Ist biblischer Gott allwissend?

10 Antworten

Ja, das ist einer Sache, die auch nicht verstehen kann. Aber glücklicherweise werde ich es nach dem Tod erfahren, wie andere Geheimnisse.

Ich freue mich schon auf den Himmel. 😍

Ich will auch so vieles wissen - die Bibel ist Gottes Wort, kein Pastor oder kein anderer Theologe kann es ganz verstehen. Ich entdecke auch immer wieder neues!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Viele Jahre eine Christin

Hallo shadyslim,

der Begriff der Allwissenheit Gottes wird von vielen nicht richtig verstanden. Sie denken, Gott wisse jeder Einzelheit im Leben jeder Person bereits im voraus. Das stimmt jedoch nicht mit der Bibel überein.

Gott besitzt zwar die Fähigkeit, alles zu wissen, doch macht er davon nicht uneingeschränkt Gebrauch! Hier kommt eine Lehre mit ins Spiel, die als "Prädestinationslehre" bekannt ist und die besagt, dass Gott alles weiß, ihm also auch jedes Ereignis, ob im irdischen oder im himmlischen Bereich, im Voraus bekannt ist.

Des weiteren schließt diese Lehre mit ein, dass Gott alles vorherbestimmt, jedes Detail im Leben eines Menschen. Die Prädestinationslehre wird jedoch nicht in der Bibel gestützt. Um also Deine Frage richtig beantworten zu können, gestatte mir, dass ich auch ein wenig auf diese Lehre eingehe.

Drehen wir dazu das Rad der Zeit einmal sehr weit zurück, an den Anfang der Menschheit. Nachdem Gott den Menschen erschaffen hatte, entwickelte sich im Herzen einer dieser Engel ein verkehrtes Verlangen. Es entstand in ihm der Wunsch, ebenso wie Gott angebetet zu werden. So näherte er sich Eva durch eine Schlange und brachte sie dazu, sich gegen Gott aufzulehnen.

Sie, und auch später ihr Mann Adam, sagten sich von Gott los und begaben sich, ohne sich dessen richtig bewusst zu sein, unter die Herrschaft des Satan. Durch diesen Akt der Rebellion ist letztendlich all das Leid entstanden, was es in der Vergangenheit bis heute gab und gibt.

Hätte Gott tatsächlich diese Entwickelung im Garten Eden vorausgesehen, dann wäre er im Grunde für das ganze Leid verantwortlich, das sich in der Folge ergeben hat! Macht das zu glauben jedoch wirklich Sinn, wenn man zum Beispiel daran denkt, dass Gott "Liebe ist" (1. Johannes 4:8)? Diese Formulierung bringt zum Ausdruck, dass jede Handlung Gottes von Liebe bestimmt und durchdrungen ist. Das würde aber ganz und gar nicht zum Vorherwissen bzgl. des Sündigens der ersten Menschen passen!

LG Philipp

Wenn die Glaubensgemeinschaft die Macht Gottes betonen möchte, dann ist er allwissen.

Wenn die Glaubensgemeinschaft die Verantwortung Gottes betonen möchte, dann endet sein Wissen im freien Willen des Menschen.

Je nachdem, was grade argumentativ benötigt wird.

Allmacht und Allwissenheit (auch Vorauswissen) sind philosophische Zuschreibungen Gottes. Die Bibel bestreitet das zwar nicht, aber es spielt keine Rolle. Gewissermaßen wie Fahrräder, die Gott im Keller stehen hat, die er aber nicht benutzt.

Die Bibel erzählt dagegen immer von einem dynamischen Dialog zwischen Gott und Mensch. Ein Mit- und Gegeneinander, bei dem wir Menschen keine Marionetten sind, sondern einen eigenständigen Willen haben und uns auch von Gott abwenden können.

Und Gott bleibt für uns Menschen immer unbegreiflich.


shadyslim 
Fragesteller
 01.05.2024, 14:15

Wir haben ja einen Freien Willen…weiß Gott trotzdem was wir machen werden sagen werden usw also alles was wir entscheiden oder weiß er das nicht?

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Aleqasina  01.05.2024, 14:15
@shadyslim

Wenn du eine Antwort bekämest, was würde sich dann für dich ändern?

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shadyslim 
Fragesteller
 01.05.2024, 14:19
@Aleqasina

Was sich für mich ändern würde: Der Zweifel. Ich bin gläubig und habe die Bibel sowie Koran gelesen und mich sehr damit beschäftigt aber manchmal kommen mir so blöde Gedanken, in denen ich alles hinterfrage und dann an meinem Glaube zweifle, wobei ich einen starken Glaube haben möchte. Deshalb will ich Antworten, damit die Zweifel verschwinden.

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Aleqasina  01.05.2024, 14:30
@shadyslim

„Glauben heißt nichts anderes, als die Unbegreiflichkeit Gottes ein Leben lang auszuhalten.“ Dieses Wort hat Karl Rahner gesagt, einer der größten katholischen Theologen des 20. Jahrhunderts.

Vor dieser Herausforderung stehst nun auch du!

Wenn du das Wesen Gottes begreifen, also logisch erklären willst, wirst du vielleicht einmal einen Lehrstuhl für Philosophie bekleiden, aber du wirst nie zum Glauben kommen.

Mein Rat: Lasse dich auf den Glauben, lasse dich auf Gott ein! Das ist ein Abenteuer, klar! Wie eine Entdeckungsreise durch ein unbekanntes wildes Land. Aber es ist spannend und du wächst daran. :-)

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stescope  01.05.2024, 14:44
@Aleqasina
„Glauben heißt nichts anderes, als die Unbegreiflichkeit Gottes ein Leben lang auszuhalten.“

Dieses Zitat muss man sich mal ein paar Mal durchlesen, da es die Nutzlosigkeit des Glaubens perfekt porträtiert.

Man könnte auch sagen:
„Glauben heißt nichts anderes, als die Nutzlosigkeit eines Gottes ein Leben lang auszuhalten.“

Schließlich geht mit der Unbegreiflichkeit auch die Akzeptanz des Mangels an Antworten einher...

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Aleqasina  01.05.2024, 14:47
@stescope

"Nutzlosigkeit"

Gott ist kein Gebrauchsgegenstand.

Und Glauben ist kein Welterklärungsmodell.

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stescope  01.05.2024, 14:49
@Aleqasina

Die Menschen ziehen aus einem Gott "Antworten", wenn nun die Unbegreiflichkeit betont wird, dann wird dem Menschen der Nutzen am Gottesglauben entzogen.

Und was dann noch übrig bleibt an Verlustängsten, Hoffnung, Minderwertigkeitsgefühlen etc. wäre der letzte Rest, mit dem sich der Mensch seinen Glauben rechtfertigen müsste.

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stescope  01.05.2024, 14:58
@Aleqasina

Jeder muss seinen Glauben vor sich selbst rechtfertigen.

Ansonsten wüsste niemand, warum er überhaupt glaubt.

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Aleqasina  01.05.2024, 15:11
@stescope

"Jeder muss seinen Glauben vor sich selbst rechtfertigen."

"Kein Mensch muss müssen" (Lessing, Nathan der Weise.)

Als freier Christenmensch muss ich meinen Glauben genau so wenig rechtfertigen wie die Liebe. :-)

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shadyslim 
Fragesteller
 01.05.2024, 15:12
@Aleqasina

Vielen Dank für deine Antwort. Ich finde es sehr gut, was du sagtest, wir Menschen können garnichts Wissen, da hilft uns die Hoffnung und der Glaube. Ich versuche in nächster Zeit statt mir Gedanken zu machen und alles jede kleinigkeit zu hinterfragen einfach Gott zu vertrauen. Denn das Leben kann so schön sein, mit Gott an seiner Seite. Ein Gott der uns so sehr liebt, die nötige Moral und Werte in die Menschheit legt und mein Tod ein nachhause kommen ist.

Gottes Segen.

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Aleqasina  01.05.2024, 15:23
@shadyslim

Ja, das ist ein guter Weg!

Wobei Glaubensfragen - und auch Glaubenszweifel! - selbtverständlich legitim sind, auch das Durchdenken des Glaubens muss seinen Platz im Leben haben. Nur darf das nicht dazu führen, dass man seinen Intellekt zu seinem Gott macht und Gott nach menschlicher Logik misst. Wer nur noch zweifelt, der ver-zweifelt irgendwann.

Also Mut zum Glauben! :-)

Auch dir Gottes Segen!

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stescope  01.05.2024, 15:39
@Aleqasina
"Jeder muss seinen Glauben vor sich selbst rechtfertigen."
"Kein Mensch muss müssen" (Lessing, Nathan der Weise.)

~ 10 Minuten später...

Wobei Glaubensfragen - und auch Glaubenszweifel! - selbtverständlich legitim sind, auch das Durchdenken des Glaubens muss seinen Platz im Leben haben.

Ein gutes Beispiel dafür, dass man sich Weisheit nicht mit Zitaten aneignen kann. Wäre auch sehr anmaßend den Schriftstellern gegenüber...

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Das mit der Reue ist nur im übertragenen Sinne zu verstehen, nicht wörtlich. Hier wird unbegreifliches auf menschliche Art ausgedrückt. Menschliche Reue empfindet Gott nicht.

Sicher wußte er alles vorher. Aber er will, dass wir ihm freiwillig folgen, deswegen nimmt er unseren freien Willen sehr ernst. Auch dann, wenn wir großen Schwachsinn machen.

Die Sintflut war die Strafe für die Sünden. Mir scheint dieser Frage ein falsches Bild von Gott zu Grunde zu liegen, und ein fehlendes Verständnis der Sünde. Gott ist eben auch gerecht, und die Gerechtigkeit erfordert Strafen für die Sünden.

Die Sintflut war gerecht. Wegen der Schwere der Vergehen. Ich finde die Einstellung sehr, sehr bedenklich, wenn das Geschöpf der Meinung ist, seinem Schöpfer vorschreiben zu können, was gerecht und was ungerecht sei. Ich möchte hier zu größter Vorsicht raten!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Praktizierender Katholik. Lese viel zu Glaubensfragen.