Ist das beleidigend oder nur "dahergeredet"?
Hallo,
ich arbeite als angestellter Technischer Redakteur und war jüngst in der Mittagspause mit einem Kollegen einkaufen. Er ist von Haus aus Diplom-Journalist, war lange Jahre freier Mitarbeiter - er hat als Solcher sehr viel gemacht - und ist seit einigen Jahren fest angestellter Redakteur.
Eine Frau, die ihn wohl kannte, sprach ihn auf seine Arbeit an, lobte irgendeinen seiner letzten Berichte und schob nach ... "na ja, Sie sind ja auch zu jung, um NIX zu arbeiten" - er ist um die 50. Ich vermute, dass sie seine Tätigkeit als freier Journalist als "nicht relevant" oder als "Nicht-Arbeit" eingestuft hatte; er selber hat das Ganze nicht groß kommentiert und nur für das Lob betreffend des Artikels gedankt. Er ist aber auch etwas spröde und kein "Charmeur", der auf so was eingeht.
Wie definiert ihr diese Äußerung der Frau? Ist das eine Art Beleidigung oder Herabstufung seiner früheren Arbeit oder einfach nur etwas "Dahergesagtes"?
Danke & Grüße!
2 Antworten
Meine Vermutung ist, dass sie denkt, ein freier Journalist hat, wie ein Künstler, selbständiger Berater oder Vertreter kein festes zuverlässiges Einkommen sondern ist abhängig von einer spannenden Auftragslage.
Ich denke da an das Thema Sommerloch, Sauregurkenzeit usw., wo man nicht so viel zu tun hat.
Ich weiß aber auch nicht, ob und mit was trotzdem Geld reinkommt.
Ich tippe darauf, dass sie den Beruf über Strecken als brotlose Kunst einschätzt.
Nicht fies gemeint, sondern gesprochen, wie der Schnabel gewachsen ist.
Für eine Einschätzung müsstest du die genauen Gesprächsbeiträge davor wiedergeben, aber so klingt der Satz für jetzt erstmal, als meinte sie einfach Rente, „Sie sind zu jung um in Rente zu gehen“. Da passt auch sein Alter ganz gut dazu. Dann hätte sie das so im übertragenden Sinn vielleicht als Art Mutmachen gemeint, wie „lassen Sie sich nicht altersdiskriminieren“ oder so ähnlich.
Mit deiner Interpretation ergibt der Satz keinen Sinn… „Sie sind zu jung um freier Journalist zu sein“, hä? Also wenn ein „freier Journalist“ in der gesellschaftlichen Hierarchie unter einem „angestellten Redakteur“ steht, dann wäre ja normal, dass man jung als freier Journalist anfängt und sich hocharbeitet bis zur Redaktion als Festangestellter. So war das in seinem Fall ja anscheinend auch. Es wäre dann ja aber verrückt, im letzten Abschnitt des Berufslebens die Anstellung wieder aufzugeben und zur Freiberuflichkeit zurückzugehen.