ich hab mich überschätzt, ich hasse mich seit dem, was soll ich tun?

9 Antworten

Hallo, ich habe mir erlaubt, deine Frage auch unter "Aspergersyndrom" zusätzlich einzustellen. Dort gibt es mehrere User, die selbst betroffen sind, und gute Ratschläge erteilen können.

Ich war dennoch überrascht, deine Frage zu lesen. Meiner Tochter erging es nämlich ganz genau gleich wie dir. Auch sie hat ist ein "Aspi" und wollte Kinderpflegerin werden. Die Praktika liefern ganz gut, dennoch hat es nicht geklappt. Sie war zwar damals in psychologischer Betreuung, was ihr aber leider nichts geholfen hat, weil damals (vor 15 Jahren) in Deutschland noch kaum ein Psychologe von dieser Diagnose Kenntnisse hatte. Deshalb wurde sie nicht richtig beraten.

Inzwischen lebt sie in Dresden und hat dort sehr gute Hilfe gefunden in der Autismus-Ambulanz. Ich möchte dir deshalb sehr empfehlen, einmal auf Google zu suchen, ob es so eine spezielle Autismus-Beratung bei dir in der Nähe gibt. Hier kannst du neben einer individuellen Beratung und psychologischer Begleitung auch praktische Hilfe bei der Berufswahl und Stellenvermittlung erhalten.

Alles, was du beschreibst, kommt mir sehr bekannt vor. Das gehört wohl zu dieser Diagnose, du hast nichts falsch gemacht. Meine Tochter hat mir ein Buch empfohlen, welches von einer Asperger-Autistin geschrieben wurde, und in welchem sie sehr gut ausdrückt, wie sie sich und ihre Umwelt empfunden hat. Es heißt: "Heute singe ich mein Leben". Vielleicht wäre das für dich interessant?

Herzliche Grüße und alles Gute!

Hallo RimaMashira Warum hasst du dich? Die andren sind doch das Problem, nicht du. Aber hassen solltest du trotzdem keinen. Außer dir geht es dadurch langfristig wirklich besser, was ich aber nicht glaube ;)

Ich denke, dass ich mich ein wenig in dich hineinversetzen kann, weil ich selber den Titel Asperger annehmen dürfte, mach ich aber nicht! Jedenfalls kann ich mich in das Problem hineinversetzen. Mir gings eine Zeit lang ziemlich komisch in dieser schwachsinnigen, verlogenen, oberflächlichen, zu einfachen aber doch komplizierten, von Menschen konstruierten Welt. Du musst dir klarwerden, dass es primär um dich geht. Vergiss die ganze Matrix, die du dir einreden lassen hast. Von wegen Abi, Studieren, Erfolg im Beruf, 500 Facebookfreunde, die eh nur überflächlich mit dir in Kontakt stehen. Alles Schwachsinn und Quatsch. Vor Allem dir als Autist sollte es leicht fallen, die Welt zu sehen, wie sie ist. Nutze die Gabe und nutze sie für dich. Wenn du nicht gut darin bist, so zu leben wie andere es von dir erwarten, dann lebe so, wie du leben willst und glücklich wirst.

Sicherlich kennst du den Film Matrix. Schluck die blaue Pille und lebe so weiter wie immer. Sei unglücklich, vergiss deine Ziele und versuch das zu tun, was du nicht kannst. Oder nimm die Rote, werde dir klar, dass du ganz allein die Macht und Gewalt über dich selbst hast und gehe deinen eigenen Weg. Keine Ahnung, bei welcher Option du glücklicher sein wirst, aber die Entscheidung hast auch du zu fällen und nicht irgendwer anders.

Werd dir erstmal klar, was du mit deinem Berufsleben überhaupt erreichen willst. Viel Geld, Freude am Beruf, Nächstenliebe, Ansehen? Oder doch nur, um über die Runden zu kommen? Mach, was dir gefällt. Sonst wird das nichts und du wirst immer in der gleichen Situation bleiben. "wenn ihr's nicht fühlt, ihr werdet's nicht erjagen".

Ich tue lange nicht mehr so, als wär ich ein "normaler" Mensch. Mit Beginn meiner Pubertät habe ich versucht, diese deutsche Normalität anzunehmen und bin ins Unglück hineingeritten. Einige Jahre lang ging es mir schlecht wie noch nie, weil ich versuchte so zu sein wie ein jeder es erwartet. Habe meine Freunde, die ich hatte verloren, habe meine Freude am Leben verloren, die ich als Kind hatte. Andere meinten, so wie ich bin, würde es mir schlecht gehen. Dabei ging es mir erst dann schlecht, als ich es den Leuten wirklich geglaubt habe. Heute lebe ich einfach mit meinen Problemen. Wenn die anderen nicht mit klarkommen, ist das deren Problem. Niemand weiß davon, dass ich Aspi bin, ich selbst weiß es auch nicht mehr wirklich, um ehrlich zu sein. Ich sehe nur, dass ich anders denke, handel und lebe.

"Survival of the fittest" Es gibt viele Möglichkeiten, sich dem Leben anzupassen. Und so wie die meisten Menschen momentan leben, scheint es der falsche Weg zu sein. Schau dir an, wie wir unseren Heimatplaneten und uns selber zerstören. Trau dich, ein Schritt voraus zu sein. Sehr viele Autisten haben neues in die Welt gebracht. Leute, die anders gedacht haben, als die Mehrheit.

Wenn dir Kinderbetreuung gefällt, dann mach doch sowas einfach und gib nicht auf. DURCHHALTEN. Die Schule hast du doch trotz aller Probleme und Hindernisse auch überwunden. Überleg mal, was du trotz allem Schmerz erreicht hast. Als Normalo ist so was einfach. Für jemand der Augen hat ist es auch einfach zu sehen, im Gegensatz zum Blinen. Und angestellt wurdest du doch auch. Du findest bestimmt eine Stelle, wo man sich um Kinder kümmern kann, die villeicht selbst Autismus oder ähnliches haben. Dort wirst du dich in die Kinder vermutlich sowieso am besten reinversetzen können. Jedenfalls besser, als die neurotypischen Menschen, die bei so was nicht kreativ genug sind und die Probleme nicht verstehen. Schau dich um und lass den Mist, nach dem Klischee Autist zu leben.

Viel Glück auf deine Reise bis ans Ende deiner Zeit ;)

Du hast dir wirklich Mühe gegeben und es versucht zbd dass trotz deiner Krankheit - also sei nicht enttäuscht von dir! Es ist natürlich sehr schwer und unfair, dass dein Leben durch diese Krankheit teilweise eingeschränkt wird. Aber du hast diese Krankheit, dass kannst du nicht ändern. Du kannst aber die Art und Weise, wie du mit dieser Krankheit umgehst, ändern! Deswegen würde ich dir empfehlen, einen Psychologen und eine Berufsberatung aufzusuchen. Was sind deine Stärken und Schwächen? Wofür interessierst du dich?

Und sag bitte nicht, dass du es versaut hättest. Du solltest deinen Arbeitgeber zwar über deine Krankheit informieren, aber nur sofern sie für den Beruf irgendwie relevant ist weil sie dich z.B. einschränkt, denn das ist natürlich wichtig dafür, ob du geeignet für den Beruf bist. Ansonsten hast du es wie du es selbst gesagt hast wirklich versucht. Es ist schade, dass es nicht geklappt hab, aber seh es nicht als Fehler oder Enttäuschung, sondern sieh es als eine Erfahrung und lern daraus.

Ich wünsche dir viel Erfolg und Glück für deine Zukunft!

Überschätzt? Ich denke eher, die anderen haben dich unterschätzt. Sie haben dich aus der Ausbildung gedrängt, weil sie deine Stärken nicht an der Oberfläche ablesen konnten und stumpf davon ausgingen, dass da keine wären. Das passiert in einem Aspie-Leben immer wieder. Man wird überall erstmal unterschätzt und muss sich doppelt so kräftig beweisen wie andere Leute.

Hast du Abitur? Dann solltest du auf jeden Fall studieren, dann bekommst du ein staatliches Zertifikat über deine Fähigkeiten. Ansonsten lohnt es sich auch, die Hochschulreife nachzuholen.

Es gibt auch schöne Ausbildungsberufe in denen "schräge Vögel" eher akzeptiert werden, als in der Kinderpflege. Kaum jemand möchte sein Kind von einer "komischen Tante" betreuen lassen, aber wer z.B. für den Architekten zeichnet ist egal. Technische Zeichner, Programmierer, Buchhalter und all diese "hausinternen" Büroberufe sind Hochburgen der nicht-geouteten Autisten.

Horch tiefer in dich hinein. Dann findest du heraus, was du wirklich kannst und 40 Jahre lang machen willst. Wenn das mit deinem Schulabschluss nicht geht, mach den nächst höheren Abschluss. Denn wenn dich etwas interessiert und du wenig dabei reden musst, dann kannst du es auch lernen.

Ich selbst versinke gerne in Strukturen, deshalb habe ich eine Anwendungsentwickler-Ausbildung gemacht, mir damit Arbeit gesucht und abends in Teilzeit ein Informatik-Studium draufgesetzt. In der Branche sind "Nerds" nichts Besonderes und als Frau muss man fast zwangsläufig ungewöhnlich auftreten, um ernst genommen zu werden.

Deshalb noch ein Tipp: Such dir einen "typischen Männerberuf". Wenn du dort als Frau seltsam wirkst, wird das leichter hingenommen, als wenn du unter Durchschnittsfrauen in einem Frauenberuf die einzige Aussätzige bist. Denn eine Frau die einen Männerberuf lernt ... hey, da denkt doch jeder männliche Kollege, dass sie es umso besser packt, je weniger "typisches Mädel" sie ist. Da würdest du eher als untauglich gelten, wenn du zu normal-weiblich auftreten würdest. (Jedenfalls war es in meinen Arbeitsstätten immer so; ich hab aus meinem Anti-Stil quasi 'ne wertvolle Marke gemacht.)

Das Asperger-Syndrom ist keine Krankheit, aber durchaus eine Behinderung.
Hast du einen SBA (Schwerbehindertenausweis)? Der kann in Ausbildung und Beruf durchaus hilfreich sein, aber vielleicht auch hinderlich, das kommt auf den Arbeitgeber an und darauf, wie schnell du ohnehin auffällst.

Natürlich kannst du irgendwas Normales an Beruf ausüben, aber schau mal in dich rein, was auch wirklich zu dir passt. Gerade eine massiv reizüberflutende Umgebung wie ein Kindergarten oder sowas, ist für Autisten oft schwierig.

Du kannst dich natürlich mal an ein ATZ (Autismus-Therapie-Zentrum) wenden und dich mal generell beraten lassen, Stärken und Schwächen rausfinden, bei Bedarf einen Coach/Therapeuten, der sich mit Autismus auskennt, suchen und mit dem zusammen mal dein Leben reflektieren.
Dann kannst du schauen, was sowohl zu deinen Interessen als aber auch zu deinen Fähigkeiten und den Problemen durch den Autismus passt.

Viel Erfolg.


kimil000  04.01.2014, 10:45

Es ist weder eine Krankheit noch eine Behinderung. Asperger Autisten sind anders als Menschen, weil sie anders denken, deswegen ist noch niemand gleich behindert. Alles was anders ist, wird sofort als behindert oder krank gesehen, dass ist wirklich schade, denn es ist weder eine Krankheit, noch eine Behinderung, sondern eine Entwicklungsstörung

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halbsowichtig  04.01.2014, 15:19
@kimil000

Das Wort Entwicklungsstörung beinhaltet aber auch, dass etwas falsch gelaufen sei. Um sich neutral auzudrücken, müsste man von einem Entwicklungsphänomen schreiben oder von einer Spielart der Natur.

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kimil000  04.01.2014, 18:59
@halbsowichtig

Ich bin selbst nicht der Meinung dass es eine Entwicklungsstörung ist. Sagen nur die Menschen die ganze Zeit.

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Rechercheur  07.01.2014, 13:43
@kimil000

Es ist nicht nur ein anderes Denken, es ist eine andere Wahrnehmung. Und die zieht durchaus Probleme nach sich. Und zwar Probleme, die einen Autisten berechtigen, einen Schwerbehindertenausweis zu beantragen. Es ist also per Definition dann eine Behinderung.
Das ist nicht schlimm, es sei denn, man empfindet es als abwertend. Man muss aber den Begriff der Behinderung nicht abwertend betrachten.

Ich finde es kontraproduktiv, den behindernden Aspekt zu leugnen, denn das legitimiert lediglich die Versorgungsämter, immer öfter negativ zu bescheiden beim Antrag auf den SBA. Und so bekommen immer weniger Autisten die wenigen Hilfen, die es gibt.

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