Hilft hypnose gegen angst bei jedem?

2 Antworten

Das kommt darauf an, wodurch die Angst bedingt ist. Hypnotherapie ist bei Angststörungen indiziert, nicht aber bei Ängsten denen eine andere Erkrankung (insb. eine Zwangsstörung oder Psychose) zugrunde liegt.

Wichtig ist, dass du dich auf die Therapie einlassen kannst. Für eine gelungene Induktion und eine Vertiefung der Trance ist dies unerlässlich.

Bei einer Angststörung besteht die Therapie im Wesentlichen aus Exploration und Erarbeitung einer Lösungsmöglichkeit, die hieraus abgeleitet wird. Außerdem ist eine posthypnotische Suggestion sinnvoll, d. h. dass die Therapie nach Beendigung der Trance noch einmal mit dem Patienten besprochen wird, um unterbewusste Prozesse zu begünstigen.

Zur akuten Behandlung, d. h. zur zügigen Besserung der Symptome, ist es außerdem möglich, einen "Vertrag" mit den Symptomen auszuhandeln. Dies ist eine sehr beliebte Methode, um bei Patienten, die durch ihre Angststörung sehr eingeschränkt sind, die Symptome effektiv zu verbessern und sie weniger schwerwiegend erscheinen zu lassen. Auch hier ist es aber unerlässlich, dass man sich auf die Therapie einlassen kann; nach einer solchen Akutbehandlung werden mehrere Folgebehandlungen empfohlen, bspw. sieben Sitzungen verteilt auf drei Monate (vgl. Dipl-Psych Janouch, Angsstörungen. In: Hypnose in Psychotherapie, Psychosomatik und Medizin. Springer Medizin, 3. Aufl., 2015).

LG


Luissngst 
Fragesteller
 22.09.2023, 17:23

okay, merkt man nach der ersten therapie dass es weg ist?

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ruhrgur  22.09.2023, 17:25
@Luissngst

Wie bereits gesagt, sofern eine Akutbehandlung stattfindet, ist eine Besserung sofort spürbar. Um die Erkrankung effektiv zu behandeln sind aber mehrere Therapiesitzungen oder die Kombination mit kognitiver Verhaltenstherapie erforderlich.

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Luissngst 
Fragesteller
 22.09.2023, 17:32
@ruhrgur

okay. das heisst die symptome sind weg aber die angst an sich noch nicht so ganz oder wei?

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ruhrgur  22.09.2023, 17:37
@Luissngst

Angst ist erst einmal nur eine Emotion. Wenn wir von Symptomen sprechen, dann reden wir davon, was die Angst in einem auslöst. Bei einer Akutbehandlung ist eine Besser wie gesagt sofort spürbar, damit ist aber die zugrundeliegende Gesundheitsstörung noch nicht geheilt. Damit sich eine Besserung dauerhaft einstellt, ist eine längerfristige Therapie (der Regelfall sind sieben Sitzungen in Kombination mit Verhaltenstherapie oder zwölf eigenständige Sitzungen) geboten.

Das klingt vielleicht erst einmal ein bisschen viel, ist es aber nicht wirklich, denn die Symptome lassen i. d. R. bereits frühzeitig nach. Zum Vergleich sei auch noch einmal gesagt, dass die GKV alles, was unter 21 Sitzungen lang ist, als Kurzzeittherapie abrechnet.

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Luissngst 
Fragesteller
 22.09.2023, 17:40
@ruhrgur

"Bei einer Akutbehandlung ist eine Besser wie gesagt sofort spürbar" bei einer angst vorm lesen/reden in der klasse wie würde es realistisch aussehen nach dem ersten mal?

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ruhrgur  22.09.2023, 17:47
@Luissngst

Hier handelt es sich um eine spezifische Angststörung, diese kann durch Hypnotherapie behandelt werden. Der Ablauf wäre hier, wie bereits geschildert. Man würde mir dir ein Erstgespräch vereinbaren, deine aktuelle Situation besprechen, wann genau deine Angst auftritt, wodurch sie beeinflusst wird, wie du dich währenddessen fühlst, usw. Die Therapie selbst wäre dann beim ersten Mal eine Induktion nebst Akutbehandlung durch Suggestion von etwa 60 minütiger Dauer.

In den Tagen nach der Behandlung dürftest du kaum Probleme mehr mit einer angstauslösenden Situation haben. Damit diese Besserung aber von Dauer ist, ist es wie gesagt erforderlich, dass die Therapie wiederholt oder von einer anderen Therapieform, bspw. kog. Verhaltenstherapie oder ACT (Akzeptanz- und Commitmenttherapie) begleitet wird. Auch die Erarbeitung einer Strategie zum Umgang mit der Angst nach Wenn-Dann-Prinzip ist sehr sinnvoll und könnte bspw. auch bereits bei einem Erstgespräch grundlegend besprochen werden.

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Luissngst 
Fragesteller
 22.09.2023, 17:59
@ruhrgur

was wären so die gründe warum es nicht klappen könnte etc?

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ruhrgur  22.09.2023, 18:03
@Luissngst
was wären so die gründe warum es nicht klappen könnte

Wenn du dich nicht auf die Therapie einlassen kannst, während der Induktion stark abgelenkt bist oder dich an die Übungen, die man dir ggf. mitgibst, im Nachhinein nicht hältst bzw. diese wieder vergisst. Im Regelfall funktioniert die Therapie aber sehr gut – ich habe selbst schon einige Leute mitbekommen, die von sich gedacht haben, dass man sie nicht hypnotisieren könne, weil ihr Geist zu stark sei, etc.; das sind dann meist auch diejenigen, die dann am Ende am schnellsten in Trance versetzt werden können :'D

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Luissngst 
Fragesteller
 22.09.2023, 18:05
@ruhrgur

abgelenkt im sinn von dass man zb. lärm hört etc.?

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ruhrgur  22.09.2023, 18:12
@Luissngst

Nein, Umgebungsgeräusche sind nicht hinderlich. Eine Induktion wäre aber bspw. nicht möglich, wenn du krampfhaft versuchen würdest, an etwas anderes zu denken. Wie gesagt: Wer sich auf die Therapie einlassen kann, hat i. d. R. auch keine Probleme dabei.

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Nein, das ist sehr individuell. Grundsätzlich weiß man auch noch nicht so richtig, wie Hypnose überhaupt genau funktioniert.