Ich kann das nicht verzeihen. Was könnte ich machen, um verzeihen zu können?
Vor acht Jahren standen bei uns Polizei und Feuerwehr vor der Tür und evakuierten das Haus wegen Einsturzgefahr. Ich war daraufhin sieben Monate lang obdachlos. Familie und Freunde haben nicht geholfen. Der Vermieter hätte eine Ersatzunterkunft stellen müssen, tat es aber nicht und ich bin juristisch nicht gegen ihn vorgegangen, da ich weiß, dass er sehr fies werden kann. Nach sieben Monaten konnte ich wieder in die - zwischenzeitlich sanierte - Wohnung zurück. Als ich vor sechs Jahren geerbt hatte, hat mein Vater und eine Freundin von mir versucht, mich durch einen Trick um das ganze Erbe zu erleichtern ( bin nicht drauf reingefallen ). Sowohl Vater, als auch Freundin ( oder soll ich „nette Feindin“ sagen? ) stehen ständig bei mir vor der Tür und teilen mir mit, wo sie meine Hilfe brauchen. Kannst du mal, machst du mal…………Ich bin immer kurz angebunden, spreche etwas mit denen und helfe nur ein wenig - nicht richtig. Eigentlich möchte ich mit denen nicht mehr reden. Mir geht es innerlich nicht gut dabei und sowohl laut Christentum, auch laut Islam ( ich bin eine Muslima ) muss ich verzeihen. Psychologisch betrachtet tut man sich selbst einen Gefallen, wenn man verzeiht. Doch das kann ich nicht. Was würdet ihr an meiner Stelle machen?
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Gern geschehen
8 Antworten
Ich denke, dass es beim Verzeihen auch darum geht, wie tief die Verletzung ist.
Verzeihen kann man einiges, aber ganz sicher nicht alles, denn die Vergangenheit hat dich ja erst in die Situation mehr oder weniger gebracht, die du vergessen und eventuell verzeihen solltest.
Brich den Kontakt komplett ab, lass die Tür geschlossen, wenn sie vor dir stehen und suche dir echte Freunde. Auch wäre es von Vorteil für dich, wenn du über deine Erbschaft generell schweigen würdest.
Psychologisch verstehe ich persönlich dieses Verzeihen eher als ein "mit sich damit ins Reine kommen" aber nicht allen alles durchgehen lassen.
Es würde dir ja im Gegensatz sicher nicht gut gehen, dich immer wieder vera*chen zu lassen.
Beim Islam weiß ich es nicht aber im Christentum steht ja die Reue des einen vor dem Verzeihen des anderen. So habe ich es zumindest verstanden (das Beispiel mit der anderen Wange ist hier aus dem Kontext gerissen und nicht zulässig). So ist es bei der kath. Beichte ja auch: nur wer seine Sünden aufrichtig bereut, dem wird, ggf. unter Auflagen, Absolution erteilt.
Und zum psychologischem Verzeihen noch: Es kann helfen zu versuchen, diese Menschen in ihrer Sozialisation und in ihren Kontexten zu verstehen, um so deren Handeln im Heute zu verstehen. Somit nimmt man es ggf. nicht mehr persönlich und kann es loslassen (bzw. Verzeihen - anstatt sich ewig zu ärgern).
Ergo: Man muss nicht jedem alles immer verzeihen. Das erwartet niemand und wäre auch nicht gesund sondern gefährlich. Erst wenn das Gegenüber aufrichtig bereut, kann (nicht muss) man diesem eine zweite, dritte etc. Chance geben.
Deine Gefühle sind also total legitim... und dein Handeln auch. Aber durch "verstehen" schadet man sich selbst damit nicht zusätzlich.
Ggf. kann es auch gut tun, die alte Wunde(n) denen auch mitzuteilen... aber das ist wäre andere Frage.
Meine Meinung, nach bestem Wissen und Gewissen.
Gerne.
...und vielleicht kannst du diese erlebten Geschichten, so schlimm sie auch sind, so "innerlich" für dich verwerten, dass du daraus zu harte aber doch lehrreiche Erfahrungen für dich daraus machst. Lehren, die dich im Leben weiter bringen, anstatt dass sie dir innerlich weiter schaden. Dass du sie also positiv nutzt, um daran zu wachsen.
Ich glaube, du bist eine gute Person... und du darfst ruhig selbstbewusst sein 👍
Nur psychisch ausserordentlich starke Menschen schaffen es, zu verzeihen, solange die triggernde Situation noch besteht, das heisst, solange Du Deine Verwandten immer noch siehst, und sie mit ihrem problematischen Verhalten (sie wollen ständig etwas von Dir, aber tun nichts für Dich) weitermachen.
"Normale" Menschen (da zähle ich mich selbst auch dazu) können erst verzeihen, wenn das Ganze Vergangenheit ist - wenn also entweder die Personen mit ihrem problematischen Verhalten aufgehört haben, oder wenn diese Personen aus Deinem Leben verschwunden sind. Es könnte also sein, dass Du jeglichen Kontakt zu Deinen Verwandten abbrechen musst, um ihnen irgendwann in der Zukunft verzeihen zu können.
Du darfst verzeihen für die Vergangenheit und trotzdem auf weiteren Kontakt verzichten. Keine Regel verlangt von dir, mit Menschen in Kontakt zu bleiben, wenn du es nicht willst.
Und helfen brauchst du schon gar, auch nicht ein bisschen wegen eines schlechten Gewissens oder was auch immer.
Ja, man soll Vater und Mutter ehren, allerdings sollten diese auch ihre Kinder respektieren. Du schuldest ihnen nichts.
Hallo!
Wenn du etwas verzeihst, weil du dich dazu verpflichtet fühlst, aber deine Wunden noch nicht verheilt sind, fügst du dir Schaden zu. Das kann auch im Sinne des Christentums nicht richtig sein, denn 'Liebe deinen Nächsten wie dich selbst' steht einige Male in der Bibel.
Helfen, dass deine Wunden heilen können, kann dir eventuell Emotion Anonymous. Stöbere mal auf der Seite https://www.ea-selbsthilfe.net/
Danke vielmals!