Hexameter in Distichon von Catull geht einfach nicht auf...?
Liebe Lateiner,
folgender Hexameter aus einem Catull Distichon treibt mich gerade in den Wahnsinn:
Es geht einfach nicht auf:
Ich bekomm einfach keine der Positionslängen weg, keine Ahnung, ob ich gerade was falsch mache oder verrückt bin, aber das quare passt nicht mehr rein? Oder ist das Gedicht falsch überliefert?
Also falls jemand eine Idee hat auf jedenfall besten Dank.
3 Antworten
Silben mit kurzem Vokal werden lang gesprochen wenn mindestens zwei Konsonaten folgen. Das ist die Positionslänge. Bei der Positionslänge wird das „h“ nicht mitgezählt. Es gibt auch eine Ausnahme. Das sind die muta cum liquida, wenn also (k, p, g, t) aufeinandertreffen mit (l, m, n, r) kommt oft keine Positionslänge. Wenn Silben verschleift werden, also ein Endvokal auf einen Anfangvokal trifft, bewirkt das keine neue Silbe.
aus quoque et wird also quoquet….und man spricht es beim lesen auch genauso aus. Wenn du das beachtest, sollte es funktionieren!
Genau du stößt das hintere e von quoque aus. Dann würde da aber quo (qu) et stehen. Die Silbe qu kannst du nicht sprechen, es wird also wie eine Silbe quet gemessen. Und btw. Aus quare hoc wird "quaroc" du hast das e dort nicht weggestrichen
Das mit quare hoc weiß ich. Aber es ergibt keinen Sinn, weil ein Vokal zu viel da ist, das a. Deswegen hab ich da vorne gar nicht mehr weggestrichen, weil sowieso weiter hinten ein Fehler sein muss. Wen ich von hinten mit dem Skandieren beginne, komme ich bis hoc. Dann ist bei ,,Budget" aufgebraucht, weil es ein Hexameter ist. Ich streiche von quare das e, aber nicht a. Das bleibt.
Das Problem ist, dass du einige Silben falsch gewertet hast. Hier wäre die Lösung: https://imgur.com/a/ookmXZL
Und wie kann das i bei nobis kurz sein? Es folgt sq? Da gilt kein Muta Cum Liquida? Egal welche Regel, ich kenne sie nicht.
Äh sorry habs in der eile falsch gemacht das quoque muss kurz
Dann ist aber bei et carius e lang. Darauf folgen t und c. Das wäre quasi mit der Kürzung bei quoque quet carius. Da folgen zwei Konsonanten t und c auf Vokal. Und t ist zwar muta (dt, gk, bp), aber c glaube ich kein Liquidum (lmnr)
C ist ein Plosiv (b, p, c, k, qu, g, d, t) was theoretisch auch für die Regel zählt. Manchmal auch sc, sq, st, sp, su (u als Halbvokal wie bei suadere)
Ok, diese Regel kenne ich nicht.Ich kenne nicht einmal das Wort plosiv. Aber ich finde es gerade super symphatisch, da dann die Schüler reinlaufen zu lassen als Aufgabe (ist aus einem 10. Klassbuch)
Aber auf jeden Fall vielen Dank...
Okay vergiss es einfach, aber meine metrische Analyse ist richtig. Das Problem ist, dass es das Distichon so nicht gibt. Wenn man sich die Texte online raussucht, sind sie anscheinend tatsächlich so wie @Merlin128 das in seiner Antwort gesagt hat. Ich weiß nicht wieso das in deinem Schulbuch so steht, aber das Distichon ist so falsch
Trotzdem wirklich vielen Dank. Warum das Buch es so ausweist, ich hab keine Ahnung. Ich bin eigentlich garnicht darauf gekommen, nachzuschauen, ob der Hexameter wirklich falsch dasteht. Das habe ich zwar geschrieben, dass ich nachgedacht habe, ob es falsch überliefert sein könnte, aber das war nur ein schneller Gedanke, weil ich einfach dachte, ich werd schon was übersehen haben. Und das habe ich ja, weil ich die Regel nicht kannte.
Dieser Vers von Catulls Carmen 107 ist ein elegisches Distichon:
Hexameter:
Quā́re‿hōc ḗst grātū́m nōbī́s quŏquĕ cā́rĭŭs ā́uro
Pentameter:
quṓd tē rḗstĭtŭī́s, Lḗsbĭă, mī́ cŭpĭdó.
Es gibt aber auch noch eine andere Version von Catulls Carmen 107, die mir die als die korrekteste Version im elegischen Distichon erscheint:
"quare hoc est gratum nobisque est carius auro,
quod te restituis, Lesbia, mi cupido,"
quā́re‿hōc ḗst grātū́m nōbī́squēst cā́rĭŭs ā́uro,
quṓd tē rḗstĭtŭī́s, Lḗsbĭă, mī́ cŭpĭdó,
Eine Frage, was ist mit dem "et" passiert und dadurch auch mit dem "t" von et?
Du scheinst eine andere Lesart vorliegen zu haben.
Auf...
https://www.thelatinlibrary.com/catullus.shtml#107
... fehlt nämlich das "et", sodass der Vers problemlos aufgeht.
Hilft dir das weiter? Ich schaue nachher nochmal, ob ich von Catull eine kritische Ausgabe habe, in der deine Lesart mit et belegt ist. Andernfalls wäre es schlicht ein "moderner" Abschreibfehler.
VG
Vielen Dank, ich bin gerade nicht sicher, aber bei aufeinandertreffenden Vokalen wird normal eine Ellision vorgenommen, also würde das hinterste e von quoque ausgestoßen werden. Das hab ich auch. Das e von et auszustoßen wäre eine Aphärese, die man nur bei es bzw est macht. Außerdem würde dann die Anzahl ja gleichbleiben.