Heizkörper entlüften Thermostat aufdrehen oder zudrehen?
Ich bin mittlerweile recht verwirrt... Ich wohne in einem Mehrparteienhaus ganz oben. Folglich ist die Luft immer bei mir. Seit Jahren entlüfte ich den Heizkörper, indem ich das Thermostat vorher vollständig aufdrehe.
Jetzt habe ich verschiedentlich gelesen, dass das Quatsch ist und das Thermostat besser Zu wäre. Dasselbe sagte mir ein Heizungsmonteur. Der Typ hier: https://www.youtube.com/watch?v=LPoriS84Lj4 scheint auch vom Fach zu sein. (ab min 4:30, der Mensch ist ein bisschen albern, ich weiß, aber ich glaube: Handwerker)
Aber.. jetzt kommt das aber:
Aber bei mir geht das nicht. Im Gegenteil. Wenn ich die Entlüftungsschraube bei abgedrehten Thermostat öffne, läuft die Heizung leer. ich kann mit dem Finger den Unterdruck richtig spüren. (Im System ist genug Druck - Heizung wurde nachbefüllt)
Jetzt meine Frage: Was stimmt jetzt?? Und wenn das Ding zu sein muss was ist dann mit meiner Heizung hier? Liegt das am Modell? (zur Verdeutlichung: EinRohr geht in die Heizung beim Thermostat oben rein; und ein anderes geht unten an der Heizung wieder raus.)
Eigentlich scheint mir ein aufgedrehtes Thermostat nur logisch zu sein. Mit Öffnung fängt das Wasser an zu Zirkulieren. -> Wasser fliesst nach -> Luft geht raus.
Bei einem zugedrehten Thermostat, fliesst kein Wasser nach. -> Der Druck kann nicht aufrecht erhalten werden -> Wasser verzieht sich durch den Ablauf, wejen die Schwerkraft.
Wenn das Ding aber auf sein muß, weshalb kommen Heizungsinstallateure auf die Idee das Ding zuzudrehen. Und wenn die Fachkräfte doch recht haben:
Warum läuft bei mir dann das Ding leer???
Ich freue mich auf eine (fach)kundige Erklärung..
3 Antworten
Zuerst einmal, es sollte eigentlich vollkommen egal sein, ob beim Entlüften das Ventil offen oder geschlossen ist, da wie cannelloni bereits gesagt hat, das Wasser eh über den Rücklauf nachströmt.
Der entstehende Unterdruck im Heizkörper kann eigentlich nur entstehen, wenn:
- zu wenig Druck auf der Anlage ist. Bei zugedrehtem Ventil kann sich dann eine Art Venturi Effekt einstellen.
- der Heizkörper nicht in der Druckzone der Pumpe, sondern in der Saugzone angeschlossen ist.
Beides sollte jedoch nicht den Heizkörper vollkommen leeren können. Der 2. Punkte ist übrigens auch oft eine Erklärung, warum oft entlüftet werden muss.
Da eigentlich kein im Häuslebau verwendetes Manometer den genauen Druck anzeigt (wegen Ungenauigkeit), kann es natürlich sein, dass tatsächlich zuwenig Druck vorhanden ist. Ich hab mal den Fall erlebt, da hatte sich die Anzeige des Manometers immer auf 2 bar befunden, egal welcher Druck drauf war.
Die Druckzone einer Heizungsanlage liegt zwischen Pumpe und Ausdehnungsgefäß. Die Saugseite zwischen Ausdehnungsgefäß und Pumpe. Das Ausdehnungsgefäß stellt den Nullpunkt dar. Sollte als das Ausdehnungsgefäß in Fließrichtung nach der Pumpe aber vor dem Heizkörper kommen, so ist der Heizkörper Saugseitig angeschlossen.
Mit eine Art "Venturi Effekt" beziehe ich mich auf die Saugstrahlwirkung (einfach mal Saugstrahl googeln). Wenn das Wasser mit erhöhter Geschwindigkeit am Abzweig des Heizkörpers vorbei strömt erzeugt dies einen "Unterdruck" (der Druck im Heizkörper sinkt). Da nur die Luftschraube offen ist und nicht das Zulaufventil, wird der "Unterdruck" durch nachströmende Luft ausgeglichen. Natürlich muss das Abgesaugte Wasser auch irgentwo hin. Dies wird dann wahrscheinlich durch komprimierte Luftpolster in anderen Heizkörpern aufgenommen. Da nur eine begrenzte Menge Wasser so aufgenommen werden kann, dürfte der Heizkörper nicht leer laufen. Der geringe Druck sichert die Luftpolster in den Anderen Heizkörpern und von einer schwachen Fließgeschwindigkeit habe ich eigentlich nichts erwähnt, oder? Die Fließgeschwindigkeit ist eigentlich keine Funktion des Druckes (natürlich muss die Rohrleitung vollgefüllt sein).
Natürlich ist für diesen Effekte eine Querschnittsveänderung notwendig. Dies kann jedoch durch schlecht ausgeführte Lötverbindungen, durch Pressverbindungen und durch nicht entkratete Rohrenden entstehen.
