Hauskauf Bj. 1970 ohne Bauunterlagen?
Hallo liebe Community,
wir stehen kurz davor eine Doppelhaushälfte, angegeben mit Bj. 1970 (weiterer Anbau aus 1985) zu erwerben und zu modernisieren. Nun gibt es, für meine Begriffe, jedoch Widersprüchlichkeiten, die mich stutzig werden lassen:
Laut Makler gäbe es keine Bauunterlagen. Man habe beim Bauamt nachgefragt und es gäbe schlicht keine. Keine Baupläne, keine Genehmigungen, nichts.
Mir liegt zum Haus, neben Grundbuchauszug etc., nur eine Wohnflächenberechnung / Kubatur und ein Grundriss mit Seitenansichten vor. Baupläne gibt es wie gesagt nicht.
Nun ist es so, dass der Keller einen deutlich älteren Eindruck macht, als der Rest des Hauses. Ein Teil des Kellers ist sogar ein Gewölbe. Nachfragen dazu, ob das Haus auf einen bestehenden Keller gebaut wurde, wurden nicht oder nur teilweise beantwortet. Alles läuft über den Makler, einen direkten Kontakt zum Eigentümer gibt es nicht.
Nun bin ich um ehrlich zu sein verunsichert.
Ist es plausibel, dass das Bauamt-Archiv zu Bauten von 1970/1985 keine Unterlagen mehr haben könnte? Mit solchen Problemen hätte ich eher bei Häusern vor und kurz nach dem 2. Weltkrieg gerechnet.
Danke euch vielmals!
3 Antworten
Ich denke schon. Früher war alles nicht so kompliziert. Man holte sich eine Genehmigung oder auch nicht und baute sein Haus. Selbst wenn man dazu "Unterlagen" hatte, sind die sicherlich schon verschwunden. Kein Mensch hebt das Zeug 50 oder 60 Jahre auf. Schon gar nicht, wenn es vererbt, verkauft oder verschenkt wurde.
Ich glaube kaum, dass du Baupläne im Archiv des Bauamtes finden wirst. Wenn, dann höchstens eine allg. Baugenehmigung. Auch das ist nicht gesagt.
Übrigens, wenn ein Bebauungsplan vorliegt, benötigt das Bauamt keine Bauzeichnung oder Bauplan. Auch für mein neu gebautes Haus (2020) hat das Bauamt keinen Bauplan. Sie wollten ihn auch nicht.
Müssen Baupläne nicht zum Erhalt einer Baugenehmigung (auch wenn ein Bebauungsplan vorliegt) eingereicht werden? Sollte dann nicht wenigstens die Baugenehmigung im Archiv zu finden sein? Wozu denn überhaupt ein Archiv wenn offenkundig nicht alles archiviert wird?
Nein. Wenn ein Bebauungsplan vorliegt und ich in den Bebauungsgrenzen bleibe, brauche ich weder etwas einreichen noch genehmigen lassen. Zum Schluss muss ich das Haus nur einmessen lassen. Es ist sozusagen genehmigungsfrei.
Tatsächlich gibt es, zumindest stand heute, keinen Bebauungsplan für das Grundstück, auf dem sich das Haus befindet. Ob es denn damals gab, als gebaut/angebaut wurde, kann ich nicht sagen.
Früher wurde auch viel schwarz gebaut. Ohne alles. Wo kein Kläger, da kein Beklagter. Nun gut, meine Eltern haben ihren Bungalow, Baujahr 1971 oder 72 auch genehmigen lassen. Als Hühnerstall. Für den Bungalow hätten sie von der Stadt keine Genehmigung bekommen, aber ein Hühnerstall war kein Problem. Und nein, es gab nie einen Bauplan. Man hat es so gebaut, wie man es am besten verstand. Und er steht heute noch.
Danke für diese Annekdote! Es ist nur eben für einen recht jungen Menschen wie mich (31), der in diesem Bürokratiejungle groß geworden ist, recht schwer sich vorstellen zu können, dass es auch mal "anders lief".
Es gibt noch anderes. Mein Arbeitskollege hat, in der Wendezeit, einfach eine Haus in sein Grundstück gebaut. Kein Hahn hat danach gekräht. Er hat es ohne Baugenehmigung, Bauplan, Statik und so etwas gebaut. In der Wendezeit 1998/99 ging hier sowieso alles drunter und drüber. Die alten Regeln galten nicht mehr, neue gab es noch nicht. Also machte jeder, was er wollte. 2000 hat er es dann einmessen lassen und alles war gut. Nie, niemals hätte er dort draußen auf dem Feld ein Haus genehmigt bekommen. Da war weit und breit nichts. Nun, für seine Infrastruktur musste er selbst sorgen, also Straße, Wasser, Klärgrube, Strom, Gas, Telefonie. Aber er hat keine Probleme mit einem Nachbarn. Es gibt dort kein Dorf.
Bei Häuser aus 1970 keine Unterlagen zu haben, ist hochgradig verdächtig.
Entweder es ist ein Schwarzbau, oder der Makler versucht euch etwas wirklich unangehmes zu verheimlichen. Vielleicht ist nur der Anbau tatsächlich komplett schwarz erfolgt und wenn vom Bauamt dann nur Unterlagen zum ursprünglichen Bestand vorliegen, würde auch dem letzten Trottel die Ungereimtheit auffallen.
Auf jeden Fall: FINGER WEG!
Wow vielen danke für diese schnelle Antwort und Einschätzung!
Nachfragen dazu ..... wurden nicht oder nur teilweise beantwortet.
Reicht schon aus, um die Finger weg zu lassen.
Hier wird jemand gesucht, der die Katze im Sack kauft.
Ein Immobilienkauf ist eine Investition für´s Leben.
Da muß, um Vertrauen herzustellen, alles auf den Tisch.
Danke für deine Einschätzung.
Vielleicht habe ich mich auch missverständlich ausgedrückt. Ich werfe dem Eigentümer keinesfalls vor keine Unterlagen mehr zu haben. Ich bin vielmehr stark darüber verwundert, dass angeblich auch im Archiv des Bauamtes keine vorhanden seien. Meine restliche Familie wohnt in Häusern, die im Schnitt um 1950 gebaut wurden. Deren Unterlagen gab es problemlos noch im Archiv (wohlgemerkt: im selben Ort befindliche Häuser).