Im Spagat schlafen?

2 Antworten

Ich kann zwar noch keinen Spagat und muss auch sagen, ich trainiere nicht als Hauptziel darauf, aber komme der Sache immer näher. Ich muss allerdings auch dazusagen, ich bin eine ziemlich komische Mischung aus Schlangenmensch und Stahlträger (einige Gelenke hypermobil, in anderen null Bewegung drin).

Im Spagat schlafen klingt für mich eher nach einem Aprilscherz eines Mobility-Youtube-Kanals aber nicht nach einem ernstgemeinten Vorschlag. Warum?

  • Damit eine Dehnung wirkt, muss sie ziehen. Mit einem Dehnungsschmerz schlafen? Stelle ich mir unmöglich vor. Und wenn du z.B. auf dem Rücken liegend im angedeuteten Seitenspagat einschläfst, geht die Dehnung sofort raus (man dreht sich oft unbewusst im Schlaf, die Dehnung zu erreichen, braucht Muskelspannung in den Gegenspielern, die dann im Schlaf rausgeht).
  • Wenn du noch nicht ganz runter kommst, musst du ja teilweise runtergehen. Das heißt aber, du hast Muskeln, die du dehnst, andere, die du anspannst und dann stützt du dich auch noch irgendwo ab. Also selbst wenn du trotz Dehnungsschmerz einschläfst, entspannen sich die angespannten Muskeln und deine Stütze geht auch verloren. Du kippst um

Wie ginge es also eher richtig? Harte Arbeit. Will heißen:

  • Finde erst mal raus, ob du überhaupt einen Spagat kannst. Gerade beim Seitenspagat muss die Hüfte dafür gemacht sein. Für eine erste Indikation, guck dir mal das Video hier an und mach den Test: This is why you'll NEVER achieve Middle Splits (youtube.com)
  • Dann halte dich an die üblichen Dehnübungen sowohl für den Seiten- wie auch den Längsspagat. Dabei kannst du auch mit aktiven Dehnungen arbeiten. Wichtig für beide Richtungen ist der Pancake-Stretch (achte auf die richtige Ausführung, gerader Rücken und Hüfte nach vorne gekippt). Bei den Spagat-Stretches, nutze auch aktive Dehnung (heißt z.B. wenn du in einen Seitenspagat gehst, geh nicht nur runter und lass die Schwerkraft arbeiten, sondern gehe runter, bis der Dehnungsschmerz anfängt, spanne dann aktiv die Oberschenkelinnenseiten an als wolltest du dich mit gestreckten Beinen nur aus den Adduktoren wieder aufrichten, halte das, löse dann und geh wieder weiter runter, und so weiter...)
  • Für den aktiven Seitenspagat, verlasse dich nicht nur auf die Schwerkraft, sondern auch auf die Abduktoren. Hier mal ein Video, wie man fürs Ballett den "Turnout", also die Auswärtsdrehung verbessert, das hilft auch beim aktiven Ziehen in den Seitenspagat: TURNOUT HACKS feat. Lola! - YouTube
  • Für den aktiven Längsspagat (also ein High-Kick), stärke deine Hüftbeuger
  • Für den Längsspagat ist oftmals der Beinbeuger (Hamstrings) ein großer limitierender Faktor. Übrigens auch mein Problem und ich bin kürzlich auf eine "neue" (also für mich neue) Thematik gestoßen und komme seitdem schon etwas besser runter. Das Problem ist, dass man den dehnen kann, wie man will, er verspannt sich immer wieder, das ist ein Zeichen dafür, dass der große Pomuskel (Gluteus Maximus) zu schwach ist. Wenn du tagsüber stehst, sollte eigentlich der Gluteus deine Hüfte nach vorne schieben. Schafft er das nicht, springen die Hamstrings ein und verspannen sich dabei, deshalb ist auch der Dehnungseffekt nach ein paar Stunden wieder verschwunden. Stärke deinen Po und zwar mit der absoluten Übermacht-Übung, korrekt (für den Po und nicht für den Rückenstrecker) ausgeführte Hyperextensions. Okay, hier sind wir im Gebiet, wo du entweder ins Gym musst oder so eine "römische Liege" wie das Gerät gerne genannt wird kaufen oder aus Alltagsgegenständen zusammenimprovisieren (in der Hoffnung, dass das Konstrukt nicht kollabiert und du auf die Nase fällst) musst.

Das ist ne ziemliche Überdehnung der Bänder, auf jeden Fall nicht empfehlenswert.