Ist das Prinzip "Hoffnung" sinnvoll?

4 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet
Ich selbst sehe es als Realitätsverweigerung

Das ist sicherlich eine Seite von Hoffnung.

Dann bereitet man sich womöglich ungenügend auf Bevorstehendes vor.

In welchen Fällen findet ihr es richtig, wenn einem Menschen Hoffnung gemacht wird?

Bei psychologisch begründeten Ängsten, denn da zeigt sich Hoffnung als natürlicher Feind.

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Meiner Ansicht nach lebt es sich immer mit der Wahrheit in der Wirklichkeit am besten, denn wenn ich mutig und ehrlich hinsehe, kann ich mit etwas umgehen, wenn ich wegschaue und nichts davon wissen will, kann ich gar nichts tun, weder damit umgehen noch gewünschte Änderungen herbeiführen.

Hoffnung sollte sich an die Realität anpassen.
Sonst wird die eigene Hoffnung nur umso größer, je öfter wir enttäuscht werden. Das bringt auch nichts.

Eine positive Erwartungshaltung (Hoffnung) aber stärkt uns auch und führt zu körperlichen Verbesserungen.

Hoffnung gibt uns Zuversicht, Vertrauen und Optimismus in die Zukunft.
Kann aber auch ein Übel sein, indem sie die Qual verlängert.

Hoffen aber fände ich besser als verzweifeln.
Und Hoffnungslosigkeit ist quasi wie eine Vorwegnahme der Niederlage.

Von anderen Menschen Hoffnung zu bekommen ist sehr erhebend.

Ein Optimist ist ein Mensch, der ein Dutzend Austern bestellt, in der Hoffnung, sie mit der Perle, die er darin findet, bezahlen zu können.
Fontane

Ist das Prinzip "Hoffnung" sinnvoll?

Nicht immer, weil sie zwei Seiten hat.

Im konkreten Fall ging es um die Diskussion mit einer Pflegekraft, die fest davon überzeugt ist, selbst Sterbende immer noch mit Hoffnung auf Besserung zu versorgen, was sich bei mir bloß keiner erlauben soll! Daraufhin wurde ich als "eiskalt" beschimpft.

Das wollte ich für mich nicht. Vor allem spüren Sterbende, dass sie sterben.

Vielleicht hat sie eigene Ängste vor dem Tod, will sich damit besser nicht konfrontieren.


GutenTag2019 
Beitragsersteller
 16.06.2024, 14:00
Ich selbst sehe es als Realitätsverweigerung
Das ist sicherlich eine Seite von Hoffnung.
Dann bereitet man sich womöglich ungenügend auf Bevorstehendes vor.
In welchen Fällen findet ihr es richtig, wenn einem Menschen Hoffnung gemacht wird?
Bei psychologisch begründeten Ängsten, denn da zeigt sich Hoffnung als natürlicher Feind.

Meinst du das wirklich genau so? Für mich klingt das widersprüchlich.

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amormutuus  16.06.2024, 14:02
@GutenTag2019

Natürlich klingt das widersprüchlich, ich erzähle ja auch von den zwei Seiten der Hoffnung.
Alles hat zwei Seiten, so auch Hoffnung.
Und diese Seiten sind sich naturgemäß widersprüchlich und gegensätzlich, genau.

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GutenTag2019 
Beitragsersteller
 16.06.2024, 14:04
@amormutuus

Ja, habs noch 3 x gelesen und dann hats klick gemacht :)

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GutenTag2019 
Beitragsersteller
 16.06.2024, 14:16
@amormutuus
Ich selbst sehe es als Realitätsverweigerung
Das ist sicherlich eine Seite von Hoffnung.

Das hatte mich verwirrt. Es klang im ersten Moment so, als hätte ich Hoffnung :)

Aber ja, manchmal habe ich die auch wirklich!

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Nein, man muss tun, was machbar ist.

Ich bin für "Hoffen und harren, hält alle zum Narren".

Das Universum gibt uns das zurück, wie wir selber SIND.

Hoffen ist kein Sein, Selbst + Fülle. Sondern Mangel. Resonanzgesetz wirkt.

Also, irgendwo hast du schon Recht, man versucht, die Realität ein bisschen bei Seite zu schieben und glaubt fest an eine andere (oft eher unwahrscheinliche) Lösung für eine Situation.

Aber ich kann daran nichts verwerflich finden. Ich meine: Wo ist denn das Problwm dabei?
Es ist doch schön, wenn man für den Moment glücklich ist, weil man die Hoffnung hat, dass alles gut wird. Klar, oft träumt man sich damit ein bisschen aus der Realität, aber dass finde ich nicht schlimm, wenn es dir hilft, glücklicher zu sein

Außerdem ist das ja auch nicht immer so. Nicht selten tritt das, was du dir erhofft hast dann auch wirklich ein. Zum Beispiel, wenn du auf eine gute Note; das Geschenk, was du dir schon so lange wünschst; einen netten Partner; eine bessere Lehrerin oder eine gute Ernte hoffst.

Es bedeutet also eigentlich nur, dass du min. zwei Möglichkeiten hast, wie eine Lebenssituation ausgeht/sich wendet. Eine, die du persönlich bevorzugst und eine, die du nicht magst/vor der du Angst hast. Oft ist die „gute“ Variante tatsächlich die etwas unrealistische, dass muss aber nicht zwingend sein.
Und statt das du vom schlimmsten Ausgehst, denkst du einfach mal positiv und hoffst, dass die bessere Variante eintrifft. Was sollte denn daran schlimm sein?


GutenTag2019 
Beitragsersteller
 16.06.2024, 13:45

Mir geht es hier nicht um eine Bewertung im Sinne von "schlimm". Wenn die Hoffnung nicht aufgeht, folgt die Enttäuschung, bekanntermaßen das Ende einer (Selbst)täuschung. Und wer sich selbst täuscht, täuscht eben leider auch gleichzeitig andere, weil nicht klar genug kommuniziert wird. Der Andere erkennt nicht, dass es eine Hoffnung ist, nimmt es als Fakt auf und ist am Ende auch enttäuscht. Nicht selten das selbstgestrickte Unglück in Beziehungen!

Im konkreten Fall ging es um die Diskussion mit einer Pflegekraft, die fest davon überzeugt ist, selbst Sterbende immer noch mit Hoffnung auf Besserung zu versorgen, was sich bei mir bloß keiner erlauben soll! Daraufhin wurde ich als "eiskalt" beschimpft.

Ich habe den Sterbeprozess von Sabrina Fox's Partner verfolgt, der sich fürs Sterbefasten entschieden hatte. Es war ein sehr echtes und inniges Abschiednehmen in Verbundenheit, fast möchte ich es "schön" nennen. Da gab es eine häusliche Palliativversorgung und keiner hat irgendwelche Hoffnungen geschürt.

Meine Mutter ist im Grunde auch so gestorben, nur im Heim. Trotz Patientenverfügung gab es Angehörige, die meinten, ihr immer wieder Essen und Trinken reinzwingen zu müssen, und sie haben damit den Prozess nur verlängert.

Hier liest man immer wieder unter den Fragen von Verlassenen Tipps zum Zurückgewinnen und den Ansporn zum Kampf. Da sitze ich nur da und halte meistens die Finger still, weil von diesen Ratgebern dann böse Angriffe in Form von "Empathielosigkeit" kommen.

Ich bewege dieses Thema immer wieder in mir und finde es wirklich schwierig.

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PotzblitzOderSo  17.06.2024, 19:35
@GutenTag2019

Natürlich muss es klar Kommuniziert werden, was jetzt reine Hiffnung ist und was Fakten, obwohl das, was man sich erhofft ja nie faktisch falsch oder unmöglich ist, sondern nur eher unwahrscheinlich.

Klar ist die Enttäuschung stärker, wenn man vorher mit etwas anderem gerechnet hat, aber ich bin der festen Überzeugung, dass man IMMER ein winziges Fünkchen Hoffnung in sich trägt und deshalb sowieso enttäuscht werden würde, selbst, wenn man sich eigentlich keine Hoffnungen gemacht hat. Und wenigsten ist der Weg und das warten auf die „Auflösung/dasEnde“ dann schöner

Aber ich denke, da ist jeder Mensch anders. Manche mögen es, wenn ihnen Hoffnung gemacht wird, andere nicht

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Menschen mit einer starken Hoffnung halten durch.
Sie haben einen Grund weiter zu machen.

Wonach strebst du in deinen dunkelsten Zeiten,
wenn du keine Hoffnung mehr hast?
Du stirbst innerlich.


GutenTag2019 
Beitragsersteller
 16.06.2024, 13:50

Das klingt in dieser allgemeinen Formulierung ja erstmal überzeugend. Es bleibt aber die Frage, worauf ich meine Hoffnung setze! Glaube ich fest daran, dass ich meine Beziehung MIT meinem Partner zusammen wieder reparieren kann? Glaube ich fest daran, dass ich mich selbst mit der Kraft meiner Gedanken selbst heilen kann? Glaube ich fest daran, dass ich ausreichend Wissen habe, um die Prüfung zu bestehen?

Ansonsten siehe meine andere Antwort.

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1Siuto  16.06.2024, 14:36
@GutenTag2019

Hoffnung zu haben ist nicht Naiv zu sein.

Das Problem ist nicht Hoffnungsvoll zu sein, das Problem ist den falschen Lebensweg zu gehen. Du hast vielleicht keine Hoffnung, dass dich jemand anderes Lieben könnte, weshalb du so anhänglich an der anderen Person bist.

Illusioniert sein, kann ich auch ohne Hoffnung.

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GutenTag2019 
Beitragsersteller
 16.06.2024, 14:46
@1Siuto
Du hast vielleicht keine Hoffnung, dass dich jemand anderes Lieben könnte, weshalb du so anhänglich an der anderen Person bist.

Nur Interesse halber: Wo liest du das raus? Oder ist das dein Thema?

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1Siuto  16.06.2024, 15:50
@GutenTag2019

Die Gedanken forme ich mir selbst.
Vielleicht habe ich von der ein oder anderen Stelle inspiration bezogen, aber ansonsten ist was ich schreibe mein eigen.

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