Ist BWL wirklich so einfach?
BWL gilt als extrem einfaches Studiumfach und ein Abschluss in BWL als unwertvoll. Manche safen sogar, dass das Abitur schwerer ist als ein BWL-Studium, auch Leute die das studieren.
10 Antworten
Es kommt sehr stark auf die Uni an. An meiner Uni hat sogar Management eine starke quantitative Komponente. Ich bin sehr Matheaffin und hatte damals in der Schule auch Mathe-LK und beim Abi überhaupt keine Probleme. Aber trotzdem muss ich im Studium teilweise echt schlucken. Man kann sich natürlich in die Mathematik letztendlich reinfuchsen und es ist natürlich viel leichtere Mathe als in einem Mathestudium.
Aber bei BWL studierst du ja auch nicht Mathe, sondern du musst zusätzlich dazu noch 300 Slides pro Fach verstanden und auswendig können. Wenn du nur bestehen willst, dann schaffst du das sicher mit relativ wenig Aufwand und dann 2-3 Wochen vor der Klausur 12h am Tag lernen.
Aber es gibt so viele BWL Absolventen. Du willst nicht einfach nur bestehen. Du machst neben der Uni, die schon ein Vollzeitjob ist, Werkstudentenjobs und Initiativen, Workshops, besuchst Karriereevents, schreibst Bewerbungen und in den Semesterferien machst du dann Praktika, die in das nächste Semester reingehen, was du dann alles nebenher nachholen musst. Manchmal findet das Praktikum sogar während der Prüfungsphase statt, was dann natürlich besonders stressig ist.
Wenn du BWL / Wirtschaftswissenschaften RICHTIG studieren willst, also um beste Chancen nach dem Bachelor zu haben, dann ist es um ein Vielfaches anstrengender und schwerer als das Abitur. Wenn du nur einen 08/15 Abschluss willst, später als Sachbearbeiter arbeitest und im Studium nur Party machst, dann kannst du auch je nach Uni entspannter durchkommen. Es dürfte aber trotzdem noch schwerer als das Abi sein.
Ich habe Abitur, bin Industriekrauffrau und Wirtschaftsfachwirtin. Es ist Quatsch, zu behaupten, dass BWL "einfacher" sei als das Abitur. Im Rückblick waren insbesondere die Abiprüfungen die simpelsten Prüfungen meines Lebens - weil sie nach 13 Schuljahren nur eine weitere Klausur waren, wie ich sie schon etliche Male zuvor geschrieben hatte.
Die Prüfungen im Bereich der beruflichen Bildung waren hingegen ziemliche Hammer, weil ziemlich neu und auch ziemlich unberechenbar in Bezug darauf, was dort nun auf welche Art gefragt wird. Und JEDE Klausur an der Uni war noch mal ein Vielfaches davon (hab auch mal ein paar Semester bei Juristen und Lehrämtlern verbracht...), sowohl vom Stoffumfang als auch vom Anspruch her!
Von daher sollte man ein BWL-Studium auch nicht zu geringschätzig betrachten. Klar gibt's in der BWL einige Bereiche, die eher Dampfplaudern als saubere Wissenschaft sind. Aber spätestens beim Matheschein wird es dann doch für recht viele Studenten echt haarig. Und wer sich in Richtung Rechnungswesen, Controlling, Finanzmathematik oder ähnlich "harter" Vertiefungsbereiche spezialisiert, bekommt den Abschluss definitiv nicht geschenkt...
Da immer mehr Menschen Abitur machen und davon doch vergleichsweise viele in der BWL landen, während es weiterhin X verschiedene kaufmännische Ausbildungsberufe gibt, ist die Konkurrenz um Jobs in diesem Bereich recht hoch. Gefragt sind dann die, die weniger häufige Spezialgebiete (s. o.) wählen und / oder vielfältige Praxiserfahrungen vorweisen können. Und bei einer kaufmännischen Ausbildung sollte man sich direkt zu Beginn der Ausbildung bewusst machen, dass es ohne eine entsprechende Aufstiegsweiterbildung wirklich schwierig wird, spannende und gut bezahlte Stellen zu bekommen...
Mal 2 Extrema:
Ein Master/Bachelor in BWL in Oxford, St.Gallen, HEC Paris, aber auch an deutschen Top-Unis LMU, Mannheim oder WHU ist weder einfach noch hat es keinen Wert (im Gegenteil: höheres Durchschnittsgehalt als bei Medizin).
Ein Bachelor/Master in Management an einer FH ist sicherlich nicht besonders schwer und wahrscheinlich vom Niveau auf dem Level vom Abitur und wird danach auch entsprechend vergütet (~35k Brutto).
Der Durchschnitt:
Ein Bachelor/Master in BWL an einer durchschnittlichen Uni ist schwerer als ein Abitur. Wenn ein quantitativer Schwerpunkt gewählt wurde (gerade an TUs/TU9-Unis) ist ein BWL Studium auch wesentlich schwerer als das Abitur. Wenn ein Management/Marketing Schwerpunkt gewählt wurde ist der Schwierigkeitsgrad zwar überschaubar, aber hinterhergeworfen bekommt man den Abschluss auch nicht.
BWL besteht aus einer Unzahl von Fachbereichen. Manche sind sehr anspruchsvoll, viele nicht. Ein beachtlicher Teil der BWL hat ein eher wackeliges Standing als Wissenschaft und ist, salopp gesagt, Geschwafel und simples Nachbeten von Kochrezepten.
Den Ruf als leichtes Studium hat BWL vor allem, weil man mit geschickter Wahl solcher Fächer mitunter recht billig durchkommen kann - sofern der Studienplan das erlaubt.
Die relativ wenigen Absolventen mit den anspruchsvollen SBWLs sind dann aber jene, die auf dem Arbeitsmarkt gefragt sind.
Fazit: es kommt darauf an, was man daraus macht.
Es kommt darauf an... Ein Studium an einer Universität oder sogar FH ist immer mit Arbeit (Lernen) verbunden und nie so richtig einfach.
Allerdings würde ich bescheidenerweise sagen, dass ein BWL Studium an einer UNI viel einfacher ist, als ein Mathematikstudium an einer ähnlichen UNI.