Ist Depressivität nur eine extreme Form von Traurigkeit?

6 Antworten

Traurigkeit ist etwas anderes als Depressivität und Depression ist noch einmal etwas anderes.

Trauer ist die innere Arbeit der Umstellung, nach einem Verlust mit der neuen Situation fertig zu werden.

Depressivität ist ein natürlicher Zustand der Antriebslosigkeit, um bei allgemein ungünstigen Lebensumständen Energie zu sparen und gefährlichen Unternehmungen aus dem Weg zu gehen. Es ist das Gegenteil von Begeisterung, bei der alle Energien aktiviert werden. Trauer kann auch zu den ungünstigen Umständen gehören, die eine depressive Phase auslösen, muss aber nicht. Normalerweise geht eine depressive Phase auch von selbst wieder vorbei.

Eine Depression ist eine seelische Krise in Verbindung mit Depressivität, die vor allem dadurch verstärkt wird, dass die Depressivität nicht akzeptiert wird. Oft ist es erfolgsorientierter Narzissmus, der in Panik gerät, wenn der Körper nicht mitmacht, was das Ego will. Die Krise wird von der Aktivitätsregelung als ungünstiger Umstand empfunden und die Depressivität weiter verstärkt.

Jein. Erstmal muss man auseinanderhalten, dass Depression, wie sie ursprünglich gemeint war und wie sie heute verstanden und massendiagnostiziert wird, nicht dasselbe ist.

Früher war das ein Ausnahmezustand. Der damit der Stimmung Traurigkeit sehr gleich kam.

Traurigkeit ist Gefühl und Stimmung. Und als solche per se zeitlich begrenzt. Sie wird bald durch andere abgelöst. Die heutigen Depressionen aber sind Dauerzustände, die sich über mehrere Jahre erstrecken können.

Heute kann man ein normales Leben leben mit Arbeit, Schule, Freizeit, Familie, Sex und dabei angeblich depressiv sein. Und das noch durchgehend über Jahre.

Das hat eben nichts mehr mit einem Gefühl zu tun und auch nicht mit einer Stimmung. So ein Phänomen kann man nur noch eine Identität nennen. Es ist damit weder Traurigkeit noch Depression im früheren Sinne.

Finde ich ist eine sehr spannende Frage.

Ich habe oft gehört das Depressive kaum noch gefühle warnehmen.

Das ist bei mir zum beispiel nicht der fall.

Trotzdem bin ich häufig traurig.

Bin ich nun depressiv oder nicht?

oder handelt es sich um zwei grundlegend verschiedene Phänomene, die sich nicht nur in ihrer Intensität, sondern auch in ihrer Qualität und ihrem subjektiven Erleben unterscheiden?

Genau so ist es …

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Schwere, reaktive Depressionen seit 2018.

Depressiv zu sein bedeutet nicht traurig zu sein.


Paul4404 
Beitragsersteller
 23.08.2024, 19:44

Was bedeutet es deiner Erfahrung nach?

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Martin001988  23.08.2024, 19:47
@Paul4404

Bin kein psychologe aber würde bei mir jetzt behaupten dass ich keine Depression habe aber durchaus viel Traurig auch erlebe aufgrund der umstände das ich einfach keine Freundin finde.

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Martin001988  23.08.2024, 19:44

Aber wenn jemand überwiegend traurig ist sagen wir zu 80% und nur zwischendurch mal normal oder glücklich ist. Spricht man dann nicht auch von einer Depression?

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BartLisaMaggie  23.08.2024, 19:46
@Martin001988

Ich würde sagen das kommt drauf an, ob die Traurigkeit Leben(squalität) und Alltag einschränkt und ob noch andere Symptome bestehen

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