die deutsche Sprache mit der französischen vergleicht. Wenn im Französischen ein Wort mit einem Konsonanten endet und das nächste mit einem Vokal, wird meistens der Konsonant über die Wortgrenze hinweg mit dem Vokal zu einer Silbe verbunden.

Die französische Sprache hört sich dadurch fließender an. Das klingt besser, hat aber den Nachteil, dass das Hörverständnis darunter leidet, weil man nicht erkennt, wo ein Wort endet und das nächste beginnt.

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Kaydina97  04.03.2020, 12:05
@Ju202

Schon mal was vom glottalen Plosiv gehört ?

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Ju202  04.03.2020, 12:16
@Kaydina97

Gehört nicht, aber gelesen. Das ist aber meiner Meinung nach weder ein Konsonant, noch ein Vokal.

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Kaydina97  04.03.2020, 12:27
@Ju202

Plosive sind Konsonanten schau mal in die IPA.

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Ju202  04.03.2020, 13:03
@Kaydina97

Ja, in dem Punkt hast du dann recht. Trotzdem beginnen in allen Sprachen der Welt die meisten Silben mit einem Konsonanten. Das ist doch der Normalfall.

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Es kommt immer auf die Muttersprache an, da es teilweise Ähnlichkeiten zwischen Sprachen gibt.

Große Herausforderungen für jene, die Deutsch lernen, sind u. a.:

  • Genus (der/die/das)
  • Kasus (die vier Fälle)
  • Pluralbildung
  • der äußerst flexible Satzbau
  • Kompositionen (zusammengesetze Wörter)

Wenn ich es mit dem Französischen oder Englischen vergleiche, ist Deutsch doch komplizierter, denn die o. g. Herausforderungen sind in den Sprachen viel einfacher geregelt.

Letztlich kommt es aber darauf an, wie man eine Sprache lernt. Fremdsprachen werden in Schulen meist völlig falsch gelehrt. So ist es auch kein Wunder, dass viele Menschen nicht einmal einen einfachen englischen Satz auf die Reihe kriegen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ja, Deutsch ist eine schwierige Sprache.

Viele Laute und Lautverbindungen sind für Nichtdeutsche schwer auszusprechen ("Strickstrumpf" kann Chinesen oder Thailänder verzweifeln lassen), es gibt Hunderte von Regeln und Ausnahmen, Vorsilben, die die Bedeutung von Verben komplett verändern, Wörter, die trotz gleicher Form Unterschiedliches bedeuten ("annehmen" kann z.B. vermuten, entgegennehmen oder akzeptieren bedeuten) und eine Unzahl zusammengesetzter Wörter, die nicht nur sehr lang sein können (Bundesimmissionsschutzgesetz, Arbeitnehmerveranlagung, Datenschutzgrundverordnung), sondern auch in den meisten Wörterbüchern nicht zu finden sind, da ständig neue geschaffen werden.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – 43 Jahre Dolmetscher/Übersetzer; Archäologie/Paläont. Hobby

Ja schon allein wegen "der die das" im Englischen übersetzt bedeutet alles 3 the. Aber ich glaube das Mandarin sogar noch schwerer ist.