In Wäldern mit Rothirschen ist Rotbuche konkurrenzschwaecher als in Wäldern ohne Hirsche? Wieso?

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Hallo,

diese Aussage höre ich zum ersten Mal! Hast du eine Quelle, gibt es Untersuchungen, die das belegen? Mich würde vorallem auch interessieren, unter welchen Voraussetzungen das gelten soll. Ich kann höchstens ein bisschen spekulieren:

In Laubmischwäldern ist nornalerweise die Rotbuche die Art, die beim Rehwild, das überall vorkommt, am wenigsten begehrt ist. Rehwild als Konzentratselektierer wählt genau aus, was es verbeißt und was es stehen lässt. Es pflückt gezielt die, je nach Standort, zur Buche noch beigemischten Arten wie Eiche und Edellaubhölzer (Ahorn-, Ulmenarten, Esche, Elsbeere,...) heraus und verschafft damit der Buche einen Vorteil gegenüber diesen. Wenn zum Rehwild noch Rotwild hinzukommt, ändert sich die Situation. Das größere und konkurrenzkräftigere Rotwild drängt das Rehwild zurück, es kommt dann nur noch in viel geringeren Dichten vor und auch das Verbissgeschehen wird vom Rotwild dominiert. Rotwild jedoch ist ein Raufutterverwerter, selektiert längst nicht so stark wie Rehwild, sondern verbeißt ziemlich unterschiedslos was ihm gerade vor den Äser gerät. Die Buche wird also im gleichen Maß dezimiert wie ihre Konkurrenzarten, sie hat dann diesen Vorteil nicht mehr. Ein weiterer Effekt könnte im Wuchsverhalten liegen. Die Buche ist eine Schattbaumart. Ihre Verjüngung entwickelt sich daher bereits im tiefen Schatten, wo die anderen noch gar nicht wachsen können. Sie wächst dann allerdings sehr langsam. Die anderen Laubbsumarten entwickeln sich nur an Stellen, an denen es viel Licht gibt. Sie können dieses Mehr an Licht allerdings auch besser nutzen, und wachsen dann dort schneller in die Höhe als es die Buche kann. Die in der Jugend langsamwüchsige Buche braucht länger, bis sie eine Höhe erreicht, in der das Rotwild nicht mehr an die Gipfelknospen kommt. Das Rotwild ist eine relativ große Wildart, die bis in ziemlich große Höhen verbeißen kann. Auch das kann ein Nachteil für sie sein.

In Laub/Nadel- Mischwäldern wie dem klassischen Bergmischwald aus Fichte, Tanne, Buche treffen diese Überlegungen allerdings nicht zu. Die Tanne ist sogar noch schattenertragender und langsamwüchsiger als die Buche, die Fichte wird vom Rehwild viel weniger verbissen...

Wie gesagt, es wäre für mich sehr interessant, woher diese Aussage kommt, und wo sie gelten soll.


Pomophilus  08.01.2023, 20:22

🌟Dankeschön!

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