Ich hoffe die Erklärung für meine Vermutungen ist verständlich.
Kompliment. Das nenne ich mal eine ausführliche Antwort. Danke. Das war auf jeden Fall verständlich. Sobald ich nochmal Zutritt zum Keller kriege versuch ich das mal rauszufinden.
von einer schwachen Fließgeschwindigkeit habe ich eigentlich nichts erwähnt, oder?
Nee. Das war meine fehlinterpretierende Vermutung. Ich dachte ein offenes Ventil würtde die Fließgeschwindigkeit erhöhen und umgekehrt. War glaube ich Quatsch;).
Auf jeden Fall vielen Dank für die wirklich sehr gute Darstellung. Wenn ich was rausgefunden habe gebe Bescheid. Vielleicht geht es ja jemand ähnlich wie mir.
Hallo,
Also vermutlich lag es am Druck. Es ist inzwischen wieder nachgefüllt und jetzt klappt das auch mit dem Entlüften auf beiden Wegen. Warum es aber so viel Probleme mit dem Druck gibt, war nicht wirklich herauszufinden. Es ist aber auch ein altes Haus.
Wie die Heizung angeschlossen war, habe ich als Laie auch nicht herausfinden können. Hier sind insgesamt 9 Wohnungen und das war ein bisschen viel Rohr auf einmal.
Auf jeden Fall vielen Dank für Deine kompetente und ausführliche Hilfestellung.
Liebe Grüße
A. G. Pym
Bei einer Einrohrheizung kann es auch sein das Das Ausdehnungsgefäss ein offenes ist und deshalb auch immer luft in die anlage zieht. Vieleicht ist das auch ein grund.
Hallo, ich danke für die Antwort.
Das klingt nach einer Erklärung. Ich bin mir aber noch nicht sicher ob hier zum einen eine Einrohrheizung verbaut ist - ich müsste jetzt die Fußleisten abmontieren, da schau ich mal morgen; es scheint eine Verbindung zu geben. Bin mir aber nicht sicher, ob das nicht doch zwei Rohre bleiben - zum Andern kann ich ein offenes Ausdehnungsgefäss glaube ich ausschließen. Das sitzt im Keller. Damit müsste es geschlossen sein, oder?
da die Heizung ein geschlossenes System ist kommt das Wasser halt über den Rücklauf nach oben. Wichtig ist ,das die Anlage den richtigen Systemdruck hat.
Hallo,
danke für die Antwort.
Jetzt gesetzt den Fall ich habe den richtigen Systemdruck... Haus (Altbau geschätzte 10m; Druck bei 1,8bar, eher n Ticken mehr) Es ist Frisch nachgefüllt. (Also ein paar Tage her)
Warum läuft der Heizkörper hier dann hier bei geschlossenem Ventil leer, bzw. zieht Luft - statt sie hinauszupusten??
Naja, so weit habe ich es nicht kommen lassen.
Es war Luft drin. Also habe ich mit aufgedrehtem Ventil entlüftet. -> hat funktioniert.
Dann hab ich gedacht ich probier mal die "Zu" methode. Ich schliesse also das Thermostat, drehe die Entlüfterschraube auf: -> Das Ding zieht Luft. Also es saugt meinen Finger an.
Also wieder Schraube zu. Thermostat auf. Schraube wieder auf: -> Es entlüftet reibungslos. Also es stößt Luft aus, und anschliessend Wasser. Luft die ja eigentlich nicht mehr drinnen sein sollte, da frisch entlüftet.
Ich verstehe das nicht...
Das geht sogar beim Laufen:
- Thermostat auf
- Entlüftungsschraube auf ->Es kommt Wasser
- Thermostat zu (Schraube bleibt offen): -> Wasser stoppt und Luft zieht gurgelnd in den Heizkörper
- Thermostat wiederaufdrehen:-> Luft entweicht und schließlich fliesst Wasser nach.
Das ist ein interesantes Phänomen. Das konnte ich noch nicht beobachten. Ich wohne auch im DG. Da ist es egal ob das Ventil offen ist oder nicht...
Interessant. Ich danke für die Antwort.
Vielleicht hätte ich es mal draufankommenlassen sollen ob der HK wirklich leer wird.
Ich werde den Druck mit dem Hausmeister auch nochmal nachstellen, er hat nämlich nach der Entlüfterei wieder deutlich nachgelassen. Leider ist das hier ein bisschen schwierig mit der Zugänglichkeit des Hausmeisters. Auch ein Grund weshalb ich nicht so viel Luft hineingelassen habe.
Ich habe allerdings noch nicht ganz verstanden, weshalb sich der VenturiEffekt bei wenig Druck mit also schwacherFließgeschwindigkeit einstellen soll, aber vielleicht steig ich da noch hinter.
Wie kann ich denn als Laie feststellen, ob der Heizkörper falsch angeschlossen ist? Also in der Saug- statt in der Druckzone?
Entlüften muss ich nämlich schon relativ oft, d.h. so 2-4Mal pro Heizperiode. Ich habe das immer auf das Dachgeschoss geschoben.