Ist das Schulsystem in Deutschland schlechter als bei anderen Ländern?

2 Antworten

Die Ergebnisse der PISA Studie werden überbewertet. Wenn man sich anschaut wie eng die führenden Industrienationen in den Zahlenwerten zusammen liegen ist die "Platzierung" über die immer wieder in Deutschland gejammert wird völlig irrelevant.

Viel schlimmer ist dass es scheinbar in den Diskussionen nicht mehr darum geht was an den Schulen und im Unterricht verbessert werden kann sondern nur noch darum was getan wird um bei PISA gut abzuschneiden.

Leider ist das ausgezeichnete Interview mit Rainer Kaenders nicht mehr frei verfügbar, aber Archive.ph hilft bestimmt.

https://ga.de/news/wissen-und-bildung/regional/pisa-studie-zu-mathematik-experte-aus-bonn-uebt-scharfe-kritik_aid-103368539

Ich muß mich korrigieren, hier ist es

https://www.rundschau-online.de/region/bonn/stadt-bonn/bonner-professor-im-interview-der-eigentliche-skandal-ist-pisa-selbst-704886

Es ist das Vorgehen von Pisa, die Ergebnisse als Skandal darzustellen, wie man an den Grafiken des Reports sehen kann. Darauf muss die Politik reagieren und Pisa wird ernst genommen. Die Unterschiede zwischen den Ländern sind längst nicht so groß, wie es von den Pisa-Machern suggeriert wird. Eigentlich kommt bei allen Ländern so ziemlich dasselbe raus. Lange war Finnland unser großes Vorbild, das liegt jetzt auf Platz 20. Nun blicken viele völlig enthusiasmiert nach Estland. Dorthin wird also bald die nächste große Recherchereise unserer Bildungspolitiker gehen.
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Mittlerweile hat keine etablierte Partei mehr eine tragfähige Vision für eine eigenständige Bildungspolitik. Alle reden von Digitalisierung, Heterogenität, demokratischen Werten. Aber Konservative pochen nicht mehr auf den klassischen Bildungskanon; Liberale fordern nicht mehr von der Schule die Vorbereitung auf die Leistungsgesellschaft; Grüne wollen keine Entfaltung der Persönlichkeit in einer pluralistischen Gesellschaft mehr; Die Linke führt nicht mehr die Selbstermächtigung der streitbaren Lernenden für mehr gesellschaftliche Gerechtigkeit im Programm. Alle wollen nur noch Pisa, das zu jeder dieser Forderungen im Widerspruch steht. Bei Pisa gut abzuschneiden, wird als gute Bildungspolitik verstanden. Das ist ein Desaster.

Kristall08  21.03.2024, 20:19

Lesenswert dazu auch "Theorie der Unbildung" von Konrad Liessmann. Er hält ebenfalls nicht allzuviel von der PISA-Studie.

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DerRoll  21.03.2024, 20:22
@Kristall08

Das witzige ist, ich habe mir die Ergebnisse der ersten Pisa Studie vor 24 Jahren angeschaut und immer wieder gefragt "was soll der Aufstand?". Und das habe ich bei jeder Pisa Studie wiederholt. Alle haben mir erklärt warum ich falsch liege, aber keiner von denen kannte Zahlen ausserhalb der Plazierung. Ich war SOOOOO froh als ich das Interview von Kaenders gelesen habe und gedacht habe "hmmm, so falsch habe ich vielleicht zumindest mathematisch in den letzten 24 Jahren nicht gelegen" :-).

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Kristall08  21.03.2024, 20:29
@DerRoll

Es war das erste, was wir im Statistik-Seminar gelernt haben: Wie drehe ich mir die Zahlen so zurecht, dass sie das aussagen, was ich möchte.

Aber Quellenkritik ist halt nicht jedermanns Sache. ;)

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DerRoll  21.03.2024, 20:31
@Kristall08

Und dabei war Stochastik (Statistik hatte ich nicht mal) im Mathe Studium immer mein ungeliebtes "Ich muß halt den Schein machen" Fach :-)

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Es ist auf jeden Fall nicht mehr das was es einmal war. Viele Kinder sprechen heute lieber die eigene Muttersprache in Schulen als Deutsch. Zudem ist es schon regelrechtes Fremdschämen, wenn man 11-12 Jährige heutzutage hört und mit welcher vulgären Sprache sie sprechen. Diese PISA Studie ist nur ein Abbild von einem Problem was wir so schon nun länger in Schulen beobachten können.


DerRoll  21.03.2024, 20:30

Die Pisa Studien bilden überhaupt nichts ab. Dazu reicht ein einziger Blick auf die tatsächlichen Ergebnisse und ein wenig Kenntnis von der Entstehung von statistischen Daten.

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