Inwiefern denkt ihr ist das realistisch,,alle Menschen werden Brüder"?
Hallo, ich habe mich nun etwas mit Ode an die Freude beschäftigt und würde gerne andere Meinungen zu diesem Wunsch hören. Was würdet ihr sagen? Bitte nur ernsthafte antworten
11 Antworten
Konkret zu deiner Frage
- Nein, das ist natürlich nur ein sehr idealistischer Wunschtraum. Weder wird es Weltfrieden geben noch werden alle Menschen Brüder sein. Nicht mal im Bekanntenkreis, Kollegenkreis oder Nachbarschaft mögen sich ja immer alle.
- Dafür sind Menschen wohl auch zu verschieden und haben zu unvereinbare Wünsche, Ziele und Wertvorstellungen.
Zur Ode an die Freude
- Bist du sicher, dass du den Text verstanden hast? Es geht doch (zumindest vordergründig gesehen) nur darum, dass Freude (Spaß, Tanz, Feiern) alle Menschen verbinden kann.
- Da ist wiederum viel dran -- nur nach der Feier sind deswegen all die kleinen und großen Zwistigkeit nicht vergessen.
Freude, schöner Götterfunken,
Tochter aus Elisium,
Wir betreten feuertrunken,
Himmlische, dein Heiligthum.
Deine Zauber binden wieder,
Was die Mode streng getheilt,
Alle Menschen werden Brüder,
Wo dein sanfter Flügel weilt
Also, "wo dein Flügel weilt" = "wo Freude alles andere überdeckt".
Und alle tanzen vollbetrunken, immer um den Tisch herum.
In diesem Moment klappt das für ein Weilchen, bis ein Stänkerbock eine Keilerei beginnt.
Brüder sein heißt ja nicht dass alle gleich sind, sondern das sie sich gegenseitig respektieren.
Das sollte mit gutwilligen Menschen zu schaffen sein, wenn man die Strukturen dsazu schafft, wenn das nicht von außen verhindert wird. Z.B. durch Leute, die an der Ausbeutung anderer verdienen.
Der Text ist unter aufklärerischen Geisteshaltung und Idealen der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit zu verstehen. Auch freimaurerische Gedanken flossen mit ein. Die Freude, die hier besungen wird, entstammt einem Gefühl der weltumspannenden, innigen inneren Verbundenheit der Menschen untereinander, von einer geradezu religiösen Dimension, wie es auch in zwei von Beethoven in der Vertonung ganz besonders hervorgehobenen Textstellen lautet:
Seid umschlungen, Millionen! Diesen Kuß der ganzen Welt!
Brüder, überm Sternenzelt muß ein lieber Vater wohnen.
und ebenso:
Ihr stürzt nieder, Millionen? Ahnest du den Schöpfer, Welt?
Such' ihn über'm Sternenzelt! Über Sternen muss er wohnen.
Zentral -- und so haben es belegtermaßen die Musiker im 19. und frühen 20. Jahrhundert auch empfunden -- ist hier zweimal das Wörtchen "muß": Denn es heißt eben nicht: "Ich glaube...", sondern es lautet sinngemäß: "Aus dieser Verbundenheit, die unter uns allen herrscht und dem Freude- und Glücksgefühl hieraus ist ganz klar: Brüder, es muss einen göttlichen Vater geben!"
Bei Beethoven wird dieses Gefühl einer mystischen Verbundenheit unausgesprochen in und durch Musik besungen, ganz im Sinne seiner mutmaßlichen, von Bettina von Arnim überlieferten, Aussagen, "dass Musik höhere Offenbarung ist als alle Weisheit und Philosophie" indem (anderes Zitat von Beethoven) "der Geist zu schrankenloser Allgemeinheit sich ausdehnt, wo alles in allem sich bildet zum Bett der Gefühle, die aus dem einfachen musikalischen Gedanken entspringen ... Da fühlt man denn wohl, daß ein Ewiges, Unendliches, nie ganz zu Umfassendes in allem Geistigen liege ... Musik ist der einzige unverkörperte Eingang in eine höhere Welt des Wissens, die wohl den Menschen umfasst, die er aber nicht zu fassen vermag". Hieraus erklärt sich im Übrigen auch die Absicht hinter der einfachen Melodie in der Vertonung.
Folglich würde m.E. die Frage, inwiefern ein "alle Menschen werden Brüder" in der realen Welt umsetzbar sein dürfte, an der ursprünglichen Haltung Schillers und Beethovens irgendwie vorbeigehen, da die Ode nicht ein Handlungsideal ("dass alle Brüder werden sollten") oder eine Utopie vorzugeben versucht, sondern eine feierliche Empfindung beschreiben will, unter welcher der Mensch seiner persönlichen Individuation enthoben wird und in ihm der überwältigende Eindruck entsteht, dass "alle Menschen Brüder sind".
Eine Utopie, die nie erfüllt sein wird.
Wir sind ja schon in einem Lande sehr unterschiedlich und sehr unterschiedlich friedlich zu anderen.
Selbst unsere Friedensbewegten können ja recht heftig und ausfallend gegenüber Andersdenkenden werden.
Da sollen dann 8 bis 15 Milliarden alle Brüder werden?
Um politisch korrekt zu sein:
Alle Menschen werden Schwestern.
Hm,würde das denn jetzt POLITISCH KORREKT auch....
meine >>Dam*Innen und Herr*Innen<< heißen ?
Wenn JA, dann weiß ich wenigstens, warum ich seit längerer Zeit das Gefühl habe, das etliche Parteien-Dackel aus der Klapsmühle entlaufen sind.
Die meisten Menschen kommen ja nicht mal mit ihren Nachbarn oder sich selbst zurecht.
Die Menschen werden sich immer wegen irgendwas die Köppe einschlagen.
Vielleicht wenn sich ein gemeinsames Feindbild ergibt. Aber, naja, hoffen wir mal nicht drauf ;